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Brandenburg: Werbung für das Stadtschloss

Am Fortunaportal feierten Potsdamer die Aufstellung neuer Skulpturen Sponsor Jauch: Qualität des Tors soll Markenzeichen für Landtagsneubau sein

Potsdam - Das Fortunaportal des ehemaligen Potsdamer Stadtschlosses wird immer schöner. Gestern wurden dem Portal zwei jeweils fünf Tonnen schwere Skulpturengruppen aufgesetzt. Hunderte Potsdamer feierten das Ereignis auf dem Alten Markt. Günther Jauch und seine Frau Thea Siehler-Jauch mischten sich unter die Schaulustigen. Der Fernsehmoderator hatte den von 2001 bis 2002 erfolgten Wiederaufbau des Portals, Sinnbild der ersten Krönung eines Königs in Preußen, aus Werbeeinnahmen von der deutschen Zementindustrie finanziert. Seit dem Jahre 2002 schmückt die vergoldete Fortunafigur wieder die Kuppel des von Jean de Bodt (1670 bis 1745) entworfenen Bauwerkes. Die Ausführung der Schmuckfiguren geht wahrscheinlich auf die damals berühmten Künstler Guillaume Hulot und René Charpentier zurück. Nach Meinung des Kunsthistorikers Hans-Joachim Kuke handelt es sich um die „ersten monumentalen Freiplastiken in Norddeutschland“.

„Ich hoffe, dass die Qualität des wiederhergestellten Fortunaportals für den Landtagsneubau ein Markenzeichen ist“, sagte Jauch den Potsdamer Neuesten Nachrichten. Ein Teil der Mittel für den Figurenschmuck stammt aus „Restbeträgen“ der Jauch-Spende. Der Vorsitzende des Fördervereins zum Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses, der Berliner Rechtsanwalt Michael Schöne, betonte: „Wir wollen die Qualität schaffen, die in der alten Potsdamer Mitte hoffentlich überall der Fall sein wird.“ Schöne nahm damit Bezug auf die Diskussionen um die äußere Gestalt des künftigen Landtagsgebäudes. An der Frage, ob der Bau originalgetreu errichtet werden soll oder nicht, war die Zustimmung für den Bebauungsplan in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung zweimal gescheitert.

Mit den beiden Sandsteinfiguren, deren Herstellung 170 000 Euro gekostet hat, ist erst der Anfang gemacht, denn zum Fortunaportal gehören insgesamt acht Bildwerke, die in Stein gemeißelte Kompositionen von „Trophäen“, also Helme, Rüstungen, Waffen und Fahnen, darstellen.

Die beiden 2,10 Meter hohen Sandsteindarstellungen entstanden nach neu angefertigten Gipsmodellen in der Sächsischen Sandsteinwerke GmbH in Pirna. Montage und Restarbeiten führten die beiden Bildhauer Ralf-Peter Michaelis und Heino Lemke seit Mittwoch auf dem Alten Markt aus. Laut Lemke bestehen die Figuren aus sogenanntem Postaer Sandstein, der in Wehlen abgebaut wird. Es handele sich um einen besonders harten und widerstandsfähigen Stein, der zum Schutz mit einer hellen Lasur überstrichen werde. Die wenigen nach der Sprengung des Tores im Jahre 1960 erhaltenen Originalstücke, die in den Neustein eingefügt wurden, bleiben sichtbar. Die DDR hatte die vorherige Abnahme der teilweise gut erhaltenen Teile vor der Sprengung untersagt.

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) spricht von einer „klaren Ausgangsposition“, was die Wiederherstellung der historischen Potsdamer Mitte betrifft. Diese Ausgangsposition hatten ein Beschluss des Landtages im Mai 2005 sowie das im dritten Anlauf erfolgreiche Votum der Stadtverordnetenversammlung geschaffen.

Danach soll der Nachfolgebau des Knobelsdorff-Stadtschlosses bis 2012 fertig sein. „Das Aussehen ist im Detail zwar noch unklar“, sagte Jakobs, „aber die Spendenbereitschaft wird zeigen, dass wir willens sind, einen Landtag in der Kubatur des Stadtschlosses zu errichten.“

Dass es mit der historischen Außengestaltung vorangeht, dafür fühlt sich vor allem der Stadtschloss-Förderverein verantwortlich. Der Förderverein-Vorsitzende sagte, dass er zunächst Spenden für die beiden Seitenflügel des Fortunaportals einwerben wolle. Das Land habe erklärt, dass es „keinen Bedarf für die Torflügel“ habe. Brandenburgs Finanzminister Rainer Speer, der gestern per Fahrrad zum Skulpturenfest auf den Alten Markt gekommen war, hat eine Architekten-Investoren-Ausschreibung für den übrigen Bau an sechs interessierte Büros verschickt.

Die Baukosten des Landtagsgebäudes werden ohne archäologische Grabungen auf 83 Millionen Euro geschätzt.

Günter Schenke

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