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Brandenburg: "Zur Alten Mühle": Hier werden die Kauwerkzeuge beflügelt

Im Städtchen Altlandsberg am nördlichen Berliner Autobahnring stößt der Durchreisende auf eine Reihe von Merkwürdigkeiten. An der Hauptstraße steht ohne eine Erklärung eine aufpolierte Diesellokomotive aus einem fernen Tagebau, der Lastwagenverkehr quält sich seit Jahrzehnten durch enge Gassen und über einen schönen Marktplatz, am Ortsausgang wirbt ein luxuriöses Armenhaus um Besucher, und ein Stück vor den Toren der Stadt ragt der Turm einer Mühle ohne Flügel in die Höhe.

Im Städtchen Altlandsberg am nördlichen Berliner Autobahnring stößt der Durchreisende auf eine Reihe von Merkwürdigkeiten. An der Hauptstraße steht ohne eine Erklärung eine aufpolierte Diesellokomotive aus einem fernen Tagebau, der Lastwagenverkehr quält sich seit Jahrzehnten durch enge Gassen und über einen schönen Marktplatz, am Ortsausgang wirbt ein luxuriöses Armenhaus um Besucher, und ein Stück vor den Toren der Stadt ragt der Turm einer Mühle ohne Flügel in die Höhe.

Zumindest das letzte Rätsel kann jeder Neugierige auf Anhieb lösen. Denn die Mühle ist eine öffentliche Gaststätte - auch wenn noch keine Hinweisschilder den Weg weisen. Alle Zweifel werden spätestens beim Anblick des gemütlichen und abseits des Verkehrslärms gelegenen Biergartens zerstreut. Die Herbstsonne lockte in dieser Woche erstaunlich viele Gäste noch einmal ins Freie.

Die im Dezember vergangenen Jahres eröffnete Gaststätte erstreckt sich vor allem auf einen seitlichen und mit ziegelroten Klinkern verkleideten Anbau. In den gemütlichen Ecken lässt es sich gut unterhalten, speisen und trinken und über die durchaus bewegte Geschichte der Mühle plaudern. 1883 vermerkt die Chronik als Baujahr. Später kamen Ställe und ein Bäckerei auf das Gelände. Schon Anfang vorigen Jahrhunderts muss auf den Wind kein rechter Verlass mehr gewesen sein, denn seit 1908 trieb ein Elektromotor das Mühlwerk an. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Ende für die kleine Mühle. Das Gebäude verfiel, bis es schließlich ein auf der Berliner Museumsinsel arbeitender Schweizer Architekt bei einem Ausflug ins Umland entdeckte. Er baute den 33 Meter hohen Turm zum Wochenenddomizil aus. Jetzt gehört das Anwesen einer Berliner Familie, die auch die kleinen aber hellen Zimmer im Turm bewohnt. Sie wagte den Schritt in die Gastronomie.

Ihr Angebot entspricht dem etwas höheren Brandenburger Durchschnitt mit rustikalen Ergänzungen. Das Eisbein mit Erbsenpüree und Sauerkraut kostet nur 15,50 Mark, das Kalbsschnitzel mit Bratkartoffel und Salat 24,40 Mark. Empfehlenswert ist das Schweinefilet mit Spätzle oder Kroketten für 17,90 Mark. Erfreulich ist die ausdrückliche Berücksichtigung der Kinderwünsche, die unter anderem zwischen Curry-Wurst mit Pommes oder Schnitzel wählen können. Spielgeräte im Garten vertreiben den "Quälgeistern" zusätzlich die Zeit. Zu jeder Zeit kann hausgebackener Kuchen bestellt werden. Nur das von einer alten Mühle eigentlich erwartete Knarren und Brummen der Holzbalken ist nicht zu hören. Doch was nicht ist, kann vielleicht noch irgendwann werden - die heutige Technik macht schließlich vieles möglich.

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