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Nachnutzung: Abgehobene Ideen für Tegel

Der nächste Streit um einen Berliner Flughafen bahnt sich an - der um die Zukunft des Tegeler Airports. Stadt- und Landschaftsplaner haben jetzt ihre Ideen vorgestellt. Doch diese scheinen noch recht wolkig zu sein.

Was macht man mit einem viereinhalb Quadratkilometer großen Gelände ohne Bahnanschluss, auf dem 99 sehr verschiedene und teis recht betagte Gebäude stehen, mindestens 31 Vogelarten brüten sowie 122 teilweise geschützte Spinnen-, 54 Laufkäfer- und 182 Schmetterlingsarten leben und sich ferner zwei Betonpisten befinden, deren Beseitigung grob geschätzt 30 Millionen Euro kosten dürfte?

Mit dieser Frage haben sich auf Einladung der Stadtentwicklungsverwaltung sechs Teams aus Stadt- und Landschaftsplanern befasst: Bei der „1. Werkstattveranstaltung Nachnutzung Tegel“ sollten sie Ideen entwickeln, was aus dem Flughafengelände nach der für 2012 geplanten Schließung werden könnte. Zum Abschluss am Mittwochabend sollten zumindest grob umrissene Ideen präsentiert werden. Konkreter wird’s nach einer weiteren Werkstattrunde im September. Und selbst dann ist noch alles Denkbare gefragt. Das wirklich Machbare soll erst später daraus gefiltert werden.

Zur Beflügelung ihrer Phantasie fuhren die Teams zunächst per Bus übers Flughafengelände, zu dem zum allgemeinen Erstaunen auch Wäldchen und saftige Wiesen sowie das Einzugsgebiet des Wasserwerks Tegel gehören. Außerdem dient das Gebiet – ähnlich wie das kleinere Tempelhofer Feld – als Kaltluftschneise, die an Tagen wie diesen das Klima in der Stadt erträglicher macht. Auch deshalb sieht Stefan Heiland, Professor für Landschaftsplanung an der TU, die Freiflächen als „wesentlichstes Potenzial, das so weit wie möglich erhalten werden“ sollte. Der Immobilienexperte Andreas Schulten nannte einen ganz anderen Reiz der Leere: Je weniger in Tegel neu gebaut werde, desto eher würden anderswo die Mieten steigen  – zur Freude von Investoren. Und die Verkehrsplanerin Gisela Stete sagte dem Tegeler Areal ohne Bahnanschluss eine schwierige Zukunft voraus.

Zwei Vorschläge zur künftigen Nutzung liegen bereits vor: Die Reinickendorfer CDU hätte gern einen klimafreundlichen Industriepark. Und das Büro gmp des Flughafen-Architekten Meinhard von Gerkan will Tegel zur „Energy Plus City“ machen. Eigentümer der Fläche sind Land und Bund; die Grenze verläuft mitten durchs Terminal. Aber anders als im Fall des Flughafens Tempelhof wird über Tegel nach Beobachtung von Kennern nicht ideologisch, sondern sehr sachlich diskutiert. Bisher jedenfalls.

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