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Vom Smartphone direkt in die Cloud. Bei der Einrichtung eines neuen Handys aktivieren Nutzer die automatische Sicherung ihrer Fotos in einem Online-Speicher. Das ist einerseits sinnvoll, birgt andererseits aber auch Gefahren. Foto: dpa

© dpa

Update

Apple, Google, Microsoft: Nackt im Netz

Der Diebstahl von Fotos ist nicht auf Promis beschränkt. So nutzt man die Cloud-Speicher richtig. Apple kündigt Verbesserungen bei der Sicherheit an.

Die nackte Wahrheit ist häufig brutal: Rund 100 Hollywood-Stars und andere Promis wie Jennifer Lawrence, Rihanna, Avril Lavigne oder Kate Upton wurden Nacktfotos von ihren Handys oder PCs entwendet und im Internet veröffentlicht. Angeblich sollten die Bilder von Apples Online-Speicher iCloud gestohlen worden seien, hieß es zunächst. Nach Untersuchungen des Unternehmens gab es jedoch kein Leck in iCloud, der Diebstahl sei eher die Folge gestohlener Kontodaten gewesen, so Apple. Das Unternehmen hat am Freitag zudem angekündigt, die Sicherheitsmaßnahmen von iCloud zu verbessern. So sollen Nutzer per E-Mail und Mitteilungen informiert werden, wenn jemand versucht, ihr Passwort zu wechseln, oder Daten aus dem Speicherdienst iCloud auf ein neues Gerät herunterzuladen. Das kündigte Konzernchef Tim Cook im „Wall Street Journal“ an. Dennoch stellt sich die Frage, ob man solche Bilder überhaupt einem Online-Speicher anvertrauen sollte. Zumal sich gezeigt hat: Ob Selfies, Schnappschüsse oder Urlaubsfotos – die meisten Smartphone-Besitzer sind sich gar nicht bewusst, wie schnell ihre fotografischen Erinnerungen in der Cloud landen. In allen Smartphone-Betriebssystemen gibt es Optionen, um die Handy-Fotos automatisch zur Datensicherung in die Cloud zu schicken. Das ist sinnvoll beispielsweise für den Fall, dass man sein Handy verliert. Allerdings können die Cloud-Fotos auch in falsche Hände geraten.

IPHONE UND ICLOUD

Auf Smartphones und Tablets von Apple werden Bilder erst nach der Einrichtung des iCloud-Dienstes automatisch hochgeladen. Sie landen dann im sogenannten Fotostream. Was nicht jeder Apple-Kunde weiß: Die Fotos stehen danach auf allen anderen Geräten zur Verfügung. Das gilt sowohl für iPhones, iPads und iPhone-Touch-Geräte als auch für Mac-Computer mit aktiviertem iCloud- Dienst. Aber auch auf einem Windows- Computer kann iCloud installiert und entsprechend eingerichtet werden. Jedermann, der Zugriff auf diese Geräte hat, kann damit alle mit dem iPhone oder iPad geschossenen Fotos betrachten, sobald sie sich in iCloud befinden. Einzige Voraussetzung: das Mobilgerät muss zuvor in einem Wireless-Lan eingeloggt gewesen sein, denn bei einer Mobilfunkverbindung könnte das Hochladen der mehreren Megabyte großen Fotos das Inklusivvolumen der Daten-Flatrates verbrauchen. Wird die iCloud auf einem Gerät abgemeldet oder „Mein Fotostream“ deaktiviert, werden alle Fotos des Geräts entfernt. Besser: Die Dienste bleiben aktiv und man löscht jene Bilder aus dem Fotostream, die man nicht im Online-Speicher wissen möchte.

