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Die neue "Timeline" wird für alle Nutzer zur Pflicht

© dapd

Ultimatum: Neues Pflichtfach Selbstdarstellung

Für die Facebook-Mitglieder läuft die Uhr. In wenigen Wochen wird das bisherige Profil endgültig abgelöst. Was bei der Gestaltung der Chronik-Seite zu beachten ist.

Nun ist es also keine Frage mehr, ob man die neue Facebook-Chronik nutzen möchte, sondern nur noch, welcher Zeitpunkt dem Mitglied am besten erscheint, bevor Facebook ihm diese Entscheidung in den „nächsten, wenigen Wochen“ endgültig abnimmt. Zumindest für die Schüler in Deutschland könnten die in der kommenden Wochen anstehenden Winterferien ein geeigneter Moment sein, um in aller Ruhe durch die lange Liste der Facebook-Einträge zu gehen, nachdem das US-Unternehmen in dieser Woche bekannt gegeben hatte, die Chronik zur Pflichtveranstaltung im Fach Selbstdarstellung zu machen. Aber auch auch für alle anderen Nutzergruppen heißt es nun, selbst die länger zurückliegenden Facebook-Einträge zu durchforsten.

Einen genauen Umstellungstermin gibt es nicht. Facebook will den Nutzern über ihr Profil bekannt geben, wann die Zwangsumstellungsphase beginnt. Erst wenn der Nutzer bestätigt hat, dass er die Chronik nutzen will, läuft die Uhr. Von diesem Zeitpunkt an hat er sieben Tage Zeit, die Profilseite mit dem Titelbild und dem zweispaltigen Zeitstrahl nach seinen eigenen Wünschen zu gestalten. Die Chronik enthält die komplette Facebook-Existenz. Über die Navigation auf der rechten Seite kann sich ein Besucher tief in die Aktivitäten seiner Freunde hineinzoomen.

Das normale Profil hat ausgedient

Das alte Profil gab nur sehr wenig vom Nutzer preis. Geschlecht, Ausbildung, Status, Interessen und einige Angaben mehr wurden aufgeführt. Mit der Chronik soll der Nutzer seine ganze Persönlichkeit zum Ausdruck bringen können, doch das ist möglicherweise mehr als viele Facebook-Nutzer wollen. Bislang hat nur ein Teil sein Profil auf die neue Chronik umgestellt. Wie weit die neue Funktion im eigenen Netzwerk Einzug gehalten hat, kann jeder Facebook-Nutzer auf der Seite www.facebook.com/timeline feststellen. Ganz unten auf der Seite steht, wie viele der eigenen Kontakte den Schritt bereits gegangen sind. Eine Auswahl wird mit Profilfoto gezeigt, so dass man sich gleich ansehen kann, wie sich diese Nutzer nun präsentieren. Offizielle Zahlen von Facebook gibt es dazu nicht, eine nicht repräsentative Erhebung in unserer Redaktion kam auf unter zwanzig Prozent.

Eine Frage der Einstellungen

Prinzipiell gelten für die Chronik die gleichen Privatsphäre-Einstellungen wie bei der Erstellung des Eintrages. Vor allem zwei Punkte setzen die Nutzer dennoch unter Druck: Zum einen können sich in den Untiefen des Zeitstrahls Peinlichkeiten versteckt haben, die man inzwischen erfolgreich verdrängt hat. Sowohl beruflich als auch privat sollten einige Dinge besser im Verborgenen bleiben. Zum anderen hat sich die Einstellung vieler Menschen zum Thema Privatsphäre seit Einführung der sozialen Netzwerke geändert. Manches mag man vor allem in der Anfangszeit leichthin komplett öffentlich gepostet haben, was man nun nur noch den engen Freunden anvertrauen würde. Zumindest dies kann auf einfache Weise erreicht werden: In den Privatsphäre-Einstellungen – zu erreichen über das weiße Dreieck rechts oben in der Facebook-Leiste neben dem Wort „Startseite“ – gibt es den Menüpunkt „Beschränke das Publikum für ältere Beiträge“. Über den Link „Sichtbarkeit älterer Beiträge verwalten“ öffnet sich ein Fenster. Dort wird darauf hingewiesen, dass die Funktion für alle Beiträge gilt, die früher entweder komplett öffentlich oder für Freunde von Freunden bestimmt waren. Wird in dem Fenster nun der Button „Alte Beiträge beschränken“ angeklickt, können diese Posts nur noch von den direkten Freunden gelesen werden.

Aber auch nach diesem Schritt wird es notwendig sein, in die Tiefen der eigenen Facebook-Historie einzusteigen. Hierbei hilft das „Aktivitätenprotokoll“. Es befindet sich auf der Chronik-Seite direkt unter dem Panorama-Foto des Nutzers, also dem Titelbild. Das Protokoll listet alle Aktivitäten und Ereignisse des Facebook-Kontos auf. Über die Schaltfläche „Alle“, die sich rechts oben befindet, kann die Ansicht gezielt beschränkt werden, so dass zum Beispiel nur die eigenen Beiträge, Kommentare oder Fotos angezeigt werden. So kann beispielsweise zu jedem Bild festgelegt werden, ob es überhaupt in die Chronik aufgenommen wird und welcher Personenkreis es zu sehen bekommt. Titelbild und Profilfoto lassen sich übrigens direkt in der Chronik ändern. Die entsprechenden Optionen werden angezeigt, wenn man die Maus über die Fotos bewegt. Über den Stern in der oberen rechten Ecke lassen sich einzelne Einträge besonders hervorheben. Das Stift-Symbol dient dazu, Posts zu entfernen oder Informationen wie Ort und Zeit hinzuzufügen.

Achtung, Betrüger!

Die Einführung der Chronik hatte vor einigen Wochen bereits erste Internet-Betrüger auf den Plan gerufen. Die Webseite Insidefacebook.com fand 16 betrügerische Seiten, die damit warben, die Chronik-Funktion wieder rückgängig zu machen. Tatsächlich dienten die Seiten der Generierung von Besucherströmen für andere Angebote. Aber auch Schadsoftware lässt sich über solche Methoden verbreiten. Es ist zu befürchten, dass die anstehende Zwangsumstellung nun weitere Betrugsseiten befördert.

Letzte Kontrolle

Eine weitere hilfreiche Facebook-Funktion vor der endgültigen Freigabe der Chronik ist die Kontrolle der jeweiligen Einstellungen. Etwas versteckt auf der eigenen Chronik-Seite befindet sich unter dem Titelbild neben dem Aktivitätenprotokoll ein kleines Zahnrad. Klickt man darauf, gelangt man zu der Funktion „Anzeigen aus Sicht von“.

Über die Auswahl bestimmter Kontakte lässt sich nun anschaulich überprüfen, wie die Chronik für Freunde, Arbeitskollegen oder ein Familienmitglied aussieht.

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