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Die Technikwelt wird smart, die Politik muss es ihr gleichtun.

© dpa

IFA 2013: Smarte Technik, smarte Politik

Auf der Ifa präsentieren Unternehmen uns die Zukunft der Technik. Alles soll smart sein, von der Uhr bis zur Waschmaschine. Doch auch wir und unsere Entscheidungen müssen smarter werden, in einer Welt der absoluten Vernetzung.

Früher war ein Fernseher einfach ein Fernseher. Jemand machte Programm, alle schauten zu. Heute ist ein Fernseher ein flacher Schirm im Wohnzimmer, der einen Anschluss ins Internet hat, auf dem wir unser Programm selber machen können. Wir suchen uns Filme aus, schauen unsere eigenen Fotos an, schicken Mails oder chatten. Dabei können wir auch auf dem Computer fernsehen oder unterwegs auf dem Smartphone. Smart – so nennt die Industrie all die Geräte, die sich vernetzen lassen. Inzwischen gibt es smarte Uhren und Waschmaschinen. Sie lachen? Abwarten.

Die Internationale Funkausstellung wird in diesem Jahr 89 Jahre alt. Sie hat viel erlebt und wir mit ihr. Die Fernbedienung, das Farbfernsehen, den CD-Spieler, den Vorläufer des Internets BTX oder den MP3-Player: Viele Innovationen wurden auf der Ifa vorgestellt. Ifa nennt sich die Messe inzwischen, weil der alte Name Funkausstellung nicht mehr passt. Denn auch die Ifa hat sich neu erfunden und ist von einer trutschigen Geräteschau zu einer Hightech-Messe geworden, die viele Menschen fasziniert und die globale Unternehmen nutzen, um Produktpremieren zu feiern. Für Berlin ist das ein Gewinn.

Aber auf der Ifa geht es um mehr als neue Fernseher, Computer oder Hausgeräte. In Asien ist es inzwischen sehr beliebt, die Waschmaschine mit dem Smartphone zu steuern. Sie lächeln wieder? Das ist erst der Anfang, denn wenn wir es ernst meinen mit der Energiewende und dem effizienten Einsatz erneuerbarer Energien, brauchen wir viel mehr dieser smarten Geräte, die sich vernetzen und so ihren Energiebedarf optimal steuern lassen. Tatsächlich gibt es diese Geräte längst – was fehlt, sind die Netze.

Aber noch etwas viel Wichtigeres fehlt: unsere Entscheidung darüber, wie wir diese permanente Kommunikation gestalten wollen. Die Kommunikation von Menschen mit Menschen, von Menschen mit Maschinen und von Maschinen mit Maschinen. Früher war das Fernsehen das einzige Medium, das eine Nachricht unmittelbar einem Millionenpublikum zugänglich machen konnte. Es gibt zwar noch Redaktionen, die – mehr oder weniger gut – entscheiden, was gesendet oder gedruckt wird. Aber eigentlich kann im Netz jeder Programmchef oder Chefredakteur sein. Er braucht nur eine Anmeldung bei Twitter, Facebook oder Google. Nachrichten verbreiten sich in Sekundenschnelle – und kosten scheinbar nichts.

Das stimmt natürlich nicht. Wir – und in Zukunft auch unsere Waschmaschine – hinterlassen permanent Spuren im Netz, bezahlen also mit der Preisgabe unserer Daten. Mehr noch, wir verlieren die Kontrolle über diese Daten. Ist ein Beitrag nicht gelungen, heißt es unter Journalisten zuweilen: Das versendet sich. Heute gehören Missgeschicke und Pannen zu den beliebtesten Sujets im Netz, millionenfach angeklickt, kopiert und weiterverbreitet. Das Netz vergisst nichts.

Nie war ein Medium demokratischer, nie war es leichter, sich zu informieren. Es war aber auch nie leichter, falsche Informationen zu verbreiten und persönliche Daten anderer zu missbrauchen. Die Ifa hat die Chance, sich international als Plattform zu etablieren, auf der Politik, Produzenten und Publikum diskutieren, wie wir künftig kommunizieren und unsere persönlichen Informationen schützen wollen. In Ansätzen passiert das bereits. Aber der Dialog muss intensiver und hochrangiger werden. Damit die ganze Welt hinschaut – nicht nur auf smarte Uhren und Waschmaschinen, sondern auch auf smarte Politik.

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