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Wie glücklich macht das Internet?: Get Lucky!

Allzu häufig wird nur über die negativen Seiten des Internet geschrieben. Vielleicht ist das Netz so selbstverständlich geworden, dass man die positiven Seiten übersieht. Dabei gebührt dem Internet ein fester Platz im Glücksatlas.

In der vergangenen Woche ist der sogenannte „Glücksatlas“ vorgestellt worden. 20 000 Haushalte wurden dafür bundesweit befragt zu den Bereichen Familie, Arbeit, Gesundheit, Haushaltseinkommen, Freizeit und Wohnen – doch ein entscheidender Parameter fehlte: Das Internet. Dabei sind inzwischen drei Viertel aller erwachsenen Bundesbürger online, wie der IT-Verband Bitkom in dieser Woche mitteilte. Das Netz gehört für sie zum Leben dazu, beruflich wie privat. Und beeinflusst damit, wie glücklich sie sind. Oder besser, wie unglücklich.

Über die positiven Seiten des Netzes ist selten zu lesen, dafür ist es vielleicht zu selbstverständlich geworden, wir freuen uns ja auch nicht täglich darüber, wie gesund Gemüse ist. Oft geht es um die negativen Folgen, die das Netz angeblich mit sich bringt. Um den vermeintlich zunehmenden Burn-out bei Arbeitnehmern beispielsweise, die sich mit ihren mobilen Geräten verpflichtet fühlen, auch nachts im Bett noch auf Arbeitsmails zu antworten. „Wir können per Skype in Kontakt bleiben mit Menschen meilenweit entfernt, aber brauchen Dutzende E-Mails, um ein Treffen mit einem guten Freund zu planen“, kritisiert ausgerechnet Randi Zuckerberg, die Schwester des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg, in ihrem neuen Buch „Dot Complicated“. Quality-Time würde heute heißen, dass die Familie zwar zusammen sitzt, aber jeder für sich auf sein Laptop, Smartphone oder iPad schaut. Überhaupt Facebook. Macht total unzufrieden, heißt es immer wieder. All die coolen Urlaubs-, Party- und Lecker-Essen-Bilder der Freunde lösen Neid und negative Gefühle aus. Und jetzt zeigt auch noch die NSA-Affäre die Big-Brother-Dimension auf. Macht das Internet also am Ende nur unglücklich?

Sicher nicht. Wir haben uns vor allem an all die positiven Seiten gewöhnt, daran, dass wir in Sekundenschnelle zu allen erdenklichen Themen recherchieren, Fotos und Briefe verschicken und Urlaubsreisen buchen können. Für uns ist das World Wide Web nicht das Versprechen auf Wohlstand, Freiheit und Glück, wir können es uns leisten, die negativen Seiten zu sehen. Ganz anders in den Entwicklungsländern. In Bangladesch beispielsweise tingeln sogenannte Infoladys mit Laptops von Dorf zu Dorf, um das Internet zumindest für einige Stunden zu den Menschen zu bringen, berichtete die „Neon“ kürzlich. Bauern können sich so informieren, wie sie Pflanzen besser gegen Schädlinge schützen. Wenn dadurch die nächste Ernte besser ausfällt, hat das Netz am Ende tatsächlich mehr Wohlstand und Glück für das Dorf gebracht. Und in den arabischen Ländern wäre die Arabellion ohne Facebook & Co. schnell wieder verebbt. Einen globalen „Glücksatlas“ gibt es zwar nicht, die Bewertung des Faktors Internet wäre jedoch lesenswert.

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