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Update

Behinderungen auf der S 3: Nach Chaos bei Berliner S-Bahn erneuter Stromausfall

Am Freitagabend ist es bei der Berliner S-Bahn erneut zu einem Stromausfall gekommen. Betroffen war diesmal aber nur eine Linie. Nach dem Totalausfall vom Donnerstag zieht die Bahn Konsequenzen.

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Schrecken bei der S-Bahn am Freitagabend. Schon wieder war von einem Stromausfall die Rede. Der war dann aber auf die Linie 3 zwischen Friedrichshagen und Erkner beschränkt, weil im S–Bahnhof Wilhelmshagen ein Zug stehen blieb. „Es gab Probleme mit dem Stromabnehmer“, sagte ein Bahnsprecher dem Tagesspiegel: „Es war ein normaler technischer Defekt. Die Passagiere mussten umsteigen, von 19.40 bis 21 Uhr konnten wir nur eingleisig fahren.“ Bei Redaktionsschluss gegen 23 hatte sich die Lage normalisiert.

Ein nach dem Totalausfall der S-Bahn am Donnerstagabend geführtes Gespräch des neuen Verkehrssenators Michael Müller (SPD) mit Bahnchef Rüdiger Grube, bei dem es um den Kauf der S-Bahn durch das Land ging, hat nach Tagesspiegel-Informationen zu keinem Ergebnis geführt. An der Haltung Grubes, die S-Bahn nicht abzugeben, habe sich nichts geändert, sagte ein Sprecher. Das Gespräch war schon vor dem jüngsten Chaos vereinbart worden. Wenn sich der Senat und die S-Bahn nicht über die Zukunft der S-Bahn einigen, soll der Betrieb zumindest auf einem Teilnetz ausgeschrieben werden.

Den Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) scheint die bislang größte S-Bahn-Panne nicht in große Aufregung zu versetzen. „So etwas kann, glaube ich, immer mal vorkommen und hat nichts mit dem Winter zu tun“, sagte er am Freitag im Radiosender 104.6 RTL – und löste prompt Empörung aus. Das sei ein „typischer Wowereit“, konterte der Grünen-Verkehrsexperte Stefan Gelbhaar. Der Regierende nehme die Probleme der Bürger nicht ernst. Der Grünen-Politiker erinnerte daran, wie Wowereit im Februar 2010 das Schneechaos mit der Bemerkung kommentierte: „Wir sind hier nicht in Haiti, sondern wir sind in Berlin.“

Ein völlig falscher Eindruck, der da entstanden sei, wies Senatssprecher Richard Meng den Vorwurf der Grünen zurück. Den vom Radiosender zitierten Satz müsse man im Zusammenhang sehen. Selbstverständlich sei auch Wowereit der Meinung, „dass es nicht wahr sein kann, dass sich die S-Bahn durch einen technischen Test komplett selbst lahmlegt“. Die entscheidende Herausforderung sei aber, und darauf komme es Wowereit an, die S-Bahn für die kommenden Wochen tatsächlich winterfest zu machen. Der Verkehrsexperte der Linken, Harald Wolf, wollte Wowereit wegen seines missverständlichen Satzes nicht angreifen, warnte aber davor, den Zusammenbruch der gesamten S-Bahn zu relativieren. „So eine Megapanne darf nicht vorkommen.“ Das extrem komplexe System der öffentlichen Infrastruktur müsse mehrfach abgesichert oder dezentral geregelt werden. „Auch sicherheitspolitisch ist das ein ernsthaftes Thema“, sagte Wolf. Die CDU hatte Freitag mit den parteiinternen Problemen genug zu tun und äußerte sich nicht.

Die Bahn hat erste Konsequenzen gezogen. Kontrollen, die am Donnerstag gegen 11.45 Uhr zum Ausfall der Stromversorgung im elektronischen Stellwerk der Betriebszentrale in Halensee geführt hatten, sollen nur noch nachts erfolgen, kündigte ein Sprecher an. Ganz ohne Risiko sei dieses Verfahren aber auch nicht, weil bei einer Panne dann der morgendliche Berufsverkehr betroffen wäre. In der Betriebszentrale, von der aus ein Großteil der Signale und Weichen gesteuert sowie die Fahrten der Züge überwacht werden, sollte, wie berichtet, das Notstromsystem überprüft werden – wie regelmäßig alle zwei Monate. Dabei wird die Anlage vom öffentlichen Netz getrennt, eine Batterie übernimmt die Versorgung, bis ein Dieselmotor anspringt und Energie erzeugen kann. Beim Dieselgenerator sei ein sogenannter Wechselrichter ausgefallen; ein zweiter – als Rückfallebene vorgesehener – habe nicht funktioniert, erklärte der Sprecher. Warum, müsse nun untersucht werden. Dabei soll auch geklärt werden, ob die Rückfallebene ausreichend dimensioniert ist. Geprüft werde auch, ob das Informationssystem geändert werden müsse, sagte der Sprecher weiter. Durch den Stromausfall waren auch meist die Lautsprecheranlagen auf den Bahnhöfen sowie die interne Kommunikation mit den Aufsichten und Fahrern unmöglich geworden. Fahrer verständigten sich per Handy mit der Zentrale.

Zwischen 11.45 Uhr und 15 Uhr waren nach Angaben des Sprechers 116 Züge ausgefallen, bei weiteren 14 sei es zu Teilausfällen gekommen. Rund 15 Züge seien auf freier Strecke stehen geblieben; fünf davon seien geräumt worden, was nur in Anwesenheit der Bundespolizei erlaubt sei. Fahrer dürften das Räumen nur bei Gefahr anordnen. Eine gute Nachricht gibt es auch: Wer aufs Taxi umgestiegen ist, kann sich die Kosten – nach einer Einzelfallprüfung – von der S-Bahn im Kundenbüro im Ostbahnhof erstatten lassen.

Kundentelefon der S-Bahn: 297 43333

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