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Ein Flughafen ohne Flugbetrieb: Wie soll man von hier nach Hause kommen? In den vergangenen Tagen versuchten es viele Gestrandete über soziale Netzwerke wie Twitter - mit Erfolg.

© dpa

Twitter: Die Asche und das Netz

Dank des Vulkanausbruchs auf Island sind soziale Netzwerke in Europa zu länderübergreifenden Mitfahrzentralen geworden - und für manchen zur "Rettungsleine".

Die Aschewolke, die in der vergangenen Woche über Europa hinzog, hat ihr Pendant im Internet. Seit Donnerstag, dem 15. April, breitet sich dort ein Synonym aus: "Ashtag" heißt es. Und ist ein Wortspiel aus dem englischen Begriff für Asche und dem Hashtag – Hashtags sind sozusagen virtuelle Aufkleber oder Namensschilder. Sie dienen beim Netzwerk Twitter dazu, Themen und Ereignisse unter einem Schlagwort zu gruppieren. Nur so lässt sich der endlose Strom der Twitter-Nachrichten nach bestimmten Begriffen durchsuchen.

Am 15. April tauchten vormittags die ersten Tweets auf, die einen neuen Begriff für das Phänomen der Aschewolke vorschlugen: "Need a (h)ashtag for that? #ash", twitterte beispielsweise die britische Journalistin Sue Llewellyn. Und ein Will Sturgeon lobte die Idee: "@suellewellyn Nice to see #ashtag taking off". Kurz darauf wurde #ashtag das Namensschild für die Wolke.

Und damit zur Rettung für eine Menge Gestrandeter, die überall auf der Welt nach alternativen Heimreisemöglichkeiten für ihre abgesagten Flüge suchten. Nachrichten wie dieser Twitter-Hilferuf des Autors und Netzanalysten Micah Sifry gab es plötzlich zu Hauf: Sifry hatte auf der Bloggerkonferenz re:publica in Berlin einen Vortrag gehalten, sein Rückflug war abgesagt worden. Schließlich fand er via Twitter einen Heimflug in die USA: über Rom, und für 1.900 Euro.

Offene Flughäfen, Mietwagen, freie Hotels – Twitter und Facebook verwandelten sich in den vergangenen Tagen zu regelrechten Reiseagenturen und zeigten damit erneut, wie flexibel sie in Krisen eingesetzt werden können. Nach dem Erdbeben von Haiti waren es Wasser, Strom, Essen und Spenden aus aller Welt, die mit ihrer Hilfe gesammelt wurden. Nun dienten die Netzwerke als Beratungsstellen.

So suchten beispielsweise jene, die noch einen Mietwagen bekommen hatten, Mitfahrer: "Madrid Calais London Car share at the moment £500.00 per person 3 places booked only 2 left @ashtag #ashcloud #getmehome." Hier von Madrid nach London. Oder andere einen Platz von Stockholm nach Brüssel mit der Anmerkung, "kann fahren, kann bezahlen, kann unterhalten": "@skjutsgruppen @ashtag Now looking for a ride Stockholm to Brussels. Can drive, can pay, can entertain. / michael"

Bei Facebook entstand mit Carpooleurope sofort eine Gruppe, die Such- und Angebotsmeldungen vermittelte. Hinzu kamen Links zu Schlafplatzvermittlern wie CouchSurfing, zum HospitalityClub oder zu Facebookgruppen, die sich spontan gründeten, um Übernachtungen zu organisieren: "@ashtag people stranded in NZ join the FB group "Stranded in New Zealand" for offers of places to stay in hotels and homes, often free."

Natürlich waren nicht alle Hinweise nützlich und auch nicht alle Meldungen über Flüge oder Hotels immer korrekt. Aber sie waren der Versuch, schnell und unkompliziert weiterzuhelfen.

Manchmal zu unkompliziert für das regulierte Europa. Bei Twitter organisierte sich eine Mannschaft, die mit einigen gemieteten Booten Leute vom Kontinent nach Großbritannien brachte, bis ihr der illegale Fährdienst untersagt wurde.

Dennoch konnten die Netzwerke vielen helfen. Wie Micah Sifry schrieb: "Twitter has been an incredible lifeline these past few days." – Twitter als Rettungsleine. (Zeit online)

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