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Brandenburg: Wer braucht schon die Alpen?

Ski und Snowboard fahren kann man seit gestern auch in der Niederlausitz – und zwar das ganze Jahr lang

Senftenberg. „Ski heil!“, heißt es ab sofort täglich in Senftenberg. Denn in der rund 120 Kilometer südlich Berlins gelegenen Stadt öffnete gestern Ostdeutschlands erste Halle für Abfahrtsläufer und Snowboard-Fahrer. 3 500 Kubikmeter Kunstschnee garantieren auf einer 130 Meter langen Piste mit einem Gefälle von 20 Prozent ein ganzjähriges Wintersportvergnügen. Rund 25 Millionen Euro hat eine Betreibergesellschaft dafür bei privaten Investoren eingesammelt.

„Bei 200 000 Besuchern im Jahr rechnet sich unser Aufwand“, sagte Robin Petrick von der „Snowtropolis“ getauften Arena. Er ist optimistisch, dass diese Zahl erreicht werden kann. „Senftenberg liegt zwischen Dresden und Berlin, auch Leipzig ist nicht weit weg.“ Der Brandenburger Ski-Verband zählt nur 600 Mitglieder. Viele Flüchtlinge aus dem Sudetenland hatten die Wintersportbegeisterung nach dem Krieg in die flache Lausitz getragen. „Wir werden wegen der Halle nicht auf unsere Ausflüge in die Alpen verzichten“, meinte Erich Schulze aus Lübben nach seinen ersten Testabfahrten. „Dafür ist die Piste einfach zu kurz, auch der Schnee könnte etwas fester sein.“ Der Übungsleiter in der Ski-Abteilung des Turnvereins Lübben sieht aber gute Chancen für das Training des Nachwuchses.

Gestern wagten sich auch Anfänger auf den überdachten Hügel. „Ich hatte Bammel, ob ich den Berg überstehe“, schilderte Sven Beutler aus Cottbus seine Eindrücke nach dem ersten Versuch. Auch bei den folgenden Abfahrten konnte er im kurzen Auslauf nicht rechtzeitig bremsen und rutschte gegen die Gummiwand. Unverdrossen fuhr er dennoch immer wieder mit dem Lift nach oben. So wie er liehen sich gestern viele eine Ski-Ausrüstung aus. Der Service in der Halle bietet 500 Ski-Schuhe, 250 Skier und 30 Snowboards an. „Vom nahen Erlebnisbad können Sie in der Badehose zu uns spazieren und sich hier umziehen“, versicherte Thomas Knöfel, Ski-Lehrer aus Österreich.

Warme Kleidung ist allerdings beim Besuch zu empfehlen. In der 130 Meter langen, 60 Meter hohen und 40 Meter breiten Halle liegt die Durchschnittstemperatur bei minus zwei Grad Celsius. Damit die Energiekosten nicht zu hoch zu Buche schlagen, wird die bei der Kühlung entstehende Abwärme für die Heizung der 22 Ferienhäuser, die Restaurants vor und in der Halle und andere Gebäude genutzt. Falls sich die Ski-Halle in Senftenberg rentiert, könnten in Brandenburg bald ähnliche Projekte folgen. Bernau im Norden und Wünsdorf im Süden von Berlin planen ähnliche Wintersportzentren.

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