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Gehackt: am Montag wurde Ansgar Hevelings Webseite lahmgelegt.

© dapd

Ansgar Heveling: Ein CDU-Politiker zieht in den Netzkrieg

Ein Bundestagsabgeordneter hat mit einem Gastkommentar im Handelsblatt Internetnutzer gegen sich aufgebracht. Das scheint auch seinen Parteikollegen etwas unangenehm zu sein.

Immerhin kennt man ihn jetzt. Ansgar Heveling, geboren am 3. Juli 1972 in Rheydt (Nordrhein-Westfalen), CDU-Politiker, Mitglied des Bundestags, im Rechtsausschuss Berichterstatter für Urheberrecht, geistiges Eigentum und Strafrecht sowie Mitglied der Enquête-Kommission Internet und Digitale Gesellschaft als Berichterstatter für Rechtsverstöße - so steht es auf seiner Webseite.

Neben all diesen Attributen und Aufgaben hat Heveling jetzt auch ein eigenes Hashtag bei Twitter. Das liegt daran, dass er sich im Handelsblatt zum Thema "Internet im Allgemeinen" zu Wort gemeldet hat. Mit #hevelingfacts werden seit Montag in dem Kurznachrichtendienst alle Kommentare verschlagwortet, die zu den Äußerungen Hevelings Stellung nehmen.

In seinem Gastkommentar legt Heveling sich in Kampfrhetorik mit der so genannten Netzgemeinde an und beschwört das Ende des Web 2.0. Von "medialer Schlachtordnung" ist da die Rede, von "Endkampf" und "verbrannter Erde". Seine These: Das ganze Getwittere, Gefacebooke und überhaupt das ganze Rumgetippe auf Tastaturen wird demnächst der Vergangenheit angehören.

Woher er diese Gewissheit nimmt, sagt er nicht. Nur, dass es gilt, die Errungenschaften der bürgerlichen Gesellschaft in das Nach-Netz-Zeitalter hinüberzuretten. Zu diesen erhaltenswerten Dingen zählt für Heveling in erster Linie das "geistige Eigentum" und das ist, wie sollte es anders sein, im Netz in Gefahr. Bedroht durch "digitalen Maoisten".

Dass der CDU-Politiker damit Menschen gegen sich aufbringt, die das Internet mögen, dürfte ihm klar gewesen sein. Auf Twitter, Facebook und in Blogs machen sie erst ihrem Ärger, später aber vor allem ihrem Spott Luft. Prompt reagiert auch der Bundesvorsitzende der Piratenpartei Deutschland, Sebastian Nerz: "Ernst nehmen kann man Herrn Heveling nicht – aber es spricht traurige Bände, dass er trotz offensichtlich völlig fehlendem Sachverstand Mitglied der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft ist." Am Montagnachmittag wurde die Webseite des Politikers darüber hinaus Ziel eines Hackerangriffs.

Seinen eigenen Parteikollegen ist Hevelings Kommentar offenbar unangenehm. So twittert die Junge Union aus seiner Heimat: "JUKreisNeuss distanziert sich von Hevelings Auffassung des Internets". Der Twitter-Freund Peter Altmaier versucht, die Wogen mit beruhigenden Worten zu glätten: "Wie wär's mit Gelassenheit?: Meinungsfreiheit für Alle, egal ob's gefällt oder nicht! (Fast) jede Debatte übers Netz ist besser als keine!" Und Familienministerin Kristina Schröder nimmt mit einem Seitenhieb Stellung zum "Ende des Internets".

Inwiefern Hevelings Beitrag und der darauf folgende Shitstorm die Debatte über das Internet und seine Funktion in der Gesellschaft weitergebracht haben, wird sich vielleicht nie ganz aufklären. Immerhin aber: seinen Namen kennt man jetzt.

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