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Start in die Rad-Saison: Tuning fürs Fahrrad: Ein paar Handgriffe für mehr Fahrspaß

Gute Pflege ist wichtig, wenn das Rad aus dem Winterschlaf geholt wird. Alte Räder können mit ein paar Tipps vom Experten gar getuned werden.

„Jetzt mache ich ihn schneller“ - im Auto-Bereich war das mal ein sehr berühmtes Tuning-Buch. Aber auch auf Fahrrädern sollen gelegentlich Geschwindigkeits-Freaks unterwegs sein. Und davon abgesehen: Was die Effizienz eines Fahrrads erhöht, das kann dafür sorgen, dass man mit weniger Kraft ans Ziel kommt - ebenfalls reizvoll. Dabei gibt es durchaus gute Tipps, wie ein vorhandenes Rad schneller und leichtgängiger werden kann.

Allgemeine Optimierung

Zunächst sollte man dafür sorgen, dass alles am Fahrrad leicht läuft und einwandfrei funktioniert. Das heißt: Kette und Schaltung ölen, Lager und Naben fetten sowie gegebenenfalls einstellen. Ist genug Luft im Reifen oder ist er halb platt? Ist die Schaltung korrekt eingestellt? Oder schleifen die Flanken der Laufräder an der Bremse? Fehler und schlecht gewartete Komponenten kosten bei jedem Tritt Kraft. Zu den gängigen Einstellarbeiten gibt es bei Youtube sehr gute Video-Anleitungen.

Was die Wahl der richtigen Schmiermittel angeht, daraus könnte man eine Religion machen. Grundsätzlich gilt aber: Nähmaschinen oder Kettensägen-Öl reichen in den meisten Fällen, ebenso wie ganz normales Abschmierfett. „Wer all das tut“, sagt René Filippek, Technik-Redakteur beim Magazin „Radwelt“ des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC, „der kann mit wenig Aufwand erreichen, dass sich das Rad deutlich flotter anfühlt.“ Aber: Niemals mit dem Hochdruckreiniger auf Lager, Kette oder Naben halten. Denn sonst spült man das Schmiermittel hinaus - und bekommt es unter Umständen nie wieder hinein.

Gewicht sparen

Was nicht am Rad ist, das muss auch nicht bei jedem Ampelstart mit Muskelkraft in Bewegung versetzt werden. Deshalb lohnt es sich, darüber nachzudenken, was man wirklich braucht und was man abschrauben könnte. Gefederte Sattelstützen zum Beispiel sind schwer, reine City-Piloten kommen oft auch ganz gut ohne Fahrradständer aus. Selbst ein Gepäckträger ist für viele Rucksack-Piloten verzichtbar.

Experte Filippek hat noch weitere Tipps: „Federgabeln gehen sehr oft kaputt und viele sprechen auch zu träge an, um auf die kleinen Unebenheiten im Stadtverkehr zu reagieren. Wenn man sie durch starre Exemplare ersetzt, spart man Gewicht.“ Bei Nabendynamos wiederum entscheidet oft der Preis - hochwertige Exemplare sind leichter und bremsen weniger. Stecklichter mit Batterien wären ebenfalls eine Alternative, allerdings sind die Akkus gern leer, wenn man sie braucht. Und wer will, kann auch auf die Schutzbleche verzichten. Allerdings kann man sich dann bei nasser Straße ziemlich einsauen.

Laufräder

Wer Rennrad fährt, der weiß: Für richtig leichte Laufräder kann man vierstellige Geldbeträge ausgeben. Für das Alltagsrad wird man das eher nicht tun, aber es gilt: Weil es sich um rotierende Massen handelt, lohnt sich bei Felgen und Reifen Gewicht sparen so richtig: „200 Gramm weniger können schon dafür sorgen, dass sich das Rad spürbar spritziger anfühlt“, sagt Technik-Experte René Filippek. Nachdenken könnte man deshalb zum Beispiel darüber, breite Cruiser-Mäntel gegen schmalere und damit leichtere zu ersetzen.

Leider steigt allerdings bei schmalen Rennreifen mit dünnem Gummi auch die Gefahr einer Reifenpanne, bei all den Scherben auf Berliner Straßen ein bedenkenswerter Faktor. Auch die leichten Laufräder aus dem Rennrad-Bereich mit ihren