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Öffentlicher Nahrverkehr: S-Bahn bittet BVG um Pannenhilfe

Die S-Bahn will sich jetzt sogar Fahrzeuge von der BVG leihen, weil der letzte funktionsfähige Reparaturzug in die Werkstatt muss. Außerdem wurde bekannt, dass das Unternehmen die gerade wiedereröffnete Werkstatt in Friedrichsfelde abreißen lassen wollte.

Die S-Bahn will sich jetzt sogar Fahrzeuge von der BVG leihen. Außerdem verzögert sich die Reaktivierung von abgestellten Zügen. Und jetzt stellt sich heraus, dass die gerade wiedereröffnete Werkstatt in Friedrichsfelde von der Unternehmensführung bereits zum Abriss vorgesehen war – trotz Denkmalschutzes.

Derzeit mangelt es der S-Bahn nicht nur an Wagen für die Passagierbeförderung, sondern auch für die Pannenhilfe. Während die BVG vier sogenannte Hilfsgerätezüge bereithält, hat die S-Bahn nur einen. Und der muss demnächst in die Werkstatt. Im März will sich die S-Bahn deshalb für sechs Wochen einen solchen Zug von der BVG leihen. Die Züge werden unter anderem eingesetzt, um entgleiste Fahrzeuge wieder auf die Schienen zu setzen.

„Wir wollen auf Nummer sicher gehen“, sagt U-Bahnchef Hans-Christian Kaiser. Deshalb gebe es die vier Hilfszüge bei der BVG, auch wenn das Netz kleiner sei als bei der S-Bahn. Man sei aber bereit zu helfen; die Gespräche liefen aber noch. Der Zug muss dann für den S-Bahn-Einsatz angepasst werden. Das Unternehmen hatte bis April 2007 zwei Gerätezüge, allerdings sollte einer zum Schienenschleifzug umgebaut werden. Daraus ist nichts geworden, aber eingesetzt werden kann der abgestellte Zug auch nicht mehr.

Dass der einzige Hilfszug auch mal in die Werkstatt muss, dürfte auch 2007 bekannt gewesen sein. Wieso man auf Ersatz verzichtete, ließ sich jetzt nicht klären. Spötter sagen: „Bei der S-Bahn hat man eben versucht, instandhaltungsfrei zu fahren.“ Deshalb wurden Werkstätten geschlossen. Dass jetzt bei dem großen Bedarf nach Kapazitäten die Werkstatt in Friedrichsfelde wieder geöffnet werden konnte, verdankt die S-Bahn – den Denkmalschützern in Lichtenberg. 2008 wollte die S-Bahn die Hallen abreißen lassen. Der Antrag habe ihn sprachlos gemacht, sagte Lichtenbergs Baustadtrat Andreas Geisel (SPD) . Der Abriss der denkmalgeschützten Gebäude sei nicht infrage gekommen. Weil die Hallen von Vandalismus verschont wurden, konnten sie im Januar wieder in Betrieb gehen – längerfristig sogar, wie Bahnchef Rüdiger Grube vor kurzem bekräftigte.

Anders als die BVG hat die S-Bahn auch keine Loks mehr, die defekte Wagen abschleppen oder Materialzüge ziehen können. Als Reparaturen anstanden, wurden die Fahrzeuge, die einst die BVG gekauft hatte, als sie für den S-Bahn-Betrieb im Westteil der Stadt zuständig war, verkauft. Heute muss sich die S-Bahn die Loks leihen. Dies ist bei den Wagen für den Fahrgastbetrieb nicht möglich, wo wegen der zusätzlichen Kontrollen nach einem Radbruch Wagen noch mindestens bis 2011 fehlen. Deshalb will die S-Bahn auch 40 bereits seit Jahren abgestellte Fahrzeuge der einst für die S-Bahn in Ost-Berlin entwickelten Baureihe 485 wieder betriebsfähig machen. Das Vorhaben zieht sich aber hin. Mehrere Firmen, die Interesse an dem Auftrag haben, hätten die Fahrzeuge inzwischen begutachtet, sagte ein Bahnsprecher. Jetzt wartet die S-Bahn auf deren Angebote. Die Reparatur ist aufwendig, weil die Züge nach Angaben von Insidern zum Teil fast schrottreif sind. Sie waren abgestellt worden, um Kosten zu sparen.

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