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Update

Neue S-Bahn-Züge: Bahn will "tragfähige Lösung" bezahlen

Im Verkehrsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses hat Bahn-Chef Grube wenig neues zur Lösung der S-Bahnkrise gesagt. Auch bei der geforderten Entschädigung für Fahrgäste zeigte er sich nicht eben ideenreich.

Bahnchef Rüdiger Grube hat sich im Verkehrsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses indirekt zur Anschaffung einer neuen Fahrzeugflotte für die Berliner S-Bahn bereit erklärt. Die Bahn sei bereit, "die Kosten für eine tragfähige Lösung zu übernehmen", sofern diese Lösung vom Eisenbahn-Bundesamt genehmigt werde. Zugleich versicherte er, die Bahn tue "alles Erdenkliche", um das Chaos zu beheben. "Die Frage des Geldes bei der Lösung der Probleme steht für uns jetzt nicht im Vordergrund." 

Nach Auskunft von Grube hat das Desaster die Bahn bisher 370 Millionen Euro gekostet. Bis 2014 würden sich die Kosten auf 700 Millionen Euro summieren.

Auch bei der Entschädigung der Fahrgäste gab sich Grube offen für eine Lösung. Das Unternehmen denke über einen angemessene Maßnahmen nach. Allerdings werde es erst nach Gesprächen mit der BVG Ergebnisse geben. Diese seien nicht vor Ende Januar zu erwarten.

Unterdessen wird die Idee, das Land für den Kauf neuer S-Bahn-Züge bürgen zu lassen, um die Finanzierung zu erleichtern, von den Konkurrenten der Bahn unterstützt. Dies sei ein faires Verfahren, heißt es beim Verband Mofair, in dem sich Wettbewerber der Bahn zusammengeschlossen haben. Ein solches Bürgschaftsmodell hat, wie berichtet, die Stadtentwicklungsverwaltung erstellt, um eine Ausschreibung des S-Bahn-Betriebs auch für Konkurrenten der Bahn attraktiv zu machen. Entscheiden muss der Senat.

Klar ist, dass für den Betrieb nach dem Auslaufen des Verkehrsvertrags mit dem Senat neue Fahrzeuge einsatzbereit sein müssen. Sollte die S-Bahn eine Ausschreibung für ein Drittel des Netzes verlieren, ist sie bisher nicht bereit, ihre Fahrzeuge an einen Konkurrenten zu verkaufen. Bliebe sie am Zug und könnte weiterfahren, müsste die S-Bahn neue Züge kaufen, weil zumindest ein Teil ihrer derzeitigen Flotte spätestens nach 2017 ausgemustert werden muss. Die für die BVG entwickelte Baureihe 480, die schon mehrfach gebrannt hat, und die für die Reichsbahn in Ost-Berlin gebaute Reihe 485 sind dann am Ende ihrer Einsatzzeit.

Ob ausgeschrieben wird, will der Senat „zeitnah“ entscheiden. Viel Spielraum bleibt auch nicht, denn für das Entwickeln, den Bau und das Erproben sowie die Zulassung neuer Züge rechnen Experten mit einer Spanne von fünf Jahren. Der Auftrag zum Bau müsste daher spätestens 2012 erteilt werden.

Beschafft werden sollen nach dem bisherigen Konzept zunächst 192 Doppelwagen im Wert von rund 500 Millionen Euro. Durch eine Bürgschaft des Landes wäre auch für private Konkurrenten der notwendige Kredit leichter zu beschaffen.

Wettbewerb in einer Ausschreibung gibt es nur, wenn es eine Chancengleichheit zwischen der Bahn AG und den Konkurrenten gibt. In Hamburg und Stuttgart war jeweils die Bahn der einzige Bewerber. Und auch um den Betrieb attraktiver Strecken im Regionalverkehr in Berlin und Brandenburg hatten sich am Ende nur zwei Unternehmen beworben: die Bahn AG und die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft.

Im Bundesverkehrsministerium will man den Fahrzeugkauf beschleunigen. Gespräche, in denen die Anforderungen an das Fahrzeug festgelegt werden, sollten umgehend beginnen. Nach Angaben von Experten hätte diese „Spezifikation“ schon längst erfolgen können, da sie unabhängig vom Betreiber ist.

Und jeder Monat kann zählen. Für ihren Regionalverkehr in Deutschland hat die Bahn 2010 neue „Talent“-Züge einsetzen wollen. Wegen technischer Probleme gibt es bis heute aber keine Zulassung.

Heute wird Bahnchef Rüdiger Grube im Verkehrsausschuss Fragen der Abgeordneten zur S-Bahn beantworten und wahrscheinlich auch mitteilen, ob es eine weitere Entschädigung für Fahrgäste gibt. Die Sitzung wird von 10.15 Uhr vom RBB übertragen. Seit Sonntag fährt die S-Bahn wieder alle zehn Minuten nach Spandau und Potsdam.

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