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Die Betreiber von Pornoseiten im Internet kennen ihre Nutzer - zumindest aus statistischer Sicht.

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Zu PAPIER gebracht: Kate, Keith und die Nackten

Das Internet hat ihre Arbeit vereinfacht. Sie sind Spitze im Sammeln und Auswerten von Daten. Was die NSA mit der Porno-Industrie verbindet.

Was verbindet die von Alexander Keith geführte National Security Agency mit der Pornoindustrie? Mehr als man denkt. Das Internet hat beiden – dem US-Geheimdienst ebenso wie dem Milliarden-Dollar-Geschäft mit Schmuddelvideos – die Arbeit erleichtert. Die NSA muss theoretisch nur noch ganz selten Fort Meade verlassen, um überall auf der Welt ihre Lauscher aufzusperren. Und die Pornoindustrie ist nicht mehr darauf angewiesen, ihre Produkte allein über obskure Shops an den Mann zu bringen. Vor allem aber sind beide Gewerbe spitze im Datensammeln und -auswerten. Wie weit das bei der NSA reicht, hat das vergangene halbe Jahr gezeigt. Kaum ein Tag, an dem keine neue Technik zum Abhören und Ausspähen ans Licht kam. Aber Firmen wie Pornhub – mit über einer Milliarde Besuchen monatlich auf seinen Webseiten nach eigenen Angaben das größte Porno-Konglomerat im World Wide Web – bewegen sich beim Data Mining fast auf Augenhöhe mit den Geheimdiensten dieser Welt.

Medienredakteur Kurt Sagatz.
Medienredakteur Kurt Sagatz.

© Heinrich

Im Unterschied zu den staatlichen Schnüffelnasen teilen die Betreiber der Pornoseiten sogar ihre Erkenntnisse mit den anderen Internetnutzern. Vor kurzem durchwühlte Pornhub seine Datensammlung und setzte sie in Relation zu Ereignissen aus Sport, Nachrichten und TV. Dabei wurden interessante Erkenntnisse über das Verhalten der Nutzer zutage gefördert: Das Endspiel der Fußball-EM 2012 hatte auf die Nachfrage nach pornographischen Inhalten nur in Spanien, wo der Abruf um 35 Prozent zurückging, und Italien, hier lag das Minus bei 40 Prozent, größeren Einfluss. Auf Gesamteuropa bezogen stiegen die Porno-Abrufzahlen an diesem Tag sogar um sieben Prozent.

An Relationen, so viel ist sicher, gibt es keinen Mangel. Der Verkaufsstart des iPhone 5 senkte die Abrufzahlen der Porno-Sites (in Deutschland minus sieben Prozent). Als das erste iPad auf den Markt kam, gab es auf diesen Webseiten hingegen ein Plus von weltweit zehn Prozent. Im gleichen Maße nahm der Pornokonsum an dem Tag zu, für den der Maya-Kalender das Ende der Welt vorhergesagt hatte. Auch andere Ereignisse in den Kalendern der Weltreligionen halten die Menschen offenbar davon ab, sich in den virtuellen Rotlichtbezirk zu begeben. Am Weihnachtsabend 2012 verbuchten die Pornhub-Seiten ein Minus von durchschnittlich 22 Prozent, Ostern 2013 gingen die Abrufzahlen um elf Prozent zurück. Am Jom-Kippur-Tag 2012 kamen 45 Prozent weniger Anfragen aus Israel.

Die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton im April 2011 brachte die Internetnutzer in England auf andere Ideen – während im Rest der Welt sieben Prozent mehr Sex-Videos abgerufen wurden. Was diese Zahlen verraten? Nichts, was wirklich wichtig wäre. Aber immerhin so viel, dass nun auch die NSA besser weiß, was in den Schlafzimmern passiert.

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