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In den sozialen Netzwerken haben Fotos die Statusmeldungen beinahe abgelöst.

© Fotolia/Kirill Kedrinski

Unser digitales Leben: Fotos teilen: Mein Hund, mein Haus, mein Urlaub

Allein auf Facebook werden täglich 300 Millionen Bilder geteilt. Für Fotografen gibt es jedoch bessere Wege

Das Foto hat eine durchaus künstlerische Note: Mick Jagger und Charlie Watts sitzen leicht schräg zueinander im Zug, das Grün der Landschaft zieht unscharf hinter ihnen vorbei. „Hatten gestern eine großartige Zugfahrt nach Washington. Erwarten nun die Show heute Abend“ – #stones50 #myfirstinstagram, fügte der Frontsänger der Rolling Stones dem Foto hinzu. Instagram, Vine, Tumblr, Facebook, Google+ – Fotos und kurze Videos lösen inzwischen sogar die Statusmitteilungen in den sozialen Netzwerken ab. Das Social Network mit der größten Reichweite ist mit über einer Milliarde Mitglieder Facebook. Ein Schnappschuss vom Urlaubsort erreicht hier sicherlich die meisten Verwandten, Freunde und Bekannte. Aber: Mit dem Hochladen der Fotos und Videos erhält Facebook alle Nutzungsrechte für die so genannten „IP-Inhalte“. Nicht so bei Google+, dort bleiben die Rechte beim Nutzer. Für Foto-Fans hat dieses Netzwerk noch einen weiteren Vorteil: Googles kostenloses Bildverwaltungs- und bearbeitungsprogramm Picasa. Mit Profiwerkzeugen wie Photoshop und Lightroom kann es zwar nicht konkurrieren. Doch selbst größere Fotosammlungen lassen sich damit übersichtlich verwalten – und durch die direkte Verbindung zwischen Picasa und Google+ auch über das Internet teilen. Das Google-Netzwerk ist über Kreise organisiert, so dass man sehr gut festlegen kann, wer die Bilder zu sehen bekommt. Fotos können inzwischen aber genauso gut direkt über Twitter verbreitet werden. Auf der Webseite führt das Fotosymbol beim Verfassen eines Tweets auf die Eigenen Dateien, in der App öffnet es die Fotofunktion des Smartphones.

Wer um die sozialen Netzwerke lieber einen großen Bogen macht, kann seine Bilder über Cloud-Dienste mit ihrer Anbindung an die Dateiverwaltung des eigenen Rechners mit anderen Internetnutzern teilen. Eine weitere Option ist ein sogenannter Fotostream, der von anderen abonniert wird, die dann fortlaufend aktuelle Bilder vom Absender erhalten. Die Foto-Community Flickr bietet eine solche Möglichkeit über den Browser. Viele Cloud-Dienste haben diese Option ebenfalls. Dort können die Bilder sogar direkt per Synchronisation auf die Geräte der Abonnenten geladen werden. Zu den bekannten Cloud-Diensten gehört Dropbox, SkyDrive von Microsoft, iCloud von Apple sowie europäische Alternativen wie der Berliner Anbieter Strato oder das französische Wuala (Violà). Da Dropbox, Wuala und Stratos HiDrive im Gegensatz zu den Diensten der Softwareriesen auf allen Betriebssystemen den vollen Funktionsumfang bieten, sind sie besonders für Nutzer interessant, die auf Linux oder Android genauso zuhause sind wie auf Windows oder iOS. Für den Zugriff über mobile Geräte stehen bei allen Cloud-Anbietern entsprechende Apps zur Verfügung.

Für US-Unternehmen gelten andere Datenschutzbestimmungen

Ein Manko der großen Anbieter ist jedoch der Datenschutz. Die amerikanischen Unternehmen Dropbox, Google, Microsoft und Apple sind nicht an die strengeren europäischen Datenschutzauflagen gebunden. Wer hier einen hohen Standard möchte, sollte zertifizierte europäische Anbieter wie Strato oder Wuala wählen. Deren Verschlüsselungsstandards sind insgesamt höher und ihre Rechenzentren stehen in Europa – Strato betreibt eigene Server in Berlin. Während Dropbox zwei Gigabyte Speicherplatz kostenlos zum Einstieg bietet, sind es bei Strato und Wuala fünf Gigabyte. Andere Nutzer bevorzugen jedoch Foto-Communities wie Flickr, das deutsche View oder Adobes Creative Cloud. Ihre Stärken liegen in der Möglichkeit, die eigenen Bilder einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und sich ein privates oder berufliches Netzwerk aufzubauen. Flickr ist die wichtigste Foto-Sharing-Plattform im Internet und stellt Nutzern kostenfrei ein Terabyte an Speichervolumen zur Verfügung. Wer den Kontakt zu professionellen Fotografen und Designern sucht, kann gegen eine monatliche Gebühr bei dem Portal View oder in Adobes Creative Cloud ein Profil anlegen, Portfolio-Galerien anlegen und sich vernetzen. Um Fotografien dagegen auf einer eigenen Webseite zu präsentieren und mit Texten zu begleiten, bietet sich ein Fotoblog an, etwa auf der Plattform Tumblr. Ein kostenfreier Account ist in wenigen Minuten eingerichtet. Die Basis-Design-Varianten sind kostenfrei. Wer ein eigenständigeres Design möchte, kann es für wenige Euros per Klick aus einer großen Auswahl dazukaufen. Die Tumblr-App Photoset ermöglicht zudem die Verwaltung der Blogs und ihrer Fotogalerien über mobile Endgeräte. So einfach es ist, Fotos über die Social Networks oder Foto-Communities zu teilen, so wichtig ist es, sich über die weniger angenehmen Wahrheiten im Klaren zu sein. Einige Dienste nehmen für sich das Recht in Anspruch, die auf ihre Server hochgeladenen Fotos vermarkten, sprich verkaufen zu dürfen. Um einen Blick ins Kleingedruckte kommt man nicht herum. Man sollte zudem genau darüber nachdenken, mit wem Bilder geteilt werden. Passend zur Sommer- und Ferienzeit hat die Initiative „Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht“ gerade erst erneut davor gewarnt, Schnappschüsse von Kindern, auf denen diese in Badehose oder nackig am Strand spielen, leichtfertig in die sozialen Netzwerke hochzuladen. Zwar lasse sich der Zugriff in solchen Netzwerken einschränken. Es werde aber leicht unterschätzt, wie groß zum Beispiel der Kreis der Freunde von Freunden im Netzwerk sein kann. Und noch etwas gilt es zu beachten: Das Recht am eigenen Bild. Nicht jeder möchte, dass sein Antlitz in Netz gestellt wird.

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