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Doppelte Vorsicht: Radfahrer mit Hund

© dpa

Rad trifft Hund: Wer bremst, verliert

Hundebesitzer und Radfahrer liefern sich in Berlin seit Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Wer ist eigentlich unbeliebter? Radfahrer auf Gehwegen oder Hundehalter ohne Leine?

Ich bin Radfahrerin. Ohne Hund. (Manchmal kommt ja sogar beides zusammen). Mein Weg zur Arbeit führt mich täglich durch einen Park. Jetzt im Herbst fällt buntes Laub von den Bäumen, sieht schön aus, ist aber auch sehr glitschig. Egal, ich bin spät dran. Also trete ich etwas schneller und plötzlich kommt er um die Ecke: Ein weißer Collie. Seinen Halter hatte ich gesehen, einen Hund hat er an der Leine, aber er wäre kein Berliner Hundehalter, wenn er nicht noch einen zweiten Hund ohne Leine in der Hinterhand hätte. Der Collie geht mir nicht aus dem Weg, Platz zum Ausweichen ist auch nicht, also: Vollbremsung. Hund gerettet, Hose kaputt.

Meine ersten Worte nach dem Sturz: "Warum nehmen Sie Ihren Hund nicht an die Leine?" Seine ersten Worte: "Sie haben uns doch gesehen, warum bremsen Sie nicht früher?"

An der Stelle hätten wir das Gespräch wohl besser beendet. Wir tauschen aber noch ein paar Schuldzuweisungen aus. Und dann kommt die Solidarität der anderen: Ein Radfahrer hält an. "Immer das gleiche, nie nehmen die ihre Hunde an die Leine." Und eine Fußgängerin: "Ja, aber das ist hier ein Park, hier sind auch Kinder (da waren keine Kinder), da muss man langsam fahren." Dann der nächste Hundehalter und so weiter.

Wäre ich nicht irgendwann aufgestanden und weiter gefahren, ich bin mir sicher: Es hätten sich drei große Menschentrauben gebildet. Menschen mit Fahrrädern, Menschen mit Hunden und eine Gruppe nur mit kleinen und großen Menschen. Vielleicht hätten wir heute ein für alle mal klären können, wer eigentlich am unbeliebtesten ist. Aber ich musste weiter, zur Arbeit.

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