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S-Bahn: Nach den Zügen fallen die Rolltreppen aus

Allein am Dienstag meldete die Berliner S-Bahn sieben gestörte Rolltreppen. Die Bahn führt häufigere Defekte auf Schmutz zurück. Der Verkehrsverbund fordert mehr Servicekräfte.

Alles steht. Im Bahnhof Zoo waren in den vergangenen Tagen zeitweise alle Rolltreppen zum S-Bahnsteig außer Betrieb, auch in anderen Bahnhöfen bewegen sich die Fahrtreppen nicht. Allein am Dienstag hat die S-Bahn sieben gestörte Anlagen gemeldet. Hinzu kamen 13 Aufzüge, die außer Betrieb waren. Zu viele, sagt Hans-Werner Franz, der Chef des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB). Und die Reparatur dauere zu häufig zu lang, bemängelt Franz. Die BVG berichtete gestern von drei Aufzugsstörungen; Angaben zu stehenden Fahrtreppen gibt es bei ihr nicht.

Durch die aktuelle Witterung könne es derzeit vermehrt zu Ausfällen bei Fahrtreppen und Aufzügen kommen, weil die empfindlichen Anlagen durch den im Winter gestreuten Sand häufiger verschmutzten, sagte ein Bahnsprecher. Auch dass Betätigen der Nothaltetaste führe oft zu Störungen. Funktionierende Anlagen hätten für die Bahn höchste Priorität. Die Defekte sollten durch Hausinspektoren schnell beseitigt werden. Falle eine Anlage längere Zeit aus, weil zum Beispiel erst Ersatzteile beschafft werden müssten, sollte darauf besonders hingewiesen werden.

Franz lässt dies so nicht gelten. Die langen Standzeiten gebe es auch, weil die Wartungsverträge mit Firmen entsprechend abgeschlossen seien. Je länger man den Firmen Zeit lasse, einen Defekt zu beheben, desto günstiger würden die Vertragskonditionen. Ein Schnell-Service dagegen wäre teuer; Ziel der Bahn sei es aber zu sparen.

Darunter habe beim Schneefall Anfang Dezember auch der Betrieb gelitten. Nach Angaben von Franz hat es bis zu neun Stunden gedauert, bis eine eingefrorene Weiche nach der Meldung flott gemacht war. Aufträge zum Enteisen übergebe die Bahn in der Regel an Subunternehmen, die die Arbeit wiederum von anderen Firmen ausführen ließen. Am Ende sei ein „Sub-Sub-Sub-Unternehmen“ zuständig, das sein Personal schlecht bezahle und kaum motivieren könne, mitten in der Nacht aufzustehen, um eine Weiche freizuschaufeln.

Franz kritisierte vor dem Verkehrspolitischen Informationsverein zudem die Nicht-Informationen der S-Bahn bei ausgefallenen oder verspäteten Zügen. Dafür gebe es keine Entschuldigung, sagte Franz. Die Bahn müsse in diesem Bereich mehr Personal einsetzen, das auch auf den Bahnhöfen direkt informieren könne. Zentral gesteuerte Ansagen, die nur für einen Normalbetrieb ausgelegt seien, reichten nicht – und seien zudem häufig auch falsch geschaltet.

Die S-Bahn hat nach ihren Angaben zuletzt 80 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, die Hälfte davon mit Fremdsprachenkenntnissen, die als Servicepersonal auf den Bahnhöfen die Fahrgäste informieren sollen. Alle seien dafür ausgebildet worden. Nach Ansicht von Franz ist die Zeit dafür jedoch zu kurz, um das Wissen zu erlangen, das für ausreichende Informationen erforderlich sei.

Für Franz ist klar: „Ein Dienstleistungsunternehmen wie die Bahn ist nicht ohne Personal zu führen.“ Die Praxis sieht anders aus. Im April 2005 hatte die S-Bahn noch 3900 Mitarbeiter, inzwischen war die Zahl um fast tausend reduziert worden. Erst in der jetzigen Krise hat man den Mitarbeiterarbeiterstamm wieder auf rund 3000 erhöht.

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