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Ein Radfahrer befährt am 26.11.2015 das erste Teilstück der sogenannten Fahrradautobahn in Mülheim an der Ruhr (Nordrhein-Westfalen). Die Trasse soll nach ihrer Fertigstellung auf einer Länge von insgesamt 101 Kilometern zwischen Duisburg, Essen und Dortmund bis nach Hamm verlaufen. Parallel verläuft auch ein Fußweg.

© Bernd Thissen/dpa

Fahrrad-Highway im Ruhrgebiet: Schnell und entspannt pedalieren

Keine Autos, keine Fußgänger - einfach Platz, um in die Pedale zu treten: Eine Radautobahn quer durch das Ruhrgebiet soll Pendler aus dem Stau holen. Doch bislang gibt es nur ein kleines Teilstück.

Sechs Meter breit, glatter Asphalt, kaum Kreuzungen: Wie eine kleine Autobahn zieht sich der neue Radschnellweg RS1 von Essen nach Mülheim. Bislang ist er erst fünf Kilometer lang, aber 2020 soll der Weg auf gut 100 Kilometern quer durchs Ruhrgebiet führen - weit weg vom Stau auf den Autobahnen und der Enge in den Zügen. Eine solche Strecke wäre einmalig in Deutschland.

Das Teilstück, das Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Michael Groschek am Freitag eröffnet hat, ist erst ein Anfang. Der Regionalverband Ruhr (RVR) plant eine Radautobahn, die von Duisburg aus durch Mülheim, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund, Unna, Kamen und Bergkamen bis nach Hamm führen soll. Daniel Wegerich vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) spricht deshalb von einem „Meilenstein in der Radverkehrförderung“.

Über weite Strecken sollen alte Bahntrassen genutzt werden

Anders als bei den meisten Radwegen geht es beim RS1 nicht darum, Radtouristen anzulocken. Vor allem Pendler sollen den Schnellweg nutzen und dafür ihr Auto stehenlassen. Die Planung sieht vor, dass der RS1 gut an öffentliche Verkehrsmittel angebunden ist. Außerdem soll die Strecke beleuchtet und im Winter geräumt werden.

Tom Eilinger nutzt das Angebot schon jetzt. Obwohl der Mülheimer in der Nähe des Hauptbahnhofs wohnt, spart ihm der neue Weg im Vergleich zur Fahrt mit dem Zug Zeit. „Jetzt brauche ich nur wenige Minuten zur Arbeit“, sagt er.

In einer Machbarkeitsstudie im Auftrag des RVR werden die Gesamtkosten für den Radschnellweg auf 183,7 Millionen Euro geschätzt. Ein Großteil des Geldes soll in den Bau von Brücken und Unterführungen fließen. Nur gut 20 Prozent der Summe müssen in den Wegebau investiert werden. Über weite Strecken sollen alte Bahntrassen genutzt werden.

Kostenverteilung noch ungeklärt

Radschnellwege werden auch in anderen Städten diskutiert, etwa in Berlin. Eine Trasse könnte über zehn Kilometer entlang der S-Bahn-Strecke vom Potsdamer Platz in Richtung Wannsee zum Stadtrand führen. Der Senat lässt jedoch noch prüfen, ob die Fläche nicht anders besser genutzt werden könnte. Zuletzt erregte auch ein Vorschlag für einen bis zu neun Kilometer langen Schnellweg vom Bahnhof Zoo nach Friedrichshain Aufsehen, der teils unter einem U-Bahn-Viadukt verlaufen könnte - als erster überdachter Radweg Deutschlands. Der Senat ist jedoch skeptisch.

Auch in Nordrhein-Westfalen ist noch viel zu tun, bis Pendler tatsächlich von Duisburg nach Hamm quer durchs Ruhrgebiet radeln können. Unter anderem ist noch zu klären, wer die Kosten für den Ausbau der weiteren Kilometer übernimmt. (dpa)

Fahrrad-Highway RS1 soll zehn Stadtzentren und vier Universitäten verbinden

So könnte ein Radschnellweg in Charlottenburg-Wilmersdorf aussehen. Doch daraus wird erstmal nichts.
So könnte ein Radschnellweg in Charlottenburg-Wilmersdorf aussehen. Doch daraus wird erstmal nichts.

© dpa

Startschuss für den ersten Radschnellweg in einem deutschen Ballungsgebiet: In Mülheim an der Ruhr ist am Freitag das erste Teilstück der geplanten Radschnellverbindung quer durch das Ruhrgebiet eröffnet worden, wie der Regionalverband Ruhr (RVR) mitteilte. Der rund fünf Kilometer lange Abschnitt wurde auf einer stillgelegten Güterbahntrasse errichtet und gilt als Prototyp für den künftigen Radschnellweg Ruhr, den die Planer als RS1 bezeichnen.

Diese gut 100 Kilometer lange Schnellverbindung für Radfahrer soll in einigen Jahren von Hamm in Westfalen bis nach Duisburg am Rhein führen. Der nun eröffnete erste Abschnitt verbindet den Mülheimer Hauptbahnhof mit der Stadtgrenze zu Essen. Er besteht aus einem vier Meter breiten, asphaltierten Radweg und einem durch einen Schotterstreifen abgetrennten Fußweg von zwei Metern Breite.

"Für eine moderne, umweltschonende, gesunde und nachhaltige Mobilität"

Der künftige Fahrrad-Highway RS1 soll zehn Stadtzentren und vier Universitäten verbinden. Allein im unmittelbaren Einzugsbereich der geplanten Trasse leben laut RVR rund 1,8 Millionen Menschen. Schätzungen zufolge könnte der geplante Radschnellweg dazu führen, dass pro Tag künftig 50.000 Autos weniger die Straßen der staugeplagten Ruhr-Region belasten.

Bei der Eröffnung des ersten Teilstücks nannte Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) das Gesamtvorhaben ein "Projekt mit bundesweiter Strahlkraft". Mit ihm werde das Ruhrgebiet "zum Wegbereiter für eine moderne, umweltschonende, gesunde und nachhaltige Mobilität". Bei einer Umfrage hätten sich mehr als 60 Prozent der befragten Bürger für den RS1 ausgesprochen. Groschek zeigte sich überzeugt, dass die Zustimmung bei den Anwohnern noch wachsen werde, "wenn sie buchstäblich erfahren, wie entspannt und zügig man auf der großzügig ausgebauten Referenzstrecke pedalieren kann".

An den Bedürfnissen der Menschen, nicht der Automobilindustrie orientiert

Auch die Umweltorganisation Greenpeace begrüßte das großangelegte Projekt als richtigen Schritt. "Eine urbane Fahrradstraße ist ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige Mobilität", erklärte der Greenpeace-Verkehrsexperte Daniel Moser in Hamburg. "Nach Jahrzehnten verfehlter Verkehrsplanung und Stadtentwicklung beginnt die Politik im Ruhrgebiet zu verstehen, dass klimafreundliche Mobilität auch kostensparend und komfortabel ist."

Die Verkehrspolitik in deutschen Städten müsse sich künftig an den Bedürfnissen der Menschen und nicht an der Automobilindustrie orientieren, mahnte Moser. Dazu gehörten der Ausbau eines leistungsfähigen öffentlichen Personennahverkehrs und ein besseres Radwegenetz. "Die Entwicklung des Radschnellwegs ist ein Schritt in die richtige Richtung, der in Deutschland Schule machen sollte." (AFP)

Luisa Houben

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