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Das Computerspiel "Crysis 2" ist preisgekrönt - und nicht jugendfrei. Für Teile der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag ist es ein Killerspiel.

© dpa

Computerspielpreis: Staatlich geförderter Ego-Shooter

Der Deutsche Computerspielpreis geht dieses Jahr an das nicht jugendfreie "Crysis 2". Dabei klingt das erklärte Ziel des Preises, der auch vom Kulturstaatsminister vergeben wird, so gar nicht nach Ego-Shootern.

Der Eklat war am Donnerstagabend perfekt: Zehn Jahre nach dem Amoklauf von Erfurt und der lange Zeit hoch emotionalen Debatte über die Auswirkungen von gewalthaltigen Spielen ist ein nicht jugendfreier Ego-Shooter als bestes deutsches Spiel ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung erhielt „Crysis 2“ ausgerechnet vom Deutschen Computerspielpreis, der gemeinsam von Kulturstaatsminister Bernd Neumann und den beiden Branchenverbänden BIU und Game vergeben wird. Der Preis ist insgesamt mit 385 000 Euro dotiert. Ziel des Preises ist, „die Entwicklung innovativer, kulturell und pädagogisch wertvoller Computer- und Videospiele zu fördern“. Die Spieler haben in „Crysis 2“ die Aufgabe, als Supersoldat das völlig zerstörte New York aus dem Klammergriff bösartiger Aliens zu befreien.

„Sogenannte Killerspiele dürfen nicht honoriert werden, auch wenn sie technisch noch so ausgereift sind“, hatte bereits vor der feierlichen Preisverleihung im Umspannwerk Alexanderplatz der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen, im Namen der Unionsfraktion kritisiert. Allerdings gab es dazu auch andere Stimmen: „Es ist nicht hilfreich, wenn die Politik in diesem Zusammenhang in eine undifferenzierte Killerspiel-Rhetorik verfällt – da waren wir schon mal weiter“, sagte Sebastian Blumenthal (FDP), Vorsitzender des Bundestags-Unterausschusses Neue Medien. In der Begründung nennt die Jury allerdings ganz andere Gründe für ihre Entscheidung. Sie hebt hervor, dass mit „Crysis 2“ erstmalig Entwickler aus Deutschland technologisch, qualitativ und ökonomisch weltweit Publikum und Fachwelt überzeugt und begeistert hätten.

Das Spiel stammt aus der Frankfurter Spieleschmiede Crytek, die von zwei Deutschen türkischer Abstammung gegründet wurde und inzwischen rund 300 Mitarbeiter beschäftigt. Die Jury, die paritätisch von den Spieleverbänden und der Politik eingesetzt wurde, lobte insbesondere die Technologie hinter dem Spiel, die weltweit auch im Bereich Serious Games eingesetzt wird. Weitere Argumente für die Preisvergabe waren die „hollywoodreife Präsentation“ sowie eine „grafische, akustische und spielerische Qualität auf höchstem Niveau“.

Bestes Kinderspiel beim Computerspielpreis wurde „The Great Jitters: Pudding Panic“ von kunst-stoff aus Berlin. Bestes Jugendspiel „Harveys Neue Augen“ von Daedalic. Bestes mobiles Spiel: Das Verrückte Labyrinth von Ravensburger. Bestes Serious Game: „Vom fehlenden Fisch – Die geheimnisvolle Welt der Gemälde“ von der Kunsthalle Bremen. Bestes Browsergame: „Drakensang Online“ von Bigpoint. Der Deutsche Games Award Lara ging an „The Elder Scrolls V: Skyrim“, „Portal 2: Valve“ „Super Mario 3D Land“, der Ehrenpreis wurde an Sims-Erfinder Will Wright verliehen.

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