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Consumer Electronics Show: Maisrechner aus der Wüste

Auch wenn die großen Sensationen fehlen - die Consumer Electronics Show gibt die Trends in Sachen Unterhaltungselektronik vor. Heute ist die Messe in Las Vegas eröffnet worden. Und es sieht so aus, als ob sich auch die Verantwortlichen bei Sony und Microsoft Al Gores Dokumentation "Eine unbequeme Wahrheit" angesehen hätten.

Traditionell ist sie der Auftakt für das Technologiejahr – die Consumer Electronics Show (CES). Und wie es sich für eine Messe gehört, stehen ein paar Fakten schon vorher fest: Mehr Aussteller, mehr Produkte und wohl auch mehr Besucher. Seit 1967 treibt es die Hersteller und Fachbesucher ins Spielerparadies. Der erste Videorekorder, der erste CD-Spieler, die erste DVD – sie alle feierten ihr Debüt auf der CES. Das ist allerdings lange her. Wer sich an die letzte Technologierevolution erinnern will, muss schon etwas zurückdenken. 2001 zeigte Bill Gates in Las Vegas zum ersten Mal die Spielkonsole Xbox – danach kam nicht mehr viel. Unternehmen wie Apple oder Nintendo wählten einfach eine andere Bühne, um das iPhone oder die Spielkonsole Wii zu enthüllen. Offenbar fürchten immer mehr Hersteller, dass ihre Produkte in der Technikflut auf der CES untergehen könnten. Unterhaltungselektronik – das bedeutet längst mehr als Stereoanlagen und Fernseher. Mittlerweile wird fast jedes Haushaltsgerät mit Hilfe von Computer-Technologie hochgerüstet. Und das ist auch auf den Ständen der CES zu beobachten. "Hier haben Sie den 150-Zoll Plasma-Bildschirm direkt neben einem Händler, der elektrische Zahnbürsten verkauft“, zitiert die „New York Times“ Michael Gartenberg, Analyst von Jupiter Research. Das heißt aber nicht, dass auf der CES nichts Spannendes mehr passieren würde. Statt spektakulärer Gadgets, geht es auf der CES eher um Trends, die hier gesetzt werden und die das Technikjahr 2008 prägen könnten.

Grüne Welle

Ein Beispiel: Die Grüne Welle scheint jetzt auch die Technologiebranche zu überrollen. „Nach dem, was ich gehört habe, wird in diesem Jahr ein Schwerpunkt auf allem liegen, was irgendwie 'grün' ist", sagte Scot Case vom Berater "Terra-Choice Entertainment Marketing. Neben Bits und Bytes geht es auf der diesjährigen CES auch um den Ausstoß von Kohlendioxid. Also zeigt der japanische Hersteller Fujitsu einen Laptop, dessen Gehäuse aus Mais hergestellt wurde. Auch wenn bisher nicht klar ist, ob dieses Material schneller verrottet als gewöhnliches Plastik – das grüne Gewissen ist zunächst beruhigt. Spannender als die Maisrechner sind da schon die Bestrebungen, den Stromverbrauch von Geräten zu reduzieren. Z-Power will mit Silber-Zink-Akkus möglichst bald die stromfressenden Lithium-Ionen-Akkus, die bislang Handys und Laptops antreiben, in die Recycling-Tonne befördern. Angeblich steht das Unternehmen schon in Gesprächen mit einem großen Laptop-Hersteller. Und auch an den Fernsehern geht der Öko-Trend nicht spurlos vorüber. Im Kampf um Bildschirmdiagonalen und Bildauflösung war den Herstellern der Stromverbrauch bislang herzlich egal. Langsam setzt aber auch hier ein Umdenken ein. Das Zauberwort: OLED – eine Technologie, die bei hoher Auflösung mit der Hälfte des Stromverbrauchs eines gewöhnlichen LCD-Fernsehers auskommen soll. Samsung will auf der CES ein 31-Zoll-Monster enthüllen. Etwas tiefer stapelt da Konkurrent Sony, der nur einen zwölf Zoll-Fernseher mit OLED-Technologie angekündigt hat. Dafür soll das Gerät aber auch in absehbarer Zeit für 1700 Dollar zu kaufen sein. "Die Einführung eines OLED-Fernsehers, bestätigt unsere Fähigkeit, der Branche voranzuschreiten“, glaubt Sony-Chef Howard Stinger.

iPhone, wir kommen

Im vergangenen Jahr hatte es der gesamten CES die Show gestohlen - und auch in diesem Jahr ist das iPhone auf der Messe präsent, auch wenn Apple gar keinen eigenen Stand hat. Apple-Chef Steve Jobs setzt lieber auf die eigene Macworld Expo, die wenige Tage nach der CES startet. Unzählige Anbieter bieten Boxen, Adapter und sonstiges Zubehör für das Apple-Handy an. Aber auch die direkte Konkurrenz arbeitet sich an Apple ab. Spätestens seit dem iPhone ist klar: ein Handy ist kein Handy mehr – oder nur am Rande. Also wirft Motorola mit dem Moto Z10 eine Videokamera ins Rennen, die auch telefonieren kann, Außerdem im Angebot: das Rokr E8, das Platz für bis zu 5000 Songs bieten soll. Und noch etwas hat Motorola offenbar von Apple gelernt: Geld verdienen Technologie-Unternehmen nicht mehr nur mit Geräten, sondern auch mit Inhalten. Apple hat es mit dem Download-Dienst iTunes-Store vorgemacht. Jetzt will Motorola nachziehen. Pünktlich zur CES gab das Unternehmen die Übernahme von Soundbuzz bekannt - nach eigenen Angaben Asiens Marktführer in Sachen Musik fürs Handy. Ein Schritt, der sich auszahlen könnte. Im Gegensatz zu Europa und Nordamerika konnte sich Apples iTunes-Store in Asien bisher nicht durchsetzen. 

Markus Frania

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