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Rollende Zukunft. Nicht nur bei der Sternfahrt kommen die Radler gut voran, während die Autos im Stau stecken.

© Olaf Wagner

Stadtentwicklung: Berliner sollen aufs Fahrrad umsteigen

Der Berliner Senat will den Autoverkehr bis zum Jahr 2025 deutlich reduzieren. Am Bau der A 100 hält der Stadtentwicklungsplan aber fest.

Die Berliner sollen das Auto stehen lassen und öfter mit dem Rad fahren. So sieht es zumindest der neue Stadtentwicklungsplan Verkehr (StEP) vor, dessen Entwurf am Freitag von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) vorgestellt worden ist. Am umstrittenen Weiterbau der Stadtautobahn hält der neue Stadtentwicklungsplan fest, ansonsten sind keine größeren Bauten konkret geplant. Und obwohl auch der Anteil des Nahverkehrs steigen soll, nannte Junge-Reyer bei den Investitionen hier auch nur die bekannten Projekte – die Verlängerung der U 5 vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor, die S-Bahn S 21 vom Nordring zum Hauptbahnhof sowie die Gleise der Straßenbahn auf der Invalidenstraße zum Hauptbahnhof.

Nach den Prognosen im StEP wird der Anteil des Radverkehrs von heute 13 Prozent auf 18 Prozent im Jahr 2025 steigen, während der Autoverkehr von 32 Prozent auf 25 Prozent zurückgehen wird. Der Nahverkehr wird demnach seinen Anteil von 27 Prozent auf 29 Prozent steigern, während der Anteil der Fußgänger am Verkehrsaufkommen mit 28 Prozent konstant bleibt. Insgesamt soll so der Umweltverbund genannte Anteil am Verkehr zunehmen.

Den prognostizierten Rückgang beim Autoverkehr begründet Junge-Reyer mit dem sinkenden Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung sowie mit erwarteten kräftigen Kostensteigerungen im Individualverkehr; vor allem bei der Energie. Aber auch weitere gebührenpflichtige Bereiche fürs Parken machen demnach das Abstellen des Autos teurer. Dagegen sollen die Preise für Fahrten mit Bahnen und Bussen nur moderat steigen, um den Anreiz zum Umsteigen zu erhöhen. Aber auch die Begeisterung fürs Auto nehme ab: Der Anteil der 18- bis 24-Jährigen, die ein Auto besitzen, sei in den vergangenen acht Jahren von 24 Prozent auf 16 Prozent gesunken. Ob dies auch mit der Arbeitslosigkeit zusammenhängen kann, lässt der StEP offen.

Den Radverkehr fördern will der StEP unter anderem durch einen Umbau von Straßen, der zu mehr Platz für Radler führt, aber auch durch ein Leihsystem, das attraktiver sein soll als das heutige Angebot der Bahn AG.

Bei den Investitionen wird der Bestandsschutz im Mittelpunkt stehen. Zudem plant Junge-Reyer, den Instandhaltungsrückstand bei den Straßen abzubauen. Mit 40 Millionen Euro sollen die Bezirke hierfür doppelt so viel Geld erhalten wie derzeit – falls der Finanzsenator das Geld rausrückt. Neben dem Weiterbau der Stadtautobahn, die der Bund finanzieren würde, nannte Junge-Reyer als weiteren Straßenneubau eine Verbindung von der Schnellerstraße in Niederschöneweide zur Rummelsburger Landstraße. Die Fortsetzung bis zur Späthstraße sei in den nächsten fünf Jahren aber nicht zu finanzieren. Dies gelte auch für die Tangentiale Verbindung Ost von der Spindlersfelder Straße in Köpenick entlang dem Außenring der Bahn zur Märkischen Allee in Marzahn.

Im Nahverkehr gibt es außer den fest projektierten Vorhaben nichts Konkretes. In Aussicht stellt Junge-Reyer den Lückenschluss der Tram in Mahlsdorf bis zum S-Bahnhof und den Weiterbau in Adlershof bis zum Bahnhof Schöneweide. Vage bleiben die Pläne für Gleise über die Leipziger Straße zum Kulturforum und vom Hauptbahnhof zur Turmstraße.

Der neue Stadtentwicklungsplan muss noch vom Parlament verabschiedet werden. In die Vorlage will der ADAC, der, wie andere Institutionen, am Runden Tisch für den Entwurf mitgearbeitet hat, auch seine Sicht aufnehmen lassen. Verkehrsexperte Jörg Becker bezweifelt vor allem die Prognosen.

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