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S-Bahn: Der Betrieb läuft – an Touristen vorbei

Berliner scheinen sich schnell auf Herausforderungen einstellen zu können. Am ersten Tag mit dem stark reduzierten Angebot der S-Bahn und der Straßensperrung rings um den Reichstag blieb am Montag das befürchtete Chaos aus.

Berliner scheinen sich schnell auf Herausforderungen einstellen zu können. Am ersten Tag mit dem stark reduzierten Angebot der S-Bahn und der Straßensperrung rings um den Reichstag blieb am Montag das befürchtete Chaos aus. Erst am Abend gab’s Stau. Bei der S-Bahn waren zum Betriebsbeginn einige Züge ausgefallen, bedingt durch Probleme beim Zusammenstellen der Züge. Auf der auf den Abschnitt Olympiastadion–Zoo geschrumpften Linie S 75 begann der Betrieb deshalb erst gegen 5.30 Uhr. Probleme hatten den ganzen Tag über dagegen vor allem Touristen, die mehr oder weniger hilflos auf den Bahnsteigen standen. Die S-Bahn will in den nächsten Tagen die Informationen verbessern.

Dann soll es auch Hinweise auf die Ersatzbusse geben, die vom Bahnhof Zoo zu den geschlossenen Stationen Tiergarten und Bellevue und dann weiter über den Hauptbahnhof und den U-Bahnhof Zinnowitzer Straße zum Nordbahnhof der S-Bahn fahren. Hinweise zu den Abfahrtsstellen waren gestern weder im Bahnhof Zoo noch im Hauptbahnhof zu finden. Während es im Hauptbahnhof wenigstens Mitarbeiter gab, die weiterhelfen konnten, waren sie am Zoo nur auf dem Vorplatz präsent. Entsprechend wenig wurden die Busse genutzt.

Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) fordert, Hinweise auch auf Englisch zu geben, was die S-Bahn nach Angaben eines Sprechers von heute an machen will. Dass der Verkehr der S-Bahn stark eingeschänkt und unter anderem zwischen Zoo und Ostbahnhof komplett eingestellt ist, erfuhren Fahrgäste auf der Station Savignyplatz nur durch kleine Aushänge im üblichen Fahrplankasten; weitere Hinweistafeln oder gar Durchsagen gab es nicht.

Bei einer guten Informationspolitik hätten Touristen durchaus Verständnis für die Probleme der S-Bahn, ist der Sprecher der Tourismus Marketing Berlin, Christian Tänzler, überzeugt. Auch wenn man jetzt häufiger umsteigen und länger auf eine Bahn warten müsse. Berlin habe den Vorteil, dass das verknüpfte Netz von Bahnen und Bussen meist alternative Fahrmöglichkeiten zulasse – wenn man sie kenne. Viele Touristen wüssten zudem, was im Berliner Nahverkehr derzeit auf sie zukomme, sagte eine Sprecherin des Hotels Estrel in Neukölln. Die Probleme der S-Bahn seien bundesweit ein Thema. Die Gäste seien meist immer noch sehr entspannt. Eine Erfahrung, die im Westin Grand Hotel an der Friedrichstraße bestätigt wird.

Bei der BVG reichte das Angebot nach Angaben des Unternehmens aus. In der U-Bahn waren demnach 10 bis 20 Prozent mehr Fahrgäste unterwegs als sonst. Die BVG setzt auf den meisten Linien längere Züge ein und lässt die Bahnen in der Regel alle fünf Minuten fahren. Auch Straßenbahnen mit Umsteigestationen zum S-Bahn-Ring seien voller gewesen; auf mehreren Tram-Linien gab es zusätzliche Fahrten. Weniger los war in den Bussen.

Mehr Fahrgäste zählt man im Schnellbus vom Bahnhof Südkreuz zum Flughafen Schönefeld, der derzeit ohne S-Bahn- Anschluss ist. Die Zahl der Mitfahrer habe sich fast vervierfacht, teilten die Betreiber mit. Der Bus, der derzeit ohne Zuschlag mit VBB-Tickets genutzt werden darf, hält jetzt auch am Bahnhof Tempelhof. Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) bedankte sich gestern aus dem Urlaub bei den Mitarbeitern der Verkehrsbetriebe für den engagierten Einsatz und bei den Berlinern und Gästen für deren Bereitschaft, auf andere Bahnen und Busse umzusteigen.

Der derzeitige Notfahrplan der S-Bahn soll etwa zweieinhalb Wochen gelten. Das Unternehmen kann wegen verschärfter Sicherheitsvorschriften nach einem Radbruch im Moment nur noch 330 von 1260 Wagen einsetzen. Die anderen müssen in den Werkstätten kontrolliert werden. Erst wenn es untersuchte Fahrzeuge in ausreichender Zahl gebe, werde man den Fahrplan wieder ändern, sagte ein Sprecher. Normalbetrieb wird es frühestens im Dezember geben.

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