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Brandenburg: Zugverkehr in der flachen Mark teurer als in bayerischen Bergen

Experten rätseln über Brandenburgs hohe Zahlungen an die Bahn

Potsdam. Der Bahnverkehr im flachen Brandenburg dürfte teurer sein als im bergigen Bayern. Das geht aus einer Aufstellung hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt. Brandenburgs Ex-Verkehrsminister, Hartmut Meyer (SPD), hatte in den letzten Monaten seiner Amtszeit einen Vertrag mit der Bahn ausgehandelt, wonach diese pro gefahrenem Kilometer offenbar mehr Geld erhält als in Bayern. Dort ist der Vertrag allerdings noch nicht unterzeichnet. Meyer will künftig als Berater für das Verkehrsunternehmen arbeiten (wir berichteten), was im Land auf heftige Kritik stößt.

Dem Vertrag mit der Bahn zufolge zahlt Brandenburg für jeden Zugkilometer 8,5 bis 9 Euro. In Bayern dagegen sind nur 7 bis 8 Euro vorgesehen. Dazu verdient die Bahn an ihren Einnahmen, zu denen keine Angaben vorliegen. Die Bahn verlangt je nach dem Aufwand, den sie für die Unterhaltung von Strecken betreiben muss, unterschiedliche Zuschläge, so genannte Regionalfaktoren. Strecken mit vielen Brücken und Tunneln sind damit teurer als Gleise, die nur auf dem flachen Land liegen. Experten können deshalb bisher nicht nachvollziehen, warum der Betrieb in relativ einfachen Verhältnissen wie in Brandenburg teurer sein soll als in Bayern.

Auf der Einnahmeseite hat Brandenburg außerdem besonders lukrative Strecken. Seit Jahren steigen die Fahrgastzahlen auf den Regional-Express-Verbindungen, die nach Berlin führen. Damit klettern auch die Einnahmen der Bahn nach oben. Gerade diese Regional-Express-Linien bleiben während der gesamten zehnjährigen Vertragslaufzeit bei der Bahn; ausgeschrieben werden sollen in dieser Zeit nur einige Nebenbahnen mit geringeren Einkünften aus dem Fahrscheinverkauf. Mecklenburg-Vorpommern dagegen bringt auch lukrative Regional-Express-Verbindungen in den Wettbewerb.

Seit der Bahnreform 1994 bestellen und bezahlen die Länder den Regionalverkehr auf der Schiene. Vorher lief dieser überall unter alleiniger Regie der Bundesbahn und der Reichsbahn. Den Verlust glich der Bund aus. Seit der Bahnreform überweist die Bundesregierung den Ländern pauschal einen Betrag zur Finanzierung des Regionalverkehrs. Die Konditionen handeln die Länder dann mit dem jeweiligen Bahnbetreiber aus. Neben der Bahn AG gibt es inzwischen zahlreiche Privatunternehmen.

Ein Vergleich des Betrages, der pro Zugkilometer gezahlt wird, ist dabei schwierig, weil es oft unterschiedliche Nebenvereinbarungen gibt. Baden-Württemberg zum Beispiel zahlt 7,20 Euro, während Sachsen-Anhalt bis zu 12,8 Euro überweist. Hessen zahlt sogar 12 bis 14 Euro – aber dabei sind die Einnahmen schon eingerechnet. Erheblich billiger will die Nord-Ostsee-Bahn, ein Tochterunternehmen der Connex-Gruppe, in Zukunft zwischen Hamburg und Westerland/Sylt fahren. Nur 4,37 Euro zuzüglich der Einnahmen sind hier pro Zugkilometer vorgesehen. Im Wettbewerb war die Bahn auf der attraktiven Strecke unterlegen.

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