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Zum Arbeiten zu schade: Außen BMW, innen Lamborghini

So lassen sich Design und Leistung verbinden – im Selbstbau-PC der Superlative.

Computer sind Magie. Nein, es geht hier nicht um solche Rechner, die stets das Gute wollen und nur das Böse schaffen – den Absturz! Hier geht es um jene Exemplare, die besser, schneller und schöner arbeiten als das grau verpackte Einerlei. Wir greifen in die Schatztruhen der Hersteller und ziehen das heraus, was sich bald durchsetzen wird – und dieser Tage zum Ifa-Standgespräch gehört.

PANZER UND STAUB

Da haben wir es mal wieder: Im Kampf der Geschlechter geht es immer auch um die Einrichtung. „Oh, nein! Nicht dieser Staubfänger“, ruft sie aus, als wir die „Stufe 10“ der Computergehäuse auspacken. Der erste Eindruck täuscht nicht, da haben Frauen recht. Und weibliche Produktmanager führen bei Thermaltake wohl das Wort. Das schließen wir daraus, dass der Hersteller sein Gehäuse „Level 10“ (rund 500 Euro) mit einem schwarzen Schutzüberzug ausliefert. Das ist gut so, denn das Gehäuse ist staub- und kratzempfindlich. Unter dem Schreibtisch verstecken kann man diesen gepanzerten schwarzen Boliden auch nicht. Eine Trutzburg gegen alle Trends zur Miniaturisierung: 21 Kilogramm Leergewicht, fast 70 Zentimeter groß, fast ebenso breit – dieses Gehäuse braucht ein Bühne. „Showcase“ nennt es Thermaltake deshalb auch. Aber Männer lieben das schwarze matte Aluminium, zumal es die Bauteile ähnlich wie Muskeln am Körper des Bodybuilders plastisch ausbildet: Sechs getrennte Einschübe für Festplatten, ein Extra-Fach für die Hauptplatine, ein anderes, oben links, für das Netzteil. Und oben rechts drehen sich die DVDs. Verkabelt wird auf der Rückseite hinter einer abschließbaren (!) Platte. Das alles steckt an einer schmalen roten Mittelleiste voller Leuchtdioden. Schwarz und rot, Kraft und Energie, wenn das kein Statement ist.

BEKENNTNIS ZU EXTREMEN

PC-Schrauber lieben die Extreme – und Bambule. So gesehen nennt Asus die Klientel ihrer männlichsten Hauptplatine beim Namen: „Rampage III Extreme“ (rund 300 Euro). In ein Level-10-Gehäuse gehört eine solche Schaltzentrale. Mit dem Rampage treibt man die kraftvollsten Prozessoren am Markt (Intel Core i7-975@3,3GHZ; rund 700 Euro) mit ein paar Fingerübungen an die Grenze zum Absturz. Aber dazu gehört einiges, denn bereits bei kleinen Fehlgriffen leuchtet Asus’ „Randalierer“: Wenn der Arbeitsspeicher nicht ordentlich eingerastet ist etwa. So wird Fehlersuche zum Kinderspiel, „Such’ das Lämpchen!“ Anschalten und neu starten kann man vom Board und erkennen, welche Bauteile beim Tunen im roten Bereich laufen. Das wohl Wichtigste: Das „Rampage III“ bietet viel Platz für zusätzliche Karten, für besseren Klang, flüssige 3-D-Grafik oder TV-Empfang. Außerdem sind USB 3.0 und SataIII an Bord – die Turbos für den Datentransfer. Was bringt dieser Ifa-Trend?

SCHALT DEN TURBO EIN!

Wer seinen PC schon nicht schont, fröhlich surft und nach Belieben neue Software erprobt, sollte für Havarien gerüstet sein – und sofort nach der Installation der unbedingt nötigen Softwarestandards ein „Image“ brennen. Läuft der Rechner nicht mehr rund, dann wird das System kurzerhand gelöscht und das Image auf die freie Festplatte aufgespielt – mit wenigen Mausklicks ist der PC wieder in den unberührten Zustand zurückgesetzt. So verliert jeder Virenangriff seinen Schrecken, denn nach Minuten ist die Spiel- oder Arbeitsfähigkeit wiederhergestellt. Nach Minuten? Jedenfalls wenn die Systemkopie auf einer Festplatte mit USB 3.0 oder SataIII abgelegt ist, also im Standard der dritten Generation. Ein Beispiel: Eine handelsübliche externe Festplatte im 2,5-Zoll-Format kopierte unser elf Gigabyte großes Image in fünfeinhalb Minuten auf die Systemplatte – weniger als eine Minute und 40 Sekunden dauerte dieselbe Operation über die neue USB-3.0-Schnittstelle. Zum Einsatz kam dabei sogar eine konventionelle Festplatte von Western Digital (WD), die allerdings mit SataIII-Standard aufwartet (Caviar Black WD1002) und die in einem USB-3.0-Gehäuse („ICY-Box“) gut aufgehoben ist. Ging da noch was? Klar, wer wirklich das Maß aller Dinge sucht, muss statt der Festplatte zu einer „Solid State Disc“ (SSD) greifen, einem weiteren Ifa-Trend. SSDs sind sündhaft teuer, dafür lautlos, schnell – und Energiesparer. Deshalb sind SSDs bei Multimedia-PCs Pflicht, jedenfalls für das System – die Daten kann man ja auf einer konventionellen Platte speichern. Kingston stellte uns ein Exemplar der SSD-Now V+-Serie (rund 230 Euro) bereit. Als Kopierpartner wählten wir eine SSD von OCZ (Vertex 2: rund 280 Euro). Es kam wie erwartet: Das Elf-Gigabyte–Image rauschte noch einmal 20 Sekunden schneller durch die Kabel. Und dabei war sogar nur die OCZ per SataIII angeschlossen.

FRISCHZELLENKUR

Muss nun wirklich jeder, der aufs Tempo drücken will, die geliebte alte Technik ersetzen? Nein, im Handel sind USB-3.0-Karten (ab 30 Euro), die in einen freien PCI-Express-Slot gesteckt werden. Die Investition lohnt sich auch für nicht mehr ganz taufrische Systeme. Unser ordentlich getunter Stammrechner (Core2Extreme@4Ghz; 775-P45-Board) jagte das Image in zwei Minuten 15 Sekunden von einem externen USB-3.0-Anschluss (WD-Festplatte) zum anderen („Buffalo DriveStation“-Festplatte). Das ging fast doppelt so schnell wie das Kopieren des Images auf die alte interne Festplatte (Samsung Spinpoint F1) mit altem SataII-Standard. Die dritte Generation bringt es, wer aber die maximale Ausbeute will, sollte schnelle Festplatten (7200 Umdrehungen pro Sekunde und mehr) einsetzt oder besser noch SSDs.

DIE STIMME DER VERNUNFT

Am Ende ist er uns ein wenig ans Herz gewachsen, der „Level 10“. Vielleicht weil er wirklich ein BMW ist. Weil das Design von der kalifornischen Tochter des bajuwarischen Konzerns stammt. Aber vor allem wegen Behändigkeit und Kraft, die ihm die Bauteile der neusten Generation (siehe Kasten) verliehen. Doch ach, das Leben besteht aus Kompromissen und so hören wir auf die Stimme der Vernunft, die in diesem Fall weiblich ist – und Fragen als Antworten stellt: „Das kann doch jetzt endlich weg, oder?!“

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