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Felder bepflanzen und Schafe züchten: das Online-Spiel Farmville.

© dpa

Soziale Netzwerke: Google will Facebook mit Online-Spielen zusetzen

Online-Spiele sind in sozialen Netzwerken wie Facebook oder VZ derzeit der große Renner. Jetzt wollen auch führende Unterhaltungs- und Internetunternehmen mitverdienen.

Ackerbau, Bandenkrieg und das Leben von Studentinnen sind derzeit der heißeste Trend der Web-Branche: Mit Online-Spielen wie „Farmville“, „Mafia Wars“ und „Sorority Life“ erreichen aufstrebende Anbieter tagtäglich Millionen von Nutzern. Nun will auch der Internetkonzern Google die Spielfreudigkeit der Netzgemeinde für sich nutzen. Der Suchmaschinen-Betreiber verhandle mit mehreren Herstellern, darunter die großen Drei Zynga, Playfish und Playdom, schreibt das „Wall Street Journal“. Dies sei Teil einer breiteren Offensive bei Sozialen Netzwerken, um den Rückstand auf Facebook aufzuholen.

Google ist zwar bei Internet-Suche und Online-Werbung vorn, muss aber befürchten, dass der Rivale mit seinem Wissen um Vorlieben der Nutzer zu einer ernsthaften Bedrohung wird. Für die Entwickler wäre das Engagement des Internet-Riesen eine gute Nachricht. Mit jeder zusätzlichen Plattformen steigt die Zahl der potenziellen Nutzer und sinkt die Abhängigkeit von einzelnen Partnern. Das kann durchaus von Bedeutung sein: Als Zynga und Facebook im Frühjahr über strategische Fragen stritten, schaltete das Soziale Netzwerk kurzerhand die automatischen Benachrichtigungen des Spieleanbieters ab - und stoppte somit die so wichtige Werbung.

Auch die VZ-Netzwerke wollen Nutzer mit Spielen locken: „Das ist ein wichtiges Thema fürs Unternehmen“, sagte Sprecher Dirk Hensen. Unter den derzeit 80 Titeln sind die amerikanischen Anbieter nicht vertreten - man spreche aber mit allen. Das Unternehmen überprüft jedes einzelne Programm vor der Veröffentlichung beispielsweise auf den Umgang mit Nutzerdaten und hat daher ein geringeres Angebot als etwa Facebook. Der Betreiber von StudiVZ, SchülerVZ und MeinVZ hat nach eigenen Angaben mehr als 17 Millionen registrierte Mitglieder ist damit einer der wichtigsten Anbieter in Deutschland.

Disney zahlt einen hohen Preis

Der Unterhaltungskonzern Disney verstärkt ebenfalls sein Engagement in diesem boomenden Markt. Das mit Micky Maus und Donald Duck groß gewordene Unternehmen verleibt sich für bis zu 763 Millionen Dollar (587 Millionen Euro) den Spieleentwickler Playdom ein. „Wir sehen große Wachstumschancen“, begründete Disney-Chef Robert Iger am Dienstag im kalifornischen Burbank den hohen Preis für das junge Unternehmen.

Playdom ist in zweieinhalb Jahren zu einer Größe in der Welt der Online-Spiele aufgestiegen mit Titeln wie „Social City“, „Sorority Life“, „Market Street“ oder „Bola“. Geschätzte 42 Millionen Menschen machen jeden Monat mit. Angedockt sind die Spiele an Soziale Netzwerke wie Facebook und MySpace, in der Branche spricht man daher von „Social Games“.

Disney will die Online-Spiele mit den bekannten Namen des Konzerns verbinden. Zu dem Konglomerat gehören neben den Trickfilm-Figuren auch Fernsehsender wie ABC und ESPN oder die Marvel-Comics rund um „Spider-Man“. Erst jüngst hatte Disney einen Entwickler von iPhone- Spielen übernommen.

Bei der Übernahme von Playdom werden 563 Millionen Dollar direkt gezahlt. Weitere 200 Millionen Dollar kommen hinzu, wenn das Geschäft sich weiter gut entwickelt. Die Übernahme soll im vierten Quartal unter Dach und Fach gebracht werden. Die Wettbewerbsbehörden müssen noch zustimmen.

Einfach, unterhaltsam und werbefinanziert

Online-Spiele und insbesondere „Social Games“ beflügeln derzeit die Phantasie der IT-Branche. Marktführer Zynga, mit „Farmville“ bekannt geworden, erreicht nach eigenen Angaben monatlich mehr als 235 Millionen Nutzer. Google soll laut Medienberichten schon 100 Millionen Dollar in den Markt investiert haben, der an Facebook beteiligte russische Investor Digital Sky Technologies gar 180 Millionen Dollar. Und der kriselnde Spielehersteller Electronic Arts übernahm vergangenes Jahr den innovativen Anbieter Playfish für rund 300 Millionen Dollar.

Die grafisch einfachen Spiele sind kostenlos, zahlen müssen Spieler nur für Extras. In der Bauernhof-Simulation „Farmville“ sind beispielsweise besondere Tiere und Gebäude nur gegen „Farm Cash“ zu haben, den Nutzer kaufen müssen. Auch Werbung und Promotion sollen Umsatz bringen. Auch wenn nur ein Bruchteil der Spieler bereit ist, Geld zu zahlen, scheint sich das Geschäftsmodell dank der großen Reichweite zu rentieren: 2009 erzielte Zynga 300 Millionen Dollar Umsatz - 2010 dürfte es deutlich mehr sein. (sf/dpa)

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