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Brandenburg: Wolgang Fürniß: Der Minister hat Ambitionen für ein Parteiamt

"Es laufen Gespräche", blockt Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß ab. Mehr will er zum jetzigen Zeitpunkt zu Informationen, er werde die Führung der CDU in Brandenburg (Havel) übernehmen, nicht sagen.

"Es laufen Gespräche", blockt Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß ab. Mehr will er zum jetzigen Zeitpunkt zu Informationen, er werde die Führung der CDU in Brandenburg (Havel) übernehmen, nicht sagen. Dabei wird im Landesvorstand kein Hehl daraus gemacht, dass es "feste Absprachen" der Beteiligten gebe: Noch vor der Sommerpause solle der gebürtige Heidelberger, der einst Manager bei SAP war, Kreisfürst der CDU in der Krisenstadt an der Havel werden. Dies sei auch so mit Parteichef Jörg Schönbohm abgesprochen, heißt es.

Vorrangiges Ziel der Operation ist es demnach, die zerstrittene Stadt-CDU vor der Oberbürgermeisterwahl im Herbst zu stabilisieren. Sie sei tief zerrissen, der jetzige Vorsitzende Hartmut Unruh und sein Vorgänger Friedrich von Kekule arbeiteten mit ihren Anhängern gegeneinander. Schlechte Voraussetzungen bei der OBWahl, obwohl der derzeitige SPD-Amtsinhaber Helmut Schliesing als "verschlissen" gilt und auch der zweite von der SPD in Betracht gezogene, parteilose Bewerber Norbert Langerwisch als "wenig überzeugend" angesehen wird. Die CDU sucht Hände ringend einen "zugkräftigen Kandidaten", um "in diese Lücke zu stoßen". Vorher soll jedoch der Kreisverband in Ordnung gebracht werden.

Fürniß wird zugetraut, dass er - wie Schönbohm auf Landesebene - den schwierigen Stadtverband zusammenführen kann. Als Wirtschaftsminister könnte er auch dies und jenes für die unter hoher Arbeitslosigkeit leidende einstige Stahlarbeiterstadt bewirken, glaubt man in der Union. Über die Motive des Wirtschaftsministers, sich trotz brennender Probleme im Land in die Parteiniederungen zu begeben, kann indes nur spekuliert werden: Er wolle mit Blick auf ein mögliches Ende der großen Koalition 2004 "Vorsorge treffen" und sich "ein Standbein in der Partei schaffen", vermuten Parteifreunde. Sie schließen nicht aus, dass der als ehrgeizig geltende 56-Jährige langfristig die Nachfolge des 64-jährigen Parteichefs Jörg Schönbohm anpeilen könnte.

Ursprünglich soll Schönbohm Justizminister Kurt Schelter (früher CSU, jetzt CDU) als möglichen Nachfolger im Blick gehabt haben, doch glaubt man in der Union inzwischen, dass der intellektuelle Rechtsprofessor "in Brandenburg nicht so gut ankommt, hier auch selbst nicht wirklich angekommen ist". Andererseits ist die Personalnot in der märkischen CDU groß, wie sich gerade jetzt bei der mühsamen Suche nach Landrats- und Oberbürgermeister-Kandidaten zeige.

"Fürniß wäre mit seiner Erfahrung ein Gewinn für die Partei", sagt ein Vorstandsmitglied. Zwar liegt der liberale Minister politisch nicht immer auf einer Linie mit dem konservativen Hardliner Schönbohm. Dennoch, so CDU-Politiker, habe dieser bisher keinen Grund, an der Loyalität von Fürniß zu zweifeln. Allerdings wird nicht verhehlt, dass der Ruf von Fürniß lädiert wäre, wenn die Chipfabrik in Frankfurt (Oder) platzen sollte. Der von Fürniß angekündigte Einstieg Dubais in das Drei-Milliarden-Projekt ist nach wie vor nicht besiegelt. Der Minister habe sich "sehr weit aus dem Fenster gewagt", betonen Christdemokraten.

Michael Mara

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