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Pinguine heißen die Mitarbeiter, die den Enteisungsstrahl steuern.

© dpa

Enteisung vorbereiten: Mit Elefanten und Heizzelten gegen den Frost

Flughäfen und S-Bahn bereiten sich auf den Winter vor, um ein Verkehrschaos wie im letzten Jahr zu vermeiden. Dafür setzen sie spezielles Gerät ein.

Der Frost kann kommen. Der Flughafen und die S-Bahn, zuletzt vom Winter arg gebeutelt, sind überzeugt, sich dieses Mal gut vorbereitet zu haben. Die S-Bahn hat ihr Instandsetzungsprogramm schon seit Monaten auf die kalte Jahreszeit ausgerichtet, und am Freitag führte der Flughafen in Schönefeld vor, wie er Schnee und Eis auf den Startbahnen und an den Flugzeugen so entfernen kann, dass es kaum zu Verspätungen kommen soll.

Auf den Flughäfen in Schönefeld und Tegel richten es die Elefanten, die Eisbären und die Pinguine. Elefanten heißen die mächtigen Enteisungsfahrzeuge, vielleicht wegen des rüsselähnlichen Sprührohres, aus dem die Pinguin genannten Mitarbeiter im Arbeitsstand das Wasser-Glykol-Gemisch auf die Flugzeuge sprühen, geleitet vom Eisbär, wie der Koordinator intern heißt.

Bisher besitzt die für die Enteisung der Flugzeuge zuständige Globe Ground Berlin 16 dieser Elefanten; elf in Tegel und fünf in Schönefeld. Auf dem neuen Flughafen sollen es 20 werden, kündigte Globe- Ground-Chef Bernhard Alvensleben an. Dort könnten gleichzeitig mehr Flugzeuge bearbeitet werden als jetzt in Schönefeld und Tegel zusammen. Fast eine Million Euro kann ein Fahrzeug kosten.

Weil im eisigen Winter vor einem Jahr europaweit die Enteisungsmittel ausgegangen waren, hat Globe Ground die Lagerkapazität in Berlin erhöht. Zudem hat der Hersteller aus Bayern in Schkopau ein Zwischenlager errichtet, so dass sich die Wege für den Nachschub verkürzen. Die Vorräte können wetterabhängig eine Woche reichen, im Extremfall aber auch schon nach einem Tag verbraucht sein – wie vor einem Jahr. „Das Nachliefern wird jetzt aber funktionieren“, verspricht Alvensleben.

Damit die Flugzeuge auf einer schnee- und eisfreien Piste starten und landen können, setzt der Flughafen bis zu 200 Mitarbeiter ein, die die Bahnen räumen; 80 Spezialfahrzeuge sind dafür vorhanden. Pro Bahn brauche man 30 bis 40 Minuten, sagt Frank Giehler von der Flughafengesellschaft. Gearbeitet wird auch hier mit einem besonderen Enteisungsmittel, das als umweltfreundlich eingestuft ist. 6000 bis 7000 Euro kann das Räumen einer Bahn kosten. Im vergangenen Winter gab der Flughafen nach Giehlers Angaben über zwei Millionen Euro für Streugut aus.

Elefanten, Eisbären und Pinguine hätte auch die S-Bahn gern. Auch sie muss bei Frost ihre Züge enteisen, ehe sie in den Werkstätten behandelt werden können. Weil es im vergangenen Winter dabei zu einem langen Stau – und damit zum Ausfall von Zügen – kam, will die S-Bahn in diesem Winter beheizbare Zelte über Gleise an den Werkstätten spannen. Zudem geht der Austausch von Motoren weiter, die besser gegen Flugschnee geschützt sind. Dieses Programm kann aber frühestens im kommenden Februar abgeschlossen werden. Bis ins nächste Jahr hinein erstreckt sich auch der Umbau der Anlagen für den Bremssand. Frostige Zeiten könnten daher zumindest wieder einen Teil der Fahrzeugflotte ausbremsen. Da hat es der Flughafen besser. Klaus Kurpjuweit

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