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Später aufs Gleis. Drei Monate später als vorgesehen werden die neuen „Flexitiy“-Straßenbahnen fahren können.

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Hochwasserschäden: Fehlstart für neue Straßenbahn

Nach dem Hochwasser im Bombardierwerk beginnt die Produktion von vorn. Die BVG erhält die modernen „Flexity-Züge“ weit später als vorgesehen.

Der Start zur großen Serie ging schief: Die ersten Bauteile für die neuen Flexity-Straßenbahnen der BVG müssen verschrottet werden, die ersten der 99 bestellten Fahrzeuge kommen deshalb später nach Berlin als vorgesehen. Hochwasser hatte am 7. August das Herstellerwerk von Bombardier im sächsischen Bautzen lahmgelegt, bis zu 1,60 Meter habe das Wasser in den Hallen gestanden, sagt Werkleiter Volker Eickhoff. Monatelang konnte nicht produziert werden. Doch jetzt wird auch wieder am Berliner Flexity-Modell geschweißt und geschraubt; im September 2011 soll die BVG das erste Serienfahrzeug übernehmen, drei Monate später als vorgesehen.

Die Zeit dränge, sagt Straßenbahnchef Klaus-Dietrich Matschke, denn spätestens 2017 müssen die noch vorhandenen 237 Tatra-Bahnen aus DDR-Zeiten durch neue Modelle ersetzt sein; nur so lange dürften sie mit einer Ausnahmegenehmigung weiterfahren, ohne aufwendig instandgesetzt werden zu müssen. 2011 sollen deshalb trotz des Produktionsausfalls neun der 13 vorgesehenen Flexity-Bahnen übergeben werden, 2012 sollen 21 oder gar 23 Bahnen folgen – alle sind 40 Meter lang.

Um die Länge der Fahrzeuge ist ein Streit entbrannt. Die bestellte Serie umfasst vier Varianten: Fahrzeuge, die 40 Meter oder 30,8 Meter lang sind, und die jeweils einen Fahrerstand an nur einem Ende oder an beiden haben können. Der Fahrgastverband Igeb hatte gefordert, nur lange Bahnen anzuschaffen, um Fahrgästen möglichst viele Sitzplätze anbieten zu können, die BVG hat den Auftrag aber aufgeteilt. Die erste Serie umfasst 40 lange Bahnen, 24 kurze mit einem Fahrerstand und 35 kurze mit zwei Fahrerplätzen.

Seit Ende 2008 erprobt die BVG vier Vorserien-Bahnen, die von den Fahrgästen sehr gute Bewertungen erhalten haben. Änderungsvorschläge fließen jetzt in die Serienproduktion ein. Und auch wenn die BVG nun ein wenig länger auf die neuen Bahnen warten muss, wissen die Planer schon, wo die Flextiy-Züge fahren werden: auf den besonders nachfragestarken Linien M 4 (Hohenschönhausen/Falkenberg–Hackescher Markt) und M 8 (Ahrensfelde–Schwartzkopffstraße).

Der Auftrag für die 99 Fahrzeuge hat einen Wert von rund 300 Millionen Euro, die der Senat aufbringt. Weitere 33 Bahnen will die BVG noch bestellen, um auch die letzten Tatra-Bahnen ausmustern zu können. Bei diesen Typen ist der Einstieg nur über Stufen möglich, die neuen Bahnen sind dagegen kletterfrei zu betreten.

Vom Großauftrag der BVG profitiert auch die Region Berlin-Brandenburg. Ein Teil der Endmontage für die künftigen Bahnen erfolge im Hennigsdorfer Bombardier-Werk im Norden von Berlin, kündigte der Chef der Straßenbahnproduktion des Konzerns, Germar Wacker, jetzt an. Dass in Hennigsdorf die Havel – wie die Spree in Bautzen – das Werkgelände überschwemmen wird, ist äußerst unwahrscheinlich.

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