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"Zerstört Zerstört" ist ein Anti-Gentrifizierungsspiel von "besorgten Berliner Bürgern".

© Tsp

Anti-Gentrifizierungs-Spiel: Häuserkampf als Browser-Game

Kurz vor der Tempelhof-Volksabstimmung haben "besorgte Berliner Bürger" ein Spiel gegen Immobilienspekulation und Gentrifizierung veröffentlicht. Die Hauptrolle spielt dabei ein bekannter Spitzenpolitiker mit SPD-Parteibuch.

Es gibt viele Möglichkeiten, seinen Protest auszudrücken. Das Volksbegehren gegen die Bebauung des Tempelhofer Feldes ist die basisdemokratische Variante. Inzwischen muss jedoch offenbar davor gewarnt werden, dieses Referendum als Generalabrechnung mit der Berliner Landesregierung und dem Regierenden Bürgermeister umzudeuten. Welches Bild einige Berliner von Klaus Wowereit haben, zeigt ein kleines Online-Spiel mit dem Namen „Zerstört Zerstört“. Hinter dem Browser-Game, das auf der Plattform www.kongregate.com eine Heimat gefunden hat, stehen nach eigenen Angaben „besorgte Berliner Bürger“, die sich für dieses Projekt unter dem Namen imDickicht.de zusammengefunden haben.

Grauer Anzug, ergrautes Haar - das kann nur Klaus Wowereit sein

Trotz 2-D-Pixelgrafik ist die Hauptperson des Spiels unschwer zu erkennen Grauer Anzug und ergrautes Haupthaar, das kann nur Klaus Wowereit sein. Für die Entwickler des Spiels stellt Wowereit offenbar jenen einflussreichen Politikertyp dar, der die Gentrifizierung vorantreibt und so die Vielfalt an Lebensentwürfen und kulturellen Besonderheiten zerstört. Doch wie funktioniert das Spiel? Mit Wowereit als Figur sucht sich der Spieler abgezockte Bauunternehmer, die bunte Häuser zerstören und an ihre Stelle teure Eigenheime setzen. Kommt es zu Demonstrationen, müssen Polizisten losgeschickt werden, um den Protest niederzuschlagen. Von Zeit zu Zeit wird die Presse eingeladen, um das ramponierte Image aufzupolieren. Hat der Spieler alle Aufgaben gemeistert, kommt der Bagger und zieht eine weitere luxuriöse Wohnanlage in bester Citylage hoch.

Gesteuert wird das Spiel mit den Pfeiltasten der Tastatur, eine Aktion wird mit der X-Taste ausgelöst. Das X kann auch als Kreuz gesehen werden. Wo die Berliner am Sonntag ihr Kreuz bei der Tempelhof-Abstimmung machen, darauf hat ein Spiel wie „Zerstört Zerstört“ jedoch vermutlich keinen Einfluss. Die Verfechter der Senatslinie werden sich eher darüber echauffieren, dass die Energiezufuhr des Politikers an Drogenkonsum erinnert, auch wenn die Entwickler ausdrücklich betonen, dass dies keineswegs unterstellt werden soll. Sie selbst verstehen das Spiel als Satire, man könnte auch von digitalem Bürgerprotest sprechen.

Das Spiel wendet sich somit vor allem an Gleichgesinnte, die nicht mehr bekehrt werden müssen. Zum Frustabbau taugt das Game allerdings nicht, auch ist es längst nicht so unterhaltsam wie Moorhuhnschießen oder Vögel in Katapulten. Die Idee, seinen Protest einmal anders zu artikulieren, mag charmant sein. „Zerstört Zerstört“ ist jedoch schnell durchgespielt. Die Folgen politischer Entscheidungen sind nachhaltiger. Aber der Volksentscheid ist ja auch kein Spiel.

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