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Frostprobleme: S-Bahn-Chef entschuldigt sich bei Fahrgästen

Der S-Bahn-Verkehr während des Frosts war eine Zumutung. Dies sehen die Chefs des Unternehmens auch so - und entschuldigen sich. Die Technik habe versagt. Manche sehen die Ursache woanders.

Der S-Bahn-Geschäftsführer entschuldigt sich: „Was wir den Fahrgästen beim Frost in der vergangenen Woche zugemutet haben, war alles andere als eine gute Leistung“, sagte jetzt der für den Betrieb zuständige Chef Ulrich Thon. Die hohe Zahl der Zugausfälle sei auf technische Mängel zurückzuführen. „Das hilft nicht viel“, konterte Betriebsratschef Heiner Wegner. Dem Unternehmen fehle schlicht das Personal, um sich auch gegen strenge Winter wappnen zu können.

Bei Temperaturen um minus 20 Grad waren bei vielen Zügen die sogenannten Fahrsperren eingefroren, die den Zug stoppen, wenn der Triebwagenführer an einem Halt zeigenden Signal vorbeifährt. Bisher habe man angenommen, es reiche, dieses Bauteil am Fahrzeug alle zwei Wochen mit einem Schutzmittel einzusprühen, sagte Thon. Nun prüfe man, wie man die Fahrsperren umrüsten könne. Wegner dagegen sagt, die Fahrsperren hätten speziell eingeschmiert werden müssen. Doch dafür fehle nach dem radikalen Stellenabbau bei der S-Bahn das Personal. Das Unternehmen hat seit 2004 rund 2000 Stellen gestrichen und hat derzeit noch 2860 Mitarbeiter. Geplant ist eine weitere Personalreduzierung. Der Betriebsrat bezeichnete den Personalabbau bereits 2007 als „existenzgefährdend“ für die S-Bahn.

Thon weist den Vorwurf zurück. Die Zahl der Fertigungsstunden in den Werkstätten sei konstant geblieben, obwohl es weniger Mitarbeiter gebe. Diese müssen inzwischen 39 statt vorher 35 Stunden in der Woche arbeiten. Engpässe habe es jetzt nur gegeben, weil es gleichzeitig zu mehreren außergewöhnlichen Problemen gekommen sei.

Züge, bei denen die Fahrsperre nicht funktionieren. dürfen nur noch mit maximal 40 km/h fahren. An den Frosttagen verspäteten sich Züge auf Außenstrecken um bis zu 50 Minuten. Zeitweise wurden nur 80 Prozent der Halte an Bahnhöfen erreicht. Schneller dürfen die Züge bei defekten Fahrsperren nur sein, wenn ein zweiter Mann im Führerstand mitfährt. Doch auch dafür fehle das Personal, sagte Wegner. Die „Leidensgrenze“ der vorhandenen Mitarbeiter sei ohnehin erreicht.

Mit rund zehn Prozent ist der Krankenstand bei den Triebwagenführern weiter sehr hoch. Auch diese haben in den vergangenen Jahren zusätzliche Aufgaben übernehmen müssen, weil auf vielen Bahnhöfen die Zugabfertiger abgezogen wurden. Auf 85 der 166 Stationen müssen die Fahrer bei langen Zügen den Führerstand verlassen, um festzustellen, ob die Türen geschlossen werden können. Der häufige Temperaturwechsel schade der Gesundheit, sagte Wegner.

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