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Videokonferenzen: Schau mir in die Augen

Microsoft zahlt Milliarden für Skype, auch für die Nutzer kann der Internet-Telefondienst sehr teuer werden

Im Alltag haben sich Videotelefone nie durchgesetzt, sobald sich jedoch der Lebenspartner oder ein Sprössling für längere Zeit im Ausland befindet, werden Videokonferenzen zum festen Bestandteil der Zeitplanung. Und wie kein anderer Anbieter ist Skype zum Synonym für kostenlose Telefonate über das Internet geworden, selbst der Duden kennt skypen als schwaches Verb. Skype wurde damit für den Software-Giganten Microsoft so attraktiv, dass es das Unternehmen am Dienstag für umgerechnet rund sechs Milliarden Euro gekauft hat – obwohl es mit dem Windows Live Messenger selbst ein vergleichbares Produkt anbietet.

Skype hat nach eigenen Angaben mehr als 660 Millionen registrierte Nutzer weltweit, die Zahl der aktiven Nutzer liegt Microsoft zufolge bei 170 Millionen Nutzern. Die meisten davon setzen den Dienst für Umsonst-Telefonate ein, lediglich rund 8,8 Millionen Nutzer zahlen beispielsweise für Telefonate ins Festnetz oder zu Handys. Auch in Deutschland erfreut sich die Videotelefonie über das Internet zunehmender Beliebtheit. Der IT-Verband Bitkom rechnet mit sieben Millionen Nutzern hierzulande, wobei Video-Chats besonders bei Jüngeren populär sind. Jeder Fünfte der 14- bis 29-Jährigen telefoniert vor der Internet-Webcam.

Mit Skype sind Telefonate, Videokonferenzen oder Mitteilungen möglich. Zwei Nutzer können miteinander kostenlos kommunizieren, ins Festnetz oder zu Mobilnummern werden Gebühren erhoben. Als Telefonersatz für Inlandsgespräche lohnt sich Skype darum meist nicht. Anders verhält es sich bei Gesprächen zu ausländischen Telefonnummern, die dann zumeist erheblich günstiger sind. Anrufe in die USA oder nach Frankreich kosten beispielsweise 2,2 Cent/Minute, in die Türkei 3,2 Cent/Minute und nach Japan 2,6 Cent/Minute. Auch Gruppengespräche werden angeboten, sind aber nach einer Schnupperphase kostenpflichtig.

Skype verbindet die Menschen aber nicht nur über Kontinente hinweg, sondern auch über viele technische Grenzen. Es gibt Versionen für Windows, Mac-Computer und Linux. Das Programm lässt sich auf einem iPhone genauso installieren wie auf einem Smartphone mit Googles Android-System oder mit dem vor allem von Nokia genutzten Symbian. Auch auf Tablet-Computern wie dem iPad oder dem Android-Konkurrenten Xoom läuft Skype, allerdings gelingt die Erkennung der eingebauten Webcam damit nicht immer auf Anhieb. Selbst mit einigen internetfähigen Fernsehern kann geskypt werden.

Kein anderer Instant Messenger und kein anderes Audio- und Video-Chat-Programm ist damit derzeit so universell einsetzbar. Dennoch ist Skype kein Ersatz für den Festnetzanschluss oder das Mobilfunktelefon. So können über den Dienst keine Notrufe abgesetzt werden. Auch der Wunsch, mittels Skype die Handyrechnung zu senken, kann sich schnell ins Gegenteil verkehren. Um über den Dienst oder einen anderen Instant Messenger angerufen werden zu können, muss das Programm ständig im Hintergrund aktiv sein und über eine dauerhafte Internetverbindung eingehende Anrufe feststellen.

Im Inland ist dies heutzutage in den meisten Fällen unproblematisch möglich, da viele Smartphone-Nutzer oder iPad-Besitzer ohnehin eine Datenflatrate gebucht haben. So kann es höchstens passieren, dass das Inklusivvolumen schneller als geplant erschöpft wird und die Datenrate auf GPRS-Niveau gesenkt wird. Video-Telefonate sind dann kaum noch möglich. Schlimmer aber trifft es den mobilen Skype-Nutzer im Ausland, denn dort schlägt in vielen Fällen bereits die permanente Internetnutzung mit hohen Kosten zu Buche, ganz davon abgesehen, dass auch für die bei einem Audio- oder Videotelefonat übertragenen Daten gezahlt werden muss.

Aber auch am Computer drohen Kostenfallen. Bei der Installation von Skype wird der Internet-Browser um eine Funktion erweitert, mit der aus jeder Webseite heraus Telefonnummern direkt gewählt werden können. Wer bereits eine Telefon-Flatrate hat, zahlt dann quasi doppelt. Um selber überall günstig erreichbar zu sein, bietet Skype eine kostenpflichtige Online-Nummer an, wobei verschiedene Länder zur Auswahl stehen. Die Nummer kann von jedem Telefon oder Handy zum jeweiligen Inlandstarif angerufen werden, das Gespräch selbst wird über den Computer mit dem installierten Programm entgegengenommen.

Auch wenn Skype derzeit das beliebteste Programm dieser Art ist, so gibt es durchaus Alternativen. Ebenfalls weit verbreitet sind der Windows Live Messenger von Microsoft oder der Yahoo Messenger. Für Apple-Nutzer bieten sich iChat und Facetime an. Auch Google Talk und ICQ decken die meisten Funktionen ab. Einen guten Überblick dazu bietet das Portal Teltarif. Die meisten Dienste sind jedoch untereinander nicht kompatibel, sagt Teltarif-Kommunikationsexpertin Rafaela Möhl. Bei der Wahl des Programmes komme es darum vor allem darauf an, welchen Dienst die eigenen Kontakte nutzen.

www.teltarif.de/i/instant-messenger.html

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