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© Peters

Event Location: Nur die Großen sollen in Tempelhof landen

Der Senat will das Tempelhof-Gelände gemeinsam mit der Modemesse Bread and Butter zur "Event-Location" entwickeln. Bread and Butter zahlt dafür Miete in Millionenhöhe.

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Das Land Berlin will aus dem stillgelegten Flughafen Tempelhof eine „Marke Tempelhof“ entwickeln – als „Event-Location“, die „für eine qualitativ hochwertige, wirtschaftlich sinnvolle und historisch angemessene Nutzung des Gebäudekomplexes“ steht. Das geht aus einer vertraulichen Vorlage der Finanzverwaltung an den Vermögensausschuss hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt. Bei der weiteren Nutzung von Tempelhof sollen die Modemesse „Bread and Butter“ und die Berliner Immobilienmanagement GmbH eine „strategische Partnerschaft“ eingehen. Die Modemesse hat rund 23 Prozent, also rund 46 000 Quadratmeter der insgesamt 200 000 Quadratmeter großen vermietbaren Flächen für zehn Jahre mit einer Option auf weitere zehn Jahre gemietet. Die Jahresmiete beträgt nach übereinstimmenden Aussagen zwischen einer und drei Millionen Euro.

Das Land Berlin verpflichtet sich laut Bericht, fünf Millionen Euro in Tempelhof zu investieren: So sind Rückbauten in den Hangars, Verbindungen der Hangars untereinander, Fluchtwege zum Vorfeld, Elektrik, Lüftung, Heizungsanlagen und bis zu 300 Toiletten vorgesehen. Die Modemesse Bread and Butter wird die angemieteten Flächen zwei Monate pro Jahr nutzen. „Einer Nutzung dazwischen steht nichts im Wege“, sagte Geschäftsführer Karl-Heinz Müller dem Tagesspiegel. So habe man bereits Gespräche mit dem Technikmuseum geführt. Müller kann sich vorstellen, während der Modemesse mit ihren 800 bis 1000 Ausstellern „Fluggeräte als Kulisse zu nutzen und eine Art Casablanca-Feeling herzustellen“. Tempelhof sei ein „nachhaltiger Standort“, der gut entwickelt werden könne und für den sich „viele kreative Unternehmen“ interessierten.

Die Oppositionsparteien CDU, FDP und Grüne kritisierten nach dem am Donnerstag nichtöffentlich tagenden Vermögensausschuss, dass der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) nach wie vor keine genaue Miethöhe genannt habe. Ob die Vermietung an Bread and Butter die beste Lösung für den Standort Tempelhof sei, könne daher nicht geprüft werden. Welche Konzepte Rot-Rot für Tempelhof verfolge, sei unklar, sagten die Haushaltsexperten Florian Graf (CDU), Jochen Esser (Grüne) und Christoph Meyer (FDP). Ein Gesamtkonzept werde der Senat dann vorlegen, wenn das Land dem Bund seine Anteile – 87 Prozent – an Tempelhof abgekauft hat, sagte die Ausschussvorsitzende Dilek Kolat (SPD). Die Entwicklung Tempelhofs sei „auf dem besten Weg. Das wird sich mit einer schwarzen Null rechnen“, sagte Carl Wechselberg, Haushaltspolitiker der Linken.

„Aufgabe ist es, in den nächsten Jahren schwarze Zahlen zu schreiben“, sagte gestern auch Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) im Flughafengebäude. Das gehe nur über viele Veranstaltungen. Es gebe niemanden, der dieses Haus dauerhaft allein mieten könne.

Noch liegen die Verluste beim Betrieb des Flughafengebäudes im zweistelligen Millionenbereich. Aber „das Defizit wird im nächsten Jahr deutlich weniger als zehn Millionen Euro betragen“, sagte Sarrazin. Für 2009 wollte er keine Angabe machen. Berlin müsse sich bei der Mieterakquise auf seine Stärken konzentrieren: Medien, Mode, Kultur und Sport. Die Sport- und Gesundheitsmesse „Berlin Vital“ findet vor dem Marathon vom 17. bis 19. September zum ersten Mal auf dem früheren Flughafen statt. Im kommenden Jahr belegt sie gleich zweimal das Gebäude, vor dem Halbmarathon im April und vor dem Marathon im September. Auch der Lauf-Veranstalter SCC Running zieht im November mit der Marathonstaffel, die bisher im Grunewald stattfand, auf den Flughafen – und wahrscheinlich ab 2010 auch mit der 5x5-Kilometer-Teamstaffel, die bisher im Tiergarten lief.

Auch andere Großveranstalter drängen, wie berichtet, nach Tempelhof. Etwa das von einem US-Veranstalter geplante Konzert zum 40-jährigen Jubiläum des Woodstock-Festivals. Definitiv wird vom 9. bis 11. Juli das Feuerwerkfestival „Pyromusikale“ auf dem Flughafen stattfinden. Auch ein Reitturnier ist im Gespräch, ebenso wie die Nutzung des Geländes durch den Landessportbund, eine Internationale Gartenschau und eine Internationale Bauausstellung. Auch die Veranstalter des Deutsch-Amerikanischen Volksfestes möchten auf den Luftbrücken-Flughafen umziehen.

Bei der Messe Berlin beobachtet man die Entwicklungen in Tempelhof mit Argusaugen. Die „Berlin Vital“, die von 1989 bis 2007 auf dem Messegelände stattfand, hätte man zwar „gern wieder gehabt“, sagte Sprecher Michael T. Hofer. Nur habe es keinen Termin gegeben. Allerdings: „Wenn Tempelhof zum Messestandort ausgebaut würde und Veranstalter von uns wegzögen, wäre das eine absolut schädliche Konkurrenz.“

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