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Weltweit gedenken die Menschen, wie hier der indische Sandkünstler Sudarsan Pattnaik,  an die Opfer des Terroranschlags in Paris.

© AFB

Charlie Hebdo auf Twitter: Ein Bild sagt mehr als 140 Zeichen

In Tausenden Bildern und Karikaturen rufen die Twitter-Nutzer den Terroristen zu: Nous sommes Charlie! Amerikanische Medien sind weniger couragiert.

Manche Werbesprüche prägen sich deshalb so gut ein, weil in ihnen eine tiefe Wahrheit liegt. Welches Produkt damit beworben werden soll, bleibt zumeist deutlich kürzer in Erinnerung. „Reduce to the max – auf das Maximum reduziert“, ist eine solche Formel, die mir im Umgang des Internets mit den beiden großen terroristischen Anschlägen auf die Twin Towers in New York und auf die Journalisten der Redaktion von „Charlie Hebdo“ in Paris einfällt.

Als am 11. September 2001 Al-Qaida-Terroristen vier Flugzeuge kaperten und in New York über 3000 Menschen töteten, war danach das Internet so von der Informationsflut überlastet, dass die Redaktionen weltweit ihre Homepages von allem anderen freiräumen mussten, um die Nachrichten aus den USA ins Netz zu bringen. Dass auf die anderen Meldungen verzichtet wurde, hatte keineswegs Platzgründe, sondern hing mit der zu dieser Zeit noch sehr geringen Bandbreite des Internets zusammen. Nur durch die Reduzierung auf das absolut Wesentliche konnte erreicht werden, dass die Informationsseiten nicht endgültig zusammenbrachen. Dennoch wurde damit das maximal Mögliche erreicht, nicht nur in Hinblick auf den medialen Nachrichtenaustausch. Denn weil das Telefonnetz in New York zusammengebrochen war, blieb für viele Menschen das Internet die einzige Möglichkeit, sich über das Schicksal von Freunden und Verwandten zu informieren.

Trauer und Solidarität

Solche technischen Restriktionen spielen im Jahr 2015 keine Bedeutung mehr. Doch auch dieses Mal gibt es eine Reduzierung auf das Maximum. Wohl nie zuvor wurden im Internet-Telegrammdienst Twitter so viele Bildnachrichten verschickt. Karikaturen von Zeichnern, die ihre Trauer und ihre Solidarität mit den getöteten Kollegen ausdrücken, schwarze Banner mit den Worten „Je suis Charlie“ in weißer Schrift und übersetzt in alle erdenklichen Sprachen, Fotos von Menschen, die sich auf dem Place de la République oder am Brandenburger Tor zum Gedenken an die Opfer des Terroranschlages versammeln oder die sich zu einer Schweigeminute erheben. Diese Bilder sagen mehr als die meisten 140-Zeilen-Botschaften.

Allerdings reagieren die Medien nicht in allen Ländern gleichermaßen couragiert. Dabei fällt auf, dass ausgerechnet Zeitungen aus den USA und TV-Networks wie ABC, NBC und CNN die Karikaturen von „Charlie Hebdo“ entweder nur verpixelt zeigen oder die Bildausschnitte so wählen, dass islamkritische Zeichnungen nicht zu sehen sind. „Journalistisch gesehen sagt jeder Teil unseres Körpers, dass wir die Cartoons verwenden sollten“, erklärte CNN-Präsident Jeff Zucker, doch als Manager sei es gerade jetzt wichtiger, „die Sicherheit der Angestellten auf der ganzen Welt zu schützen“.

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