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Psychotests im Internet: Deine Mudder ist Meister Yoda

Welcher Stars-Wars-Charakter bist du? In welcher Stadt sollst du leben? Die Psychotests im Internet sind nervig genug, aber warum muss man die Ergebnisse noch auf Facebook posten?

Auf Facebook ist ja extrem viel Platz für Unsinn, was natürlich erst mal gar nicht genug gelobt werden kann. Sicher wird ein renommierter Sozialwissenschaftler bald nachweisen, dass die Ablademöglichkeit schlechter Witze und schrottiger Lebensweisheiten in sozialen Netzwerken unser aller Lebensqualität steigert, Spannungen abbaut, wenn nicht gar Kriege verhindert. Doch es gibt Grenzen. Meine Timeline wird zunehmend von Statusmeldungen verstopft, die so dumm und überflüssig sind, dass sie dringend angeprangert gehören.

Ich meine die Unsitte, dass Facebook-Freunde die Ergebnisse zuvor getätigter Online-Psychotests veröffentlichen. „Welcher Star-Wars-Charakter bist du?“, „In welcher Stadt solltest du leben?“, „Welche Disney-Prinzessin würde sich in dich verlieben?“... Schlimm genug, dass ansonsten zurechnungsfähige Menschen damit ihre Zeit vergeuden. Dass sie die Resultate dann aber auch noch rumposaunen und Unschuldige belästigen müssen, grenzt an ein Verbrechen. Glauben die etwa, das interessiere irgendjemanden? Nein, tut es nicht.

Mein Freund Florian hat diese Woche verkündet, er sei Jaime Lannister aus „Game of Thrones“. Also der mutige, enorm gutaussehende Schwertkämpfer, Gewinner zahlreicher Ritterturniere, vor nichts zurückschreckend, zur Not auch mal einen korrupten König erstechend. Florian hat noch nie jemanden erstochen, ich bezweifle, dass er überhaupt im Stande wäre, ein echtes Schwert hochzuheben. In der Welt von „Game of Thrones“ würde er keinen halben Tag überleben. Bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder hat Florian beim Beantworten der Fragen geschummelt – oder das Gratisprogramm hat ihn hinters Licht geführt.

Die Tests funktionieren nach dem Horoskop-Prinzip

Tatsächlich funktionieren die Tests nach demselben Prinzip wie Horoskope: Wir möchten ihnen Glauben schenken, weil sie uns schmeicheln. Am Ende des Tests „In welcher Stadt solltest du leben?“ steht eben meistens die Antwort New York oder Melbourne, nie aber Krefeld, nie Königstein im Taunus. Wer austestet, welcher Star-Wars-Figur er ähnelt, wird garantiert mit Han Solo oder Meister Yoda verglichen – niemals aber mit der hässlichen Kröte, die Jabba the Hutt zu Beginn von Episode 6 auffrisst. Die Masche ist durchschaubar, dennoch fallen meine fehlgeleiteten Freunde haufenweise auf sie herein. Brüsten sich ernsthaft mit ihren Ergebnissen, als hätten sie irgendetwas geleistet.

Um meine Schmeicheltheorie zu belegen, habe ich mich selbst dem Test „Welcher Superheld bist du?“ gestellt. Und dabei konsequent alle Fragen auf die mich beschämendste Weise beantwortet. Bist du intelligent? Nein. Bist du mit deinem Körper zufrieden? Kein bisschen. Humorvoll? Null. Abenteuerlustig? Überhaupt nicht. Kraftvoll, technikinteressiert oder willensstark? Fehlanzeige. Am Ende sagte mir der Computer tatsächlich, ich sei Batman. Ich war kurz davor, das Ergebnis auf Facebook zu posten.

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