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Der Pedelec-Boom macht auch vor herkömmlichen Rädern nicht halt. Neuartige Elektro-Antriebe (wie hier von Binova) lassen sich einfach an das alte Lieblingsfahrrad montieren.

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Pedelec-Boom in Deutschland: Auf der Elektrowelle

Die Nachfrage an Pedelecs steigt jedes Jahr. Dabei sind die Räder relativ teuer und zählen nicht gerade zu den Leichtgewichten. Die Kunden greifen trotzdem zu, denn es gibt handfeste Vorteile. Dazu zählt auch das wahren des Familienfriedens.

Sind wir mal ehrlich: So gut wie jeder Radfahrer hat sich insgeheim schon mal einen zuschaltbaren Rückenwind gewünscht. Sei es auf dem platten Land, wenn der Gegenwind wütend ins Gesicht peitscht oder am steilen Anstieg, wenn der größte Gang auf dem hinteren Kettenblatt liegt und der Berg dennoch kein Ende zu nehmen scheint. Ein bisschen Unterstützung, ein kleiner Schub von hinten wäre dann einfach Gold wert.

Nun werden viele eingeschworene Radler die Nase rümpfen und vom puren Fahren und unnötigem Schnick-Schnack fabulieren. Der wachsende Markt für Fahrräder mit elektrischem Antrieb spricht da allerdings eine klare Sprache. Laut Verband der Zweiradindustrie (ZIV) gibt es bereits mehr als 2,1 Millionen E-Bikes in Deutschland. Und es werden täglich mehr. Etwa 480 000 sind im letzten Jahr hinzugekommen.

Vorteile für den Extraschub

Es gibt viele Gründe, warum die Fahrräder mit elektrischer Unterstützung immer mehr Anhänger finden. Neue Technik, leichtere Batterien und sinkende Preise machen das Pedelec attraktiver. Vor allem stehen immer mehr Varianten zur Auswahl. Das macht die Auswahl zwar schwieriger, aber bringt auch das passende Rad für den richtigen Zweck zum Kunden. Gerade in Berlin gibt es Pendler, die auf ihre Pedelecs schwören. 20 Kilometer aus dem Speckgürtel zum Arbeitsplatz in die Innenstadt zu absolvieren ist selbst für weniger trainierte Fahrer problemlos möglich.

Nicht nur für ältere Menschen eine Erleichterung: Mit dem E-Bike lässt sich jede Steigung locker nehmen und auf längeren Ausflügen gut durchhalten.
Nicht nur für ältere Menschen eine Erleichterung: Mit dem E-Bike lässt sich jede Steigung locker nehmen und auf längeren Ausflügen gut durchhalten.

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Außerdem bleibt die Kleidung trocken und die Kollegen werden nicht mit unangenehmen Gerüchen malträtiert. Ein anderes Beispiel sind Paare, die trotz unterschiedlicher Fitness mit elektrischer Unterstützung ohne Streit über das richtige Tempo zusammen Ausflüge machen können. Und vor allem die ältere Generation, die mit dem E-Bike immer noch bequem mobil bleiben und auch weitere Strecken zurücklegen kann.

Was gegen E-Bikes spricht

Natürlich gibt es gute Gründe gegen stromunterstützte Zweiräder, abseits des Körperertüchtigungswahns. Auch die modernsten E-Bikes der aktuellen Generation haben immer noch Übergewicht. Selbst die filigranen Rennräder mit E-Motor wiegen noch mehr als 18 Kilogramm. Das Gewicht liegt in der Regel jenseits der 20-Kilogramm-Grenze. Solche Räder täglich in die Wohnung oder den Keller zu schleppen ist ein Kraftakt.

Pedelecs sind schwerer als die meisten konventionellen Fahrräder. Beim Hinabfahren von Bordsteinen sollte der Fahrer daher den Stoß mit dem Körper abfedern.
Pedelecs sind schwerer als die meisten konventionellen Fahrräder. Beim Hinabfahren von Bordsteinen sollte der Fahrer daher den Stoß mit dem Körper abfedern.

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Auf der Straße möchte man das viele Geld aber auch nicht stehen lassen. Denn – und das ist sicher ein weiterer Haken – ein E-Bike ist immer noch teuer. Liegt der Durchschnittspreis für ein normales Fahrrad bei rund 600 Euro, so beginnt die Preisspanne für Elektroräder am unteren Ende erst bei 1500 Euro. Nach oben sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Je nach Ausstattung und montierter Technik können 6000 Euro und mehr ausgegeben werden. Im Schnitt gehen E-Bikes für rund 2000 Euro in die Hände der Kunden über. Eine stattliche summe, für die ansonsten schon echte Luxusräder zu haben sind.

Sonderklasse S-Pedelecs

Und beim Thema S-Pedelec greift dann sogar die Straßenverkehrsordnung massiv ein. Denn die Räder, die mit Hilfe der E-Motoren Geschwindigkeiten bis zu 45 Stundenkilometer erreichen, sind versicherungspflichtig und müssen ein Nummernschild haben. Viele landschaftlich reizvollen Routen sind für die schnellen Stromer ebenfalls tabu. Kein Wunder, dass über 90 Prozent aller verkauften E-Bikes normale Pedelecs sind.

Ungeachtet dessen finden die Kunden am Thema E-Bike immer mehr Geschmack. Die Vorteile scheinen klar zu überwiegen. Ein regelrechter Pedelec-Boom hat Deutschland erfasst. Im vergangenen Jahr ist der Absatz der Elektrofahrräder um 17,1 Prozent gestiegen. Sogar Angela Merkel radelt mit auf der Elektrowelle.

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