ANDROID-HANDYS UND GOOGLEDRIVE

Bei der Ersteinrichtung des Android-Smartphones wird das Handy mit einem Google-Konto verbunden. Der erste Schritt zum Online-Backup ist damit getan. Nun können die Fotos automatisch in Google Drive gesichert werden. Dies geschieht über die Einstellungen der Foto-App (entweder Galerie oder Album). Dort befindet sich die Option für die automatische Sicherung. Um das Datenvolumen des Handyvertrages nicht zu stark zu belasten, sollte der Upload so eingestellt werden, dass die Bilder nur bei bestehender W-Lan-Verbindung automatisch gesichert werden. Befinden sich die Fotos erst einmal in Googles Datenwolke, lassen sie sich wie bei Apples iCloud auf den unterschiedlichsten Geräten ansehen, sobald sich der Besitzer mit seinem Google-Konto angemeldet hat. Wechselt man dann im Internet-Browser beispielsweise zu Google+, wird sofort angezeigt, welche Bilder nun mit anderen Nutzern geteilt werden können. Aber Vorsicht. Hat man zuvor einen Beitrag öffentlich für alle Google+-Mitglieder verfasst, wird das Foto ganz schnell ebenfalls öffentlich verbreitet.

WINDOWS PHONE UND ONEDRIVE

Eine automatische Aktivierung der Bildersicherung erfolgt beim Windows-Phone-System von Microsoft nicht. Für das Foto-Backup wird ein Microsoft-Konto mit einer sogenannten Live-ID benötigt, die als zentraler Schlüssel für die verschiedensten Dienste des Unternehmens verwendet wird. Dazu gehört auch der Online-Speicher OneDrive. Wie bei den Konkurrenzsystemen lässt sich auch bei Windows Phone festlegen, in welchen Situationen Fotos in der Cloud gesichert werden. Unter Einstellungen/Datensicherungen stehen drei Optionen zur Verfügung. Neben dem Verzicht auf die Datensicherung lässt sich das Windows Phone so einstellen, dass Fotos nur bei bestehender W-Lan-Verbindung hochgeladen werden oder in mittlerer Qualität auch mit einer Mobilfunkverbindung. Im Online-Speicher OneDrive sind die Bilder zuerst einmal nur für den Besitzer des Kontos sichtbar beziehungsweise auf anderen Geräten, die ebenfalls ein OneDrive-Konto enthalten. Freigaben von einzelnen Fotos oder Ordnern müssen individuell erstellt werden. Zu den Besonderheiten von OneDrive gehört die Option zur Zwei-Wege-Authentifizierung. Um auf das Konto zugreifen zu können, wird dabei zusätzlich eine Transaktionsnummer benötigt, die man sich auf sein Handy schicken lässt. Diese zusätzliche Sicherheit wird vor allem im Geschäftsleben immer wichtiger.

FOTO-APPS UND ONLINE-SPEICHER

Die eingebauten Kamera-Apps in iPhones, Android-Handys und Windows Phones sind jedoch nicht die einzigen Programme, die nach einmaliger, eventuell vorschneller Aktivierung später ständig im Hintergrund Fotos und andere Daten in die Cloud hochladen. Es muss sich bei den Programmen nicht einmal um Foto-Apps wie Pinterest oder Instagram handeln. Vielmehr fragt beispielsweise auch der Online-Speicher Dropbox bei der Ersteinrichtung, ob Bilder als Standardeinstellung automatisch gesichert werden sollen. Die Einstellung kann je nach Smartphone-Typ direkt in den Dropbox-Einstellungen oder zentral – wie beispielsweise bei Android – über die Galerie- oder Album-App geändert werden.

DER EIGENE COMPUTER

Ob daheim, im Internet-Café oder am Arbeitsplatz: Viele Nutzer haben ihre Internet-Browser so eingerichtet, dass sie sich beim Öffnen automatisch bei den sozialen Netzwerken und Internet-Konten anmelden. Damit kann aber auch auf die Online-Speicher zugegriffen werden. Wer sich das Leben auf diese Art vereinfachen möchte, sollte seinen Bildschirm selbst bei kürzeren Abwesenheiten sperren. Bei Windows-Computern muss dazu nur die Windows-Taste zusammen mit der L-Taste gedrückt werden.

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