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Tempelhof

© ddp

Leser-Debatte: Tempelhof - Der Sahneflughafen?

Tempelhof ja oder nein? Kein anderes Thema wird von unseren Lesern online derzeit so heiß diskutiert wie die Schließung des Flughafens. Gestritten wird über Themen wie die Wirtschaftlichkeit und die Kampagne des CDU-Politikers Friedbert Pflüger.

Die Unterschriftenzahlen sind bekannt - fast 175.000 sind für den Erhalt des Flughafens Tempelhof. Doch eine Einigung lässt sich daraus nicht ableiten, es wird diskutiert und argumentiert. Kommentator Vielflieger feiert das Volksbegehren ob der Zahlen schon als vollen Erfolg und bedankt sich erstmal im Forum für die Unterstützung. "Die Zustimmung für Tempelhof steigt", wird sich gefreut. Andere bleiben skeptisch und fragen sich, woher die Zahlen kommen - schließlich müssen die Unterschriften noch geprüft werden.

Dominierende Themen sind der wirtschaftliche Nutzen von Tempelhof und ob das Volksbegehren bindend für den Senat ist . Und was steckt überhaupt dahinter? Eine Imagekampagne für Pflüger, der schon auf den Ruhm nach seiner Amtszeit schielt? Nach dem Motto "Kuckt mal, ich hab auch was bewegt!", vermutet Netzleser im Forum. Und mutmaßt, dass der Erhalt der teuren Mieten im Flughafen-Umkreis hinter dem Engagement Pflügers steckt. Die massive Kampagne der CDU stößt auch bitter auf: "Die Wahlkampfplakate an jedem zweiten Laternenpfahl und die Straßenwahlkämpfer der CDU sprechen für sich.

"Sinn des Volksbegehrens verfehlt"

Womöglich hat sich die Partei mit der offensiven Kampagne ins eigene Fleisch geschnitten. Schoeneberger kalkuliert, dass die Zustimmung dank der Parteinahme einflussreicher Persönlichkeiten, sehr viel Geld aus Parteikassen und mithilfe von schmutzigen Fundraisingveranstaltungen der Berliner CDU erzielt wurde. "Im Endeffekt wurde der Sinn des Volksbegehrens verfehlt, denn das Volk begehrte nicht, es musste überzeugt werden, zu begehren." Dem Volksbegehren wird jegliche Sachlichkeit abgesprochen.

Netzleser geht so weit, ein Volksbegehren gegen die Aufrechterhaltung des Flugverkehrs zu fordern. Und erzählt, wie er erst einmal von Tempelhof aus geflogen ist. Der Grund ist für ihn der Kostenfaktor. "Wer will schon mit einer Bonzenschleuder für eine Unmenge Geld nach Spanien fliegen", fragt er in die Runde. Und spricht damit genau die Klientel an, die der Flughafen ansprechen soll - Geschäftsleute und Vielflieger. So schreibt Mehrhits in seinem Kommentar: "Ich fliege jede Woche nach und ab Tempelhof. Ich kenne deshalb die unmittelbaren Vorzüge des Flughafens hautnah. Schnelle Erreichbarkeit, kurze Wege, minimale Eincheckzeiten, super Anbindung." Und ist sicher, dass sich Tempelhof wirtschaftlich tragen könne, wenn nur der politische Wille da wäre.

Wo bleibt das Nachnutzungskonzept?

Obwohl - Henry41 zitiert die Interessengemeinschaft Berlin Tempelhof  (Icat), wo es heißt, dass der Geschäftsreiseflugbetrieb nicht wirtschaftlich sein könne. Es müsse ein uneingeschränkter und unbefristeter Flugbetrieb erreicht werden. Damit grenze sich die Icat auch deutlich von der CDU und ihrer Kampagne ab.

Was alle vermissen, ist ein durchdachtes Nachnutzungskonzept im Falle einer Schließung. Einige wiegen sich in Vorfreude angesichts eines erfolgreichen Volksbegehrens. Wowereit und Pflüger kommen nicht gut weg in der Diskussion, mreiher wünscht sich einen Denkzettel "für den ignoranten Bürgermeister". "Macht Pflüger den Koch?", fragt sich Star.architekt einer angesichts des monatelangen Dauerfeuers aus den Medien und dem Mangel an Problemlösungen.

Innerstädtische Lage - Standortvorteil oder Belästigung?

Auch die innerstädtische Lage des Flughafens wird gern hervorgehoben. Klarer Standortvorteil, findet  Mehrhits. "Wer schon mal nach London oder Paris geflogen ist, weiß, wie dringend sich die Einwohner dort einen innenstädtischen Flughafen wünschen." Und weiter: "Dass Berlin seinen Sahne-Flughafen freiwillig aufgibt, bringt die Leute dort nur zum Kopfschütteln." Sahne-Flughafen? Da können die Tempelhof-Gegner nur Unverständnis zeigen. Und verweisen auf die Lärm- und Geruchsbelästigung. Nina2412 würde sich noch aus einem anderen Grund über die Schließung freuen: "Dann hätte ich in meinem Garten endlich Ruhe!" Und schon fürchten Anwohner in Tegel um ihre Lebensqualität. "Bei einer Schließung kriegen die Tegeler zunächst alles ab und dann diejenigen in Schönefeld", schreibt schoenefelder.

Braucht Berlin nun Tempelhof oder nicht? Die Nostalgiker im Forum sind eindeutig dafür. "Tempelhof ist ein Stück Berliner Identität und eine Institution und für die Zukunft eine echte Wirtschaftschance!", schreibt doni. Er kann also auch begeistern, dieser Flughafen. Dennoch, nichts spaltet die Berliner derzeit so sehr wie die Diskussion um seine Schließung.

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