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App-solut begrenzt. Smart-TVs erlauben den Zugriff aufs Netz, aber nur über das begrenzte Angebot an Apps. Netz-Videotheken und Mediatheken bleiben außen vor.Foto: dapd

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Ohne Kompromisse: Auf allen Kanälen

Mit dem Wohnzimmer-PC gelangt das ganze bewegte Internet auf den Fernseher – ein Testbericht.

Der Internet-Fernseher ist mehr Versprechen als Realität: Nicht mal die neuste Generation der „Smart-TVs“ kann den Münsteraner Tatort aus der ARD–Mediathek abrufen – „Bond, James Bond, aus einem „Video-on-demand-Angebot“ ebenso wenig. Wer erst am Freitag den Streit zwischen Professor Boerne und Ermittler Thiel ansehen will oder eine Sat-1-Serie einen Tag vor ihrer Ausstrahlung, der benötigt einen „Home Cinema PC“ (htpc). Die Nachteile gewöhnlicher Rechner – lautes Brummen, lange Startprozedur, klobiges Gehäuse – kann man ihnen abgewöhnen. Mit der neusten Generation der Intel-Prozessoren (core I5-2500), einem Flash-Speicher (SSD) statt Festplatte und kompaktem High-Tech-Kühler ist ein htpc lautlos und zaubert „Sounds and Visions“ ohnegleichen. Wir haben einen zusammengebaut.

Als die Frau des Hauses den schmalen schwarzen Zauberkasten zum ersten Mal anschaltet, fragt sie ungläubig: „Und woran erkenne ich, dass der an ist?“ Fast schon unheimlich war ihr das Ding, das weder brummt noch summt – sogar handelsübliche Festplatten-Rekorder für den Fernseher sind lauter. Denn die nutzen nicht die Alternative zur Festplatte, die immer öfter in besseren PCs eingesetzt wird: die „SSD“. Die Solid State Disk besteht aus Flash-Speichern ohne bewegliche Bauteile. Unsere Wahl fiel auf Samsungs 830 mit einer Kapazität von 120 Gigabite (150 Euro). Weil die auch noch viel schneller arbeitet als die Magnetscheibenspeicher in Festplatten, startet der Wohnzimmer-PC in 20 Sekunden.

Seine Vorzüge spielt der der htpc (Gehäuse: Silverstone ML03; 50 Euro) aber erst in Kombination mit Fernseher und Hi-Fi-Anlage aus. Die Vernetzung ist vergleichsweise einfach: HDMI-Kabel am Fernseher einstöpseln und Soundkabel in Lautsprecher-Ausgang des Rechners und an den Eingang des Verstärkers. Diese Kombi hat viele Vorteile: Wer einfach nur glotzen will, lässt den Rechner aus, wer aber den Youtube-Clip von Mercedes in HD-Qualität abspielen will, startet den htpc. Für HD-Videos braucht es keine Grafikkarte im PC: Intels Core-I5-Prozessor hat diese gleich im Chip integriert, und der I5-2500 (180 Euro) hat genug Leistung für ruckelfreie HD-Wiedergabe am TV – jedenfalls wenn der DSL-Anschluss die Daten schnell genug rüberschaufelt.

Voraussetzung dafür ist eine Hauptplatine mit Grafik-Unterstützung. Intel lieferte uns das kompakte Mainboard (DH 67-bl; 80 Euro) für den Test: Daran schlossen wir Samsungs SSD 830, ein DVD-Laufwerk (25 Euro). Und einen Arbeitsspeicher (HyperX blu, 8 GB, 40 Euro) von Kingston, weil der als besonders kompatibel gilt und mit unseren Testsystemen bisher klaglos seinen Dienst verrichtete. Die TV-Karte mit Aufnahme-Funktion von Hauppauge (WinTV HVR-5500; 114 Euro) kam dazu, denn die kann wirklich alles (Satelliten und Kabel-TV und DVB-T). Eine Fernbedienung wird mitgeliefert, mit der man auch das Media-Center steuert. Die Media-Center-Software ist bei Windows 7 integriert, das Betriebssystem unserer Wahl. Drahtlose Tastatur mit Maus kamen hinzu (25 Euro).

Wichtig ist außerdem der Kühler, der den Prozessor frisch hält: Noctuas neues Kompaktmodell NH-L12 (50 Euro). Der Kühler der österreichischen Firma leitet die Wärme mit acht Heatpipes zum Lüfter, der sie lautlos wegpustet. Dieselbe Anforderung stellten wir an die Energiezentrale: Das Netzteil Straight Power E9 von BeQuiet (58 Euro) fächert mit neuem „Silent Wings“-Lüfter lautlos frischen Wind durchs Gehäuse.

Warum wir nicht einen Mini-PC in Würfelform wählten? Weil der zwar billiger ist, aber nicht umbau- und erweiterungsfähig. In unserem mittleren Format (Micro-atx) können wir unser System jederzeit ergänzen oder auf neusten Stand bringen – und zwar mit preiswerten Standardkomponenten. So erweiterten wir unseren Wohnzimmer-Rechner mit Saphires Grafikkarte HD 6670 (low profile; 60 Euro), um hin und wieder ein PC-Game in bester Auflösung spielen zu können.

Nun heißt es für uns aber erst einmal: Genießen! Der Klang ist überwältigend, das Bild perfekt. Zwischendurch fischt der Rechner ein paar Urlaubsfotos aus dem Hausnetz, beamt sie auf den Fernsehschirm und spielt den eigenen Soundtrack dazu ab. Danach eine Runde „purble place“ (vulgo: Memory) mit den Kindern spielen – während die TV-Karte im Hintergrund die Sportschau aufnimmt. So geht Multimedia – ohne Kompromisse!

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