zum Hauptinhalt

Internet: Die Qual der Browser-Wahl

Mehr Freiheit beim Windows-Gang ins Internet – Microsoft startet Testlauf.

Manche Entscheidungen werden dem Verbraucher ganz einfach abgenommen – gerade im Computerzeitalter. Nachdem die Videoseite Youtube entschieden hat, den Internet Explorer 6 von Microsoft aus Sicherheitsgründen nicht mehr zu unterstützen, sind dessen Tage endgültig gezählt: Gut so! Aber nicht nur für diese besonders anfällige Version des Internetzugangsprogramms haben sich die Voraussetzungen grundlegend geändert. Auf Druck der Europäischen Union muss Microsoft den Nutzern des Betriebssystems Windows – der Marktanteil bei Schreibtischcomputern und Mobilrechnern liegt bei über 90 Prozent – Wahlfreiheit beim Gang ins World Wide Web einräumen. Seit Montag laufen beim Softwaregiganten die Vorbereitungen für diese Umstellung. Wer nun allerdings erwartet hat, gleich am ersten Tag vor die Qual der Wahl gestellt zu werden, wurde enttäuscht.

Die neue Wahlfreiheit wird wie vom Microsoft-Betriebssystem gewohnt per Windows-Update verteilt. Tatsächlich hat Microsoft am Montag damit begonnen, die Verteilung dieser Updates mittels einiger Testläufe vorzubereiten. Immerhin geht es europaweit in 32 Ländern um bis zu 200 Millionen Computer. Der Tag der Entscheidung beginnt hingegen erst später. Die EU hat Microsoft bis zum 17. März Zeit gegeben, das Wahlverfahren einzuleiten. Und tatsächlich werden die deutschen Windows-Nutzer erst am Mittwoch in zwei Wochen über die Browser-Galerie (siehe Bild) wählen dürfen, ob sie anstelle des Internet Explorers womöglich lieber mit Mozilla Firefox, Google Chrome, Apple Safari oder Opera ins Internet gehen wollen.

Die neue Wahlfreiheit basiert auf zwei Zielen: Der Europäischen Union geht es um die Begrenzung von Marktmacht einzelner Unternehmen. Die Konkurrenzprogramme des Microsoft-Browsers sollen nicht länger benachteiligt werden. Auf der anderen Seite wird durch den Auswahlmechanismus die Sicherheit im Umgang mit dem Internet erhöht. Die starke Stellung des Internet Explorers hatte Angriffe von Hackern und Internet-Kriminellen in der Vergangenheit begünstigt. Je größer die Browser-Auswahl, desto weniger stark fallen Sicherheitslücken einzelner Programme ins Gewicht.

Was aber passiert am 17. März nun konkret? Nutzer von Windows XP, Windows Vista und Windows 7, die den Internet Explorer als Standardbrowser einsetzen, erhalten ein Software-Update, mit dem sie die alternativen Webbrowser über ein Auswahlfenster als Standard definieren und einfach installieren können, erklärt Microsoft das Verfahren. Das Update wird den Internet Explorer nicht deinstallieren, sondern nur inaktiv schalten. In Windows 7 wird es den Microsoft-Browser zwar aus der zentralen Taskleiste entfernen, aber Nutzer können den Internet Explorer nachträglich wieder an die Leiste anheften.

Für die Millionen von Internet-Anwendern, die in den nächsten Wochen mit dem Auswahlmenü konfrontiert werden, ist vor allem wichtig zu wissen, dass es sich dabei keineswegs um eine Entweder-Oder-Entscheidung handelt. Wer Mozilla Firefox als Standard-Browser nutzt, kann parallel dazu zusätzliche Browser wie Chrome, Safari oder Opera installieren und einsetzen – oder aber den vorinstallierten Internet Explorer einfach wie gewohnt weiter einsetzen. Es muss also nichts gelöscht oder deinstalliert werden.

Die Wahl selbst dürfte in den meisten Fällen wenig quälend sein, sagte der Karlsruher Internet-Sicherheitsexperte Christoph Fischer dem Tagesspiegel. Im Wesentlichen konkurrieren aus Fischers Sicht vor allem der Internet Explorer und Mozilla Firefox um die Vorherrschaft auf dem Windows-Desktop. Das zeigt sich einerseits in den Nutzungsstatistiken. Einer aktuellen Erhebung der Hamburger Marktforscher von Fittkau und Maaß lag Mozilla Firefox Ende Dezember mit 45,6 Prozent erstmals leicht vor Microsofts Internet Explorer mit 44,4 Prozent Marktanteil in Deutschland. Von den anderen Browsern, die zusammen auf rund zehn Prozent kommen, liegt Apple Safari vor Opera und Google Chrome.

Für Fischer entscheidend ist, dass derzeit nur mit dem Internet Explorer und Mozilla Firefox der komplette Funktionsumfang des Internets uneingeschränkt dargestellt wird. Sicher sind die Browser alle – vorausgesetzt, es handelt sich um die jeweils aktuellste Version. Auch die übrigen Programme, wie zum Beispiel der Adobe-Reader zum Lesen von Pdf-Dokumenten, sollten sich auf dem neuesten Stand befinden. Damit sich auch auf diesem Weg kein Virus einschleichen kann.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false