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Flugverkehr: Vereist statt verreist

Stundenlanges Warten und Flugausfälle in Tegel: Der Winter gibt dem überlasteten Airport den Rest.

Der Winter macht dem Berliner Flugverkehr schwer zu schaffen. Auch gestern waren wieder zahlreiche Flüge verspätet, 52 mussten komplett gestrichen werden. Diesmal lag es an den Schneefällen in Süddeutschland. Wegen der Ausfälle in den vergangenen Tagen haben sich mehrere Fluggesellschaften über die aus ihrer Sicht unzureichenden Kapazitäten zur Flugzeugenteisung in Tegel beklagt.

Die Maschinen müssen beim Start schnee- und eisfrei sein, damit ihre Aerodynamik gewährleistet ist. Dazu werden sie mit einer Glykollösung besprüht, die für kurze Zeit auch eine neue Vereisung verhindert. Auf den Einsatz der Enteiser mussten die Maschinen teilweise mehr als zwei Stunden warten, sagte Air-Berlin-Sprecher Hans-Christoph Noack. Am Donnerstagnachmittag stauten sich so viele Flugzeuge in Tegel, dass es keine Abstellplätze mehr gab. Der Flughafen musste rund eine halbe Stunde lang für landende Maschinen gesperrt werden, bestätigte die Deutsche Flugsicherung.

Die Schneefälle am vergangenen Montag seien nicht überraschend gekommen, sagte Noack. Doch trotz der Engpässe und „erheblicher Unmutsäußerungen“ seitens der Fluggesellschaften sei erst gestern eine dritte Enteisungsstation eröffnet worden. Dadurch habe sich die Durchlaufzeit der Maschinen auf rund eine Stunde reduziert.

Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber verweist auf die besondere Anfälligkeit des engen Taktverkehrs am stark überlasteten Flughafen Tegel, wo die Maschinen oft mehrmals täglich zwischen Berlin und einer anderen Stadt verkehren. Einen Teil der Flüge in einer solchen Situation nach Schönefeld umzuleiten, sei „logistisch nicht möglich“, sagte Weber. Dort verfüge man weder über Personal noch Infrastrukturen. Außerdem könne man einem Passagier, der in Tegel gestartet sei, nicht zumuten, bei der Rückkehr in Schönefeld zu landen.

Man sei mit allen Beteiligten ständig im Gespräch gewesen, um die Betriebsabläufe zu verbessern, erklärte Flughafensprecher Eberhard Elie. Zuständig für die Enteisung ist das Abfertigungsunternehmen Globe Ground Berlin, das von den Berliner Flughäfen und der Lufthansa im vergangenen Jahr an den Dienstleistungskonzern Wisag verkauft wurde. Die Firma hat laut Elie die vertraglich vereinbarte Zahl von Enteisungsfahrzeugen in Tegel bereitgestellt.

Vor Winterbeginn stimme man sich mit den Fluggesellschaften ab, die dann auch die Kosten für die Enteisung tragen müssen, sagte Detlef Dumjahn, Bereichsleiter bei Globe Ground. Man könne die Kapazitäten nicht von einem Tag auf den anderen erweitern.

Im Zugverkehr gab es in Berlin keine wetterbedingten Beeinträchtigungen, sagte Bahnsprecher Burkhard Ahlert. Während in Berlin das Tauwetter anhält, können Schneefälle im Süden auch am Wochenende die Flugpläne durcheinander bringen. Rainer W. During

Rainer W. DuringD

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