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Brandenburg: Zukunft ist wieder in

Brandenburgs Jugendliche werden optimistischer, zeigt eine Umfrage. Die Gewaltbereitschaft sinkt

Potsdam - Bei Brandenburgs Jugendlichen wachsen Leistungsbereitschaft, Selbstvertrauen und Zukunftsoptimismus. Zugleich nehmen rechtsextremistische und ausländerfeindliche Einstellungen ab. Das geht aus der Studie „Jugend in Brandenburg“ hervor, die Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) am Mittwoch in Potsdam vorstellte.

Das Wertebild ist für das Land repräsentativ. „Es wurden 3379 Jugendliche zwischen 12 und 20 Jahren befragt. Das sind doppelt so viel wie für die deutschlandweite Shell-Studie“, erläuterte der Autor Dietmar Sturzbecher. Er ist Wissenschaftler an der Universität Potsdam und Direktor des Instituts für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung, das die Studie im Auftrag des Bildungsministeriums seit 1991 regelmäßig veröffentlicht. Danach haben seit 1999 „Anstrengungs- und Leistungsbereitschaft deutlich zugenommen, insbesondere bei Auszubildenden“, sagt Sturzbecher. „Hedonistische Werte haben an Bedeutung verloren.“ Der Wert „Arbeit“ sei inzwischen wichtiger als das Ziel „das Leben zu genießen“ und nehme den ersten Rang unter allen Lebenszielen ein; 1999 war es andersherum. Heute strebt eine deutliche Mehrheit von 69,3 „erfüllte Arbeit“ als Lebensziel an, fünf Prozentpunkte mehr als 1999. Das „Leben genießen" halten 59,2 Prozent für sehr bedeutsam, fünf Prozentpunkte weniger als 1999.

Weiter zurück gehen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus, auch die Akzeptanz für Gewalt bei Jugendlichen sinkt. 51 Prozent lehnen Rechtsextremismus kategorisch ab, das sind zehn Prozentpunkte mehr seit 1999 und rund 20 Prozentpunkte mehr als 1993. Ausländerfeindlichkeit wird von 38 Prozent völlig abgelehnt, auch das ein Zuwachs von fünf Prozentpunkten. Andererseits äußerten 2005 4,6 Prozent der Jungen und ein Prozent der Mädchen „völlige Übereinstimmung“ mit rechtsextremen Einstellungen wie die Behauptung, der Faschismus habe auch gute Seiten gehabt oder die Juden seien an ihrer Verfolgung selbst mit schuld. Knapp 14 Prozent der Jugendlichen bewerteten rechtsextreme Ideen positiv. 1999 waren es noch 21 Prozent. Der Anteil junger Leute mit ausländerfeindlichen Einstellungen ging von über 34 auf knapp 28 Prozent zurück. Gewalt wurde 2005 von fast 45 Prozent der Jugendlichen „absolut“ abgelehnt, 1999 waren es erst nur knapp 34 Prozent.

Nach der Langzeitstudie wächst unter Jugendlichen auch politisches Interesse, breiten sich soziale Wertorientierungen aus, gibt es eine Besinnung auf die Familie. 57,9 Prozent der 12- bis 20-Jährigen wollen eine Familie gründen – fünf Prozentpunkte mehr als 1999. Jeder zweite Jugendliche will „für andere da sein“. Jeder Dritte interessiert sich für Politik.

Und trotz schlechter Job-Perspektiven breiten sich Selbstvertrauen und Optimismus aus. Ansichten wie „man kann nicht seines Glückes Schmied sein; ist äußeren Umständen wehrlos ausgesetzt“ können 38 Prozent der Jugendlichen nicht teilen. Damit nahm der Anteil derjenigen, die der Meinung sind, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, um 12,3 Prozentpunkte gegenüber 1999 zu. „Wir haben hier Westniveau erreicht“, sagt Sturzbecher. „Das ist eine Trendwende: 1999 nahm der Fatalismus noch zu.“ Den Widerspruch zur Lage im Land erklärt der Forscher so: „Man muss seine Zukunft ja nicht in Brandenburg suchen.“ Die Motivation zum Lernen ist bei 24,1 Prozent der Jugendlichen „hoch“ und bei weiteren 49,7 Prozent „eher hoch“.

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