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Möglicher Warnstreik: Lokführer-Gewerkschaft setzt auf Überraschungstaktik

Streik oder nicht Streik – die Aussichten für Berlin bleiben verwirrend. Auch bei Streiks in anderen Bundesländern könnte es am Montag Beeinträchtigungen geben. Zugausfälle werden erst kurzfristig mitgeteilt.

Streik oder nicht Streik – die Aussichten für Berlin bleiben verwirrend. Angeblich wollen die Lokführer ihre Streik-Aktionen am Montag in Nordrhein-Westfalen beginnen; andere Gewerkschafter dementierten das am Samstagabend. Falls es zu Aktionen kommt, können die sich auch auf den Berlin-Verkehr auswirken. Betroffen wären vor allem die Verbindungen von und nach Köln. Weitere Warnstreiks kann es anschließend auch direkt in Berlin geben – selbst bei der ohnehin schon krisengeplagten S-Bahn, die den Fahrgästen seit mehr als eineinhalb Jahren nur einen sehr eingeschränkten Betrieb anbieten kann.

Der Appell fast aller Parteien des Abgeordnetenhauses und des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD), wenigstens bei der S-Bahn auf Streikaktionen zu verzichten, ließ die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) kalt. Das Desaster bei der S-Bahn habe der Konzern schließlich auch durch seinen Spardruck zu verantworten, argumentiert GDL- Chef Claus Weselsky.

Derzeit fährt die S-Bahn wegen technischer Probleme nach einem „Winterfahrplan“. Vor allem auf Außenstrecken hat sich die Fahrzeit um bis zu zehn Minuten verlängert. Zwischen Charlottenburg und Potsdam, Charlottenburg und Spandau sowie Springpfuhl und Wartenberg sind die Züge nur alle 20 Minuten statt im üblichen Zehn-Minuten-Takt unterwegs; zwischen Hennigsdorf und Nordbahnhof kommt die Bahn nur noch halbstündlich statt alle 20 Minuten. Auf der Ringbahn ist der Fünf-Minuten-Verkehr in den Hauptverkehrszeiten entfallen, so dass es durchgehend einen Zehn-Minuten-Takt gibt. An diesen, seit dem 24. Januar gültigen Plan haben sich die meisten Fahrgäste inzwischen mühsam gewöhnt; ein Streik könnte alles durcheinanderbringen.

Möglich sind aber auch Warnstreiks im Regional- und Fernverkehr. Hier würde es vor allem Pendler treffen oder Fahrgäste, die auf Anschlüsse angewiesen sind. Sollte nur in einem Bereich gestreikt werden, könnten Fahrgäste auf zahlreichen Strecken immerhin andere Verkehrsmittel wählen, weil S-Bahnen und Regionalbahnen oft parallel fahren – etwa auf der Ost-West-Stadtbahn zwischen Ostbahnhof und Charlottenburg. Die GDL könnte aber auch versuchen, die Bahn vorübergehend komplett lahmzulegen.

Da die Tarifauseinandersetzungen auch die privaten Bahnen betreffen, sind dort ebenfalls Streiks vorgesehen, die unter anderem die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (Odeg) treffen können, die vor allem östlich von Berlin fährt.

Die BVG wird ihr Angebot nicht erweitern können. „Wir wissen nicht, wo es eng wird“, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Sollte sich zeigen, dass es bei der U-Bahn sehr voll wird, bliebe bei einem kurzen Warnstreik keine Zeit, zusätzliche Fahrten zu organisieren. Ähnlich sieht es bei der Straßenbahn aus. Und an zusätzliche Busse ist ohnehin nicht zu denken, weil der BVG derzeit so viele Fahrzeuge fehlen, dass sie Busse mieten musste und trotzdem voraussichtlich bis März weiter Fahrten ausfallen. Wer aufs Auto umsteigen kann, muss mit Staus auf den Straßen rechnen, da der Verkehr bei einem Streik im Nahverkehr erfahrungsgemäß zunimmt. Taxis dürfte es jedoch geben; bei den jüngsten Streiks war die Nachfrage kaum gestiegen. Das Fahrrad als Ersatz eignet sich bei den winterlichen Temperaturen nur bedingt. Immerhin soll es in den nächsten Tagen aber nicht schneien oder regnen. Wer zu spät zur Arbeit kommt, ist mit dem Hinweis auf einen Streik nicht entschuldigt, denn in der Regel wird erwartet, dass Arbeitnehmer sich rechtzeitig darauf einstellen.

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