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Auslaufmodell: Bei der Einführung von Windows XP im Herbst 2001 hatte Bill Gates noch selbst die Werbetrommel gerührt. Halbwegs sicherheitsbewusste Computernutzer sollten nun jedoch an den Umstieg denken, denn der Support läuft aus.

© AFP

Sicherheitsrisiko: Virenfalle Windows XP

Noch kann für rund 30 Euro auf das aktuelle Microsoft-System Windows 8 gewechselt werden. Danach wird es teuer.

Viele Menschen sind bei Computern ziemlich anspruchslos: Eine Textverarbeitung, Internet, E-Mail, ein paar kleine Spiele nebenbei reichen ihnen völlig aus. Sich alle zwei, drei Jahre einen neuen Computer anzuschaffen, nur weil sich das Aussehen der Programmfenster leicht geändert hat, wollen sie nicht. So ist es nicht verwunderlich, dass die im Herbst 2001 eingeführte Windows-Version XP nach wie vor zu den am meisten verbreiteten Systemen überhaupt gehört. Gut ein Viertel aller Internetnutzer surft nach wie vor mit dem Uraltsystem durch das World Wide Web, obwohl seither von Microsoft mit Windows Vista, Windows 7 und Windows 8 drei neuere Versionen eingeführt wurden. Dumm nur, dass das alte XP mittlerweile das am stärksten mit Viren infizierte Windows geworden ist. Überdies ist das Ende des Supports absehbar. Danach sind die Nutzer von Windows XP jeder bösartigen Attacke von Virenschreibern und Cyberkriminellen mehr oder minder schutzlos ausgeliefert, wie die Fachzeitschrift „c’t“ warnt. Die Gefahrenlage ist durchaus ernst zu nehmen. Im besten Fall wird der Rechner übernommen, um im Hintergrund in einem Botnetz als Spamversender genutzt zu werden. Aber auch der Verlust sämtlicher Daten oder das Ausspähen von Zugangsdaten für das Online-Banking oder die bevorzugten Internetshops drohen. Doch noch ist nicht alles verloren. Es gibt durchaus Wege, wie man den XP-Computer auch noch nach Ende des Supports im April 2014 nutzen kann, wenn man jetzt die nötigen Weichen stellt.

Ein Ausweg aus dem Sicherheits-Dilemma könnte der Umstieg auf das alternative Betriebssystem Linux sein. Vor allem die weit verbreitete Ubuntu-Distribution ist auch für Umsteiger von Windows zu Linux gut geeignet und bringt alle nötigen Programme für Textverarbeitung, Internet und Mail ohne Aufpreis mit, sagt „c’t“-Experte Ronald Eikenberg. Abhilfe kommt aber auch von Microsoft selbst. Um möglichst viele Computernutzer von Windows 8 zu überzeugen, hat das Unternehmen ein spezielles Einführungsangebot aufgelegt. Bis Ende Januar gilt für Besitzer eines Computers mit Windows XP oder Vista ein Einführungspreis für Windows 8 Pro von 29,90 Euro (nur als Download). Von Februar an muss für die Pro-Version des neuen Windows 280 Euro gezahlt werden, selbst die Consumerversion ist mit 120 Euro noch deutlich teurer als das Einführungsangebot.

Christian Funk ist Analyst beim Antiviren-Spezialisten Kaspersky Lab. Er weist darauf hin, dass Windows selbst zuletzt nur noch in drei Prozent aller Fälle das Ziel von Angriffen aus dem Internet war. In der Hälfte aller Fälle versuchten die Angreifer Schwachstellen in Java-Modulen auszunutzen. Allerdings wissen die Virenschreiber genau, dass sich mit dem Ende des XP-Supports gefährliche Lücken im Sicherheitssystem dieser alten Windows-Version bilden können. Der Grund: Einige Betriebssystem-Module sind sowohl in Windows XP als auch in den neueren Versionen vorhanden. Wird in den aktuellen Versionen eine Schwachstelle erkannt und mit einem Flicken „gepatcht“, müssen die Cybergangster nur noch ausprobieren, ob nicht auch Windows XP betroffen ist.

„Für jeden halbwegs sicherheitsbewussten Computer- und Internetnutzer ist es mit dem Ende der Supportphase somit nicht mehr zu empfehlen, mit Windows XP ins Internet zu gehen“, sagt Kaspersky-Analyst Funk. Selbst der Einsatz eines Internet-Sicherheitspakets wie Kaspersky Internet Security ändert daran wenig. Zwar wird über die Kombination verschiedener Techniken wie Virensignaturen, heuristischen Verfahren, verhaltensbasierter Kontrolle und der Überwachung von Auffälligkeiten im Internet der Schutz erhöht, dennoch bleibe es bei einem unkalkulierbaren Risiko. „Einen hundertprozentigen Schutz gibt es ohnehin nicht, umso wichtiger ist es, ein aktuelles System mit aktuellen Updates und einer aktuellen Antivirensoftware einzusetzen“, sagt Funk. Anders gesagt: Die Zeit zum Abschied von Windows XP ist in wenigen Monaten gekommen.

Doch welche XP-Computer lassen sich durch ein Upgrade auf Windows 8 vor dem Verschrotten bewahren? Die grundsätzlichen Leistungswerte sind nicht einmal besonders hoch. Ein Ein-Gigahertz-System mit zwei Gigabyte Arbeitspeicher und 20 Gigabyte Festplatte und ein Monitor mit Mindestauflösung von 1366 mal 768 Pixeln sowie eine DirectX-9-Grafikkarte reichen aus. Doch der Teufel steckt im Detail, genauer gesagt in den Spezifikationen von Prozessor, Speicherbausteinen und Grafikkarte.

Eine erheblich zuverlässigere Aussage ermöglicht darum erst der „Windows 8 Upgrade Assistent“ von Microsoft, der am besten von der Webseite des Unternehmens heruntergeladen wird. Das Programm prüft die Kompatibilität des Computers und der Peripheriegeräte mit Windows 8. Wichtig ist, dass die Zusatzgeräte wie Drucker, Scanner, TV-Sticks während der Prüfung angeschlossen und eingeschaltet sind. Viele Hardware-Hersteller haben es leider versäumt, Treiber für ihre Scanner, Webcams oder Onboard-Grafikkarten weiterzuentwickeln. Obwohl die Geräte an sich noch tadellos arbeiten, sind sie unter Windows Vista, Windows 7 und 8 unbrauchbar.

Auf dem Computer selbst prüft der Assistent insbesondere, ob der Prozessor die für Windows 8 nötigen Funktionen bereitstellt. Scheitert diese Prüfung, taugt der XP-Rechner nur noch als Schreibmaschine, nicht aber als Internetcomputer. Bei anderen Komponenten wie der Grafikkarte oder dem Arbeitsspeicher kann es sich unter Umständen lohnen, einige Euro in die Aufrüstung zu investieren. „Desktop-Computer und Notebooks, die jünger als fünf Jahre sind, lassen sich höchstwahrscheinlich auf Windows 8 upgraden“, sagt „c’t“-Experte Ronald Eikenberg als Faustformel.

Viele Netbooks mit Windows XP verfügen ebenfalls über genügend Leistung für das aktuelle Windows, wenngleich wegen der besonderen Bildschirmauflösung viele Apps nicht ausgeführt werden können – was nach seiner Einschätzung aber derzeit noch gut zu verschmerzen ist.

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