zum Hauptinhalt
316715_0_5b69b6b5.jpg

© ddp

Wetter: Bevor die Oder zufriert

Eisbrecher sollen Flüsse schiffbar halten, vor allem aber Hochwasser verhindern.

Schwedt – Die Brandenburger Eisbrecherflotte auf der Oder bereitet sich nach kurzer Pause über den Jahreswechsel auf neue Einsätze in den nächsten Tagen vor. Bei den von Meteorologen vorausgesagten Nachttemperaturen von bis zu 20 Grad minus treten erfahrungsgemäß wieder verstärkt Eisschollen auf, die sich an Brücken oder Flussbiegungen leicht zu undurchdringlichen Barrieren auftürmen und den Wasserabfluss erheblich behindern können. Hochwasser sowie erhebliche Schäden oder sogar ein Überschwemmen der Deiche wären die Folge.

Bereits kurz vor Weihnachten mussten die meisten Wasserstraßen bis auf die Elbe und die Havel wegen Eisgangs vorsorglich gesperrt werden. Auf der Oder zwischen Schwedt und Gartz in Höhe der Ortschaft Friedrichsthal kam es durch Rand- und Treibeis sogar schon zur ersten Eisversetzung in diesem Winter. „Deshalb setzte die polnische Schifffahrtsverwaltung an den Weihnachtstagen Eisbrecher ein, die ihre Arbeit erfolgreich abschließen konnten“, sagte Sebastian Dosch vom Wasser- und Schifffahrtsamt Eberswalde. „Die kritischen Wasserstände wurden deutlich abgesenkt.“ Das Oderwasser kann seitdem wieder ungehindert in das Stettiner Haff und damit die Ostsee abfließen.

Auf der Havel-Oder-Wasserstraße ermöglichte der Eisbrecher „Eisfuchs“ den letzten Schiffen noch die Passage von Berlin nach Eberswalde. Die weiter nördlich gelegenen Kanalabschnitte sind wegen der Eisbildung gesperrt. Allerdings halten sich auf der Strecke zwischen Berlin und Stettin ab Mitte Dezember stets nur noch wenige Schiffe auf. Das Schiffshebewerk Niederfinow wird alljährlich in den ersten Wochen des Jahres einer gründlichen Revision unterzogen. Diesmal dauert die Sperrung bis zum 14. Februar.

Die Brandenburger Eisbrecherflotte auf der Oder besteht aus acht Schiffen, die vorrangig eine starke Eisbildung verhindern sollen. Ihr Einsatz wird mit der polnischen Seite abgestimmt. Derzeit entstehen auf einer Werft in Lauenburg zwei neue Schiffe, die die Veteranen „Gartz“ und „Oder“ nach mehr als 50-jähriger Dienstzeit ablösen sollen. Die Kosten in Höhe von zehn Millionen Euro übernimmt der Bund.

Von allen Brandenburger Wasserwegen geht von einer zugefrorenen Oder die größte Gefahr für Anrainer aus. Im Winter 2003 gerieten die Bewohner im Oderbruch kurzzeitig in helle Aufregung, als sich starke Eisschollen vor Brücken und in engen Flussbiegungen zusammengeschoben hatten. Eisbrecher aus Deutschland und Polen minderten die Gefahr und zum Glück setzte nach der Frostperiode rasch Tauwetter ein.

Letztmalig hatte ein Winterhochwasser das 20 000 Einwohner zählende Oderbruch im Jahre 1947 überschwemmt, viele Menschen in den Tod gerissen und große Schäden angerichtet. Ein sowjetischer Jagdbomber hatte damals beim Versuch, mit Bomben die Eisdecke auf der Oder aufzubrechen, versehentlich den Deich getroffen. Fachleute wiesen später allerdings nach, dass das Hochwasser auch ohne diesen Treffer den Deich überwunden hätte.

An der Elbe schließlich gab es bereits 1982 das letzte große Winterhochwasser. Claus-Dieter Steyer

Zur Startseite