zum Hauptinhalt

Berliner Nahverkehr: S-Bahn-Chaos dauert noch Monate

Die S-Bahn-Führung sieht sich scharfer Kritik ausgesetzt. Seit Sonntag fahren auf vier Strecken keine Züge mehr - andere Bahnen sind überfüllt. Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit fordert eine rasche Entschädigung der Kunden.

Von

Berlin - Bundes- und Landespolitiker haben das Chaos bei der S-Bahn scharf kritisiert und eine schnelle Entschädigung der Bahnkunden verlangt. Nach der Erwartung von Experten werden sich die Probleme noch mindestens bis Frühjahr hinziehen, da die Werkstätten vollständig ausgelastet seien. Seit Sonntag fahren in Spandau, Wartenberg, Hennigsdorf und Strausberg Nord keine Züge mehr, nur 213 der 632 vorhandenen Viertelzüge waren einsatzfähig. Für den Berufsverkehr am heutigen Montag werden chaotische Zustände erwartet, schon gestern waren die wenigen verbliebenen Züge überfüllt.

Die Bahn verweigerte offiziell eine Auskunft, wie lange dieser Zustand anhalten soll. Politiker aller betroffenen Bezirke kritisierten die S-Bahn-Führung scharf. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit forderte eine angemessene Entschädigung für S-Bahn-Kunden. Solche Regelungen seien notwendig, da weitere „massive Einschränkungen im S–Bahn-Verkehr“ zu erwarten seien, sagte der SPD-Politiker am Sonntag: „Die Kunden haben ein Anrecht auf Lieferung der mit dem Fahrschein erworbenen Leistung.“ Der Fahrgastverband Igeb kritisierte ein „Fahrplandesaster nach dem Fahrzeugdesaster“. Das Notangebot sei eine Zumutung.

SPD-Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer forderte die Bahn auf, den Senat bis zum 5. Januar zu unterrichten, was das Unternehmen zu tun gedenke, um die volle Leistung zu erbringen. Der Senat behielt bislang wegen der S-Bahn-Ausfälle rund 52 Millionen der jährlichen Zuwendungen von 250 Millionen Euro ein. Am 10. Januar wird Bahnchef Rüdiger Grube im Verkehrsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses erwartet.

Der EU-Verkehrspolitiker Michael Cramer und Winfried Hermann (beide Grüne), Vorsitzender des Verkehrsausschusses des Bundestags, richteten schwere Vorwürfe an den Bund. „Verkehrsminister Ramsauer taucht ab. Das ist eine Frechheit“, sagte Cramer. Die Bundesregierung habe der Bahn kürzlich noch einmal zusätzlich 500 Millionen Euro Gewinnabführung pro Jahr auferlegt. „Wenn Ramsauer Geld braucht, könnte er die Maut auf Lkw ab 3,5 Tonnen und für alle Straßen ausweiten“, sagte Cramer. Grünen-Politiker Hermann ärgerte sich über die „Zustände bei der Bahn wie in Indien“. Von Berlins grüner Spitzenkandidatin Renate Künast war am Sonntag keine Stellungnahme zu erhalten.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) verstehe den „Ärger der Fahrgäste“, sagte eine Sprecherin am Sonntag. Allerdings lasse sich der „jahrelange Verschleiß“ nicht von heute auf morgen aufholen. Der Verkehrsausschuss des Bundestags beschäftigt sich am 19. Januar mit dem Verkehrschaos. Ramsauer will dann Maßnahmen vorstellen, wie ein solches Chaos künftig vermieden werden kann.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false