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Tempelhof

© Kai-Uwe Heinrich

Flughafen Tempelhof: Rock am Rollfeld

Die Verwaltungsgesellschaft für die Nachnutzung des ehemaligen Flughafens Tempelhof plant ein namhaftes Konzert am Terminalgebäude. Ein neuer Zaun wird dafür aufgebaut. Abgezäunt wird das Gelände 2009 auch für andere Veranstaltungen genutzt.

Wenn der Frost weg ist, kommen die ersten Bauarbeiter auf den Flughafen Tempelhof. Um das Rollfeld vor dem Terminal, auf dem früher die Flugzeuge parkten, wird ein zwei Kilometer langer Metallgitterzaun gezogen. Höhe: zwei Meter. Kosten: 200 000 Euro. Das landeseigene Berliner Immobilienmanagement (Bim) startet damit im Frühjahr die nächste Phase der Nachnutzungspläne für den Flughafen: Die eingezäunte Fläche wird das zukünftige Festivalgelände für Konzerte und Shows. „Dort finden bis zu 100 000 Leute Platz“, sagte die Sprecherin der Bim, Katja Potzies. Die Bauzeit des Zaunes beträgt „etwa zehn Wochen“.

Erste Gespräche über Events gab es bereits. „Wir verhandeln derzeit konkret mit dem Veranstalter eines Rockkonzertes“, sagte Potzies. Den Namen der Band – „eine große Nummer“ – wollte sie nicht nennen, im Frühjahr wisse man mehr. Gesprochen habe die Bim auch mit Veranstaltern mehrtägiger Musikfestivals.

Mit dem neuen Sicherheitszaun werden auch andere Pläne realistischer. Der Senat will die Berliner auf die große Wiese lassen. Der Bau eines Durchlasses durch den schwer gesicherten Außenzaun sei im Frühjahr „am Columbiadamm“ geplant, sagte ein Sprecher. Der neue Metallgitterzaun verhindere, dass sich Chaoten und Souvenirjäger am Terminal zu schaffen machen.

Als einzige Show im Sommer 2009 ist bislang das Feuerwerkfestival „Pyromusikale“ geplant, das vom 9. bis 11. Juli ausgetragen werden soll. Die Veranstalter rechnen nach eigenen Angaben mit 85 000 Zuschauern pro Tag plus weiteren „150 000 Zaungästen“. Abgefeuert werden die Raketen zwar laut Lageplan auf der Wiese nahe den alten Landebahnen. Die Toiletten und Bierbuden sowie die Bühne und die Sitzplatztribünen befinden sich allerdings auf dem eingezäunten Areal für die Gäste, die Eintritt bezahlt haben. Alle anderen können es sich auf der Wiese bequem machen.

Seit Wochen schon wird in der Eventbranche munter spekuliert. Der Flughafen wäre schließlich eines der größten Festivalgelände der Stadt. Das Vorfeld habe auch gewisse Vorteile, sagen Kenner: Der Boden ist betoniert – anders als das marode Maifeld oder der eher schlecht zu erreichende Festplatz Tegel. Die Zuschauer stünden bei Regen nicht im Matsch. Der Flughafen ist zudem gut per U-Bahn zu erreichen und auch über den S-Bahn-Ring. Und das Terminal wirke „wie eine Lärmschutzwand vor der Innenstadt“.

Genauso gibt es Vorbehalte: Wer 120 Euro für ein Konzert ausgibt, will einen Sitzplatz haben, ein Dach über dem Kopf und nicht auf Dixi-Toiletten gehen müssen. Außerdem: War denn nicht der Lärm ein Argument für die Schließung des Flughafens? Das alles aber müssen die Behörden erst einmal ausprobieren.

Die Bim, die das Gelände seit November verwaltet, denkt zudem daran, das Festivalgelände und das Terminal mit Wärmebildkameras zu überwachen. Entsprechende Angebote würden eingeholt, hieß es. Die Energiekosten für die riesigen Scheinwerfer, die nun Nacht für Nacht das Vorfeld in Tempelhof erleuchten, könnte man sich sparen. Am Flughafen gingen dann endgültig die Lichter aus.

André Görke

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