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Brandenburg: Wilder Westen im stillen Osten

Bei Templin eröffnet am Sonnabend die Westernstadt. Fast alles ist echt, sogar der Bohrer für den Zahnarzt funktioniert noch

Templin – Der wilde Westen erobert den stillen Osten. Denn mitten in der Uckermark, im dünnst besiedelten Landkreis Deutschlands, eröffnet am Sonnabend die „Silver Lake City“ mit Indianern, Cowboys, Banditen, einem Sherriff, Cancan-Tänzerinnen und vielen anderen Gestalten in phantasievollen Kostümen.

Zwar heißt der Silbersee in Wahrheit Röddelinsee, entstand der Westernpark auf einem Teil des früheren Pionierlagers „Marschall Kliment Woroschilow“ und trägt das nächst gelegene Dorf den Namen Hindenburg, aber das sollen die großen und kleinen Besucher nach dem Passieren des Eingangstores zur „Main Street“ vergessen. „Wir wollen die Träume aus der Kinderzeit vom wilden Westen wieder wecken“, sagt Pressesprecher Siegfried Schiemann. „Niemand ist schließlich ohne Bücher und Filme über Indianer und Cowboys aufgewachsen. Allerdings zeigen wir hier nur die romantische Seite dieses Lebens im Jahre 1880.“ Die vielen tragischen Momente und Entbehrungen dieser Zeit würden in dem in etwa vier Wochen fertigen Museum dargestellt.

Dann treffen auch die Bisons, Pferde und Langhornrinder für die Weiden hinter den Häusern ein. Echte Indianer aus South Dakota und Westernreiter sollen die Gäste zusammen mit Artisten, Trickspielern und Stunt-Künstlern den ganzen Tag über unterhalten. Mehrmals am Tag wird zur Unterhaltungsshow in die 1200 Plätze bietende Music Hall eingeladen. Wer will, kann auch dem Totengräber bei seiner Arbeit zusehen, den Überfall auf die Silver Lake National Bank verfolgen, eine wilde Schießerei auf Balkons beobachten oder sich in verruchten Bars dem Laster hingeben.

Der von den Karl-May-Festspielen und Theaterstücken bekannte Buffalo Child, von Geburt an Cheerokee-Choctaw-Indianer, wird im Erdzelt mit Stammesbrüdern und ihren Frauen tanzen sowie Schmuck anbieten. Bislang unterhielt der frühere Angehörige der US-Armee die Gäste in der Westernstadt No Name City bei München. In Fachkreisen ist er fast so bekannt wie der Münchner Sammler von Western-Utensilien, Heinz Bründl. Im neuen Freizeitpark bei Templin stattete er die Geschäfte des Barbiers, des Kaffeehauses, des Lebensmittelverkäufers und die Zeitungsredaktion mit fast 1000 Antiquitäten aus. Der Zahnarztstuhl von 1880 funktioniert sogar noch – der Bohrer dreht sich per Fußpedal.

Die Traumstadt, zu der auch eine Kirche und eine mexikanische Kantine gehören, kostete 17 Millionen Euro. 6,5 Millionen erhielten die Investoren aus Passau vom Land Brandenburg als Zuschuss. Geschäftsführerin Andrea Milotzki ärgerte sich über die um fünf Wochen verspätete Eröffnung. „Wir haben den Arbeitern bezahlte Überstunden angeboten. Aber es gab keine Bereitschaft“, klagte sie. Der Park bietet 95 Arbeitsplätze.

Der Eintritt in die täglich von 10 bis 24 Uhr geöffnete Westernstadt kostet für Erwachsene 14 Euro, Kinder ab 1,45 Meter zahlen 10 Euro. Senioren sind mit 9 Euro dabei. Von 19 Uhr an gelten halbe Preise.

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