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Noch fährt sie. Die S-Bahn trotzt jeder Witterung – so lange Zimmertemperatur herrscht. Doch nicht nur der Wintereinbruch bereitet dem Unternehmen Kopfzerbrechen. Ab 2015 gelten neue Sicherheitsvorgaben, die zur Folge haben könnten, dass der Zugverkehr dauerhaft ausgebremst wird.

© Mike Wolff

Nur noch Tempo 50: Veraltete Technik könnte Berlins S-Bahn bremsen

Die Berliner S-Bahn bibbert: vor den bevorstehenden Monaten bei Eis und Schnee – und vor einer Entscheidung des Bundesverkehrsministeriums, die wie der Winter den Betrieb der S-Bahn fast lahmlegen kann.

Auf den ersten Schnee habe sich das Unternehmen nach besten Kräften vorbereitet, sagte ein Sprecher. Und mit dem Bundesverkehrsministerium sei man im Gespräch. Hier droht nach Angaben von S-Bahn-Chef Peter Buchner die Gefahr, dass die Züge von 2015 an nur noch maximal Tempo 50 fahren dürfen, was den Fahrplan total durcheinanderbrächte.

Von 2015 an müssen Bahnstrecken nach Vorgaben des Eisenbahn-Bundesamtes technisch so ausgerüstet sein, dass Züge automatisch gestoppt werden, wenn ein Triebfahrzeugführer an einem Rot zeigenden Signal vorbeifährt. Auch das veraltete Signalsystem der S-Bahn stoppt in diesem Fall die Bahn – aber nur, wenn diese die zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht überschreitet. Mehrfach hat es schon Auffahrunfälle gegeben, weil die Züge am Halt zeigenden Signal zu schnell waren und nach dem Vorbeifahren deshalb nicht mehr rechtzeitig gebremst wurden. Der sogenannte Bremsweg ist anhand der zulässigen Höchstgeschwindigkeit berechnet.

Nur mit einer Ausnahmegenehmigung des Bundesverkehrsministeriums dürfte die S-Bahn weiter wie jetzt auf Tempo 80 beschleunigen. Auf diese Geschwindigkeit ist auch der Fahrplan ausgelegt. Einfach genehmigen kann das Ministerium die Ausnahme für die S-Bahn aber nicht. Erlassen wurde die Vorschrift nach dem Zusammenstoß eines Güterzuges mit einem Triebwagen bei Hordorf in Sachsen-Anhalt, bei dem im Januar 2011 zehn Menschen ums Leben gekommen und 22 verletzt worden waren. Der Lokführer des Güterzuges hatte mehrere Halt zeigende Signale ignoriert; Anlagen für ein automatisches Bremsen gab es dort noch nicht. Das Eisenbahn-Bundesamt hatte dann im Sommer 2012 angeordnet, dass alle Haupt- und Nebenstrecken, auf denen mehrere Züge gleichzeitig unterwegs sind, bis Ende 2014 mit Anlagen ausgestattet sein müssen, die einen Zug stoppen, wenn der Lokführer nicht an einem Rot zeigenden Signal hält.

Bei der S-Bahn rechnet man deshalb damit, dass eine Ausnahmegenehmigung mit Auflagen versehen würde – falls sie denn überhaupt erteilt wird. Die Vorschrift ist schließlich erlassen worden, um die Sicherheit zu gewährleisten. Das alte Signalsystem der Berliner S-Bahn, das immerhin noch aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammt, soll erst in den nächsten Jahren modernisiert werden.

Es droht ein Szenario wie in den vergangenen Jahren.

Noch fährt sie. Die S-Bahn trotzt jeder Witterung – so lange Zimmertemperatur herrscht. Doch nicht nur der Wintereinbruch bereitet dem Unternehmen Kopfzerbrechen. Ab 2015 gelten neue Sicherheitsvorgaben, die zur Folge haben könnten, dass der Zugverkehr dauerhaft ausgebremst wird.
Noch fährt sie. Die S-Bahn trotzt jeder Witterung – so lange Zimmertemperatur herrscht. Doch nicht nur der Wintereinbruch bereitet dem Unternehmen Kopfzerbrechen. Ab 2015 gelten neue Sicherheitsvorgaben, die zur Folge haben könnten, dass der Zugverkehr dauerhaft ausgebremst wird.

© Mike Wolff

Was es bedeutet, wenn die Züge schleichen müssen, erfuhren Fahrgäste bereits im Winter 2010/11. Weil damals nicht sichergestellt war, dass alle Fahrzeuge den nötigen Bremssand an Bord hatten, musste die S-Bahn die Höchstgeschwindigkeit auf 60 km/h reduzieren und einen Notfahrplan stricken, der wochenlang galt, weil der Normalfahrplan nicht mehr einzuhalten war und Anschlüsse beim Umsteigen nicht mehr klappten.

Inzwischen hat die S-Bahn hier vorgebaut: Die Züge haben eine automatische Füllstandskontrolle der Sandbehälter erhalten; die damals häufig eingefrorenen Leitungen für den Bremssand und die Behälter werden jetzt beheizt. Motoranlagen, die durch Flugschnee lahmgelegt wurden, sind geschützt. Kleinere Umbauten sollen das Einfrieren von Türen verhindern. Gegen das Einfrieren von Weichen, weswegen in vergangenen Wintern ebenfalls mehrfach der Betrieb massiv gestört war, will sich die Bahn durch das Beheizen der Anlagen schützen; rund 900 der gut 1000 Weichen im Netz werden nach Angaben eines Sprechers inzwischen beheizt. Besonders wichtige Anlagen sollen zudem extra gesichert werden. Und um Züge bei Frost vor Reparaturen in der Werkstatt von Eis und Schnee befreien zu können, baut die S-Bahn wieder Zelte zum Auftauen auf. Ob der Plan aufgeht, kann sich schon heute zeigen.

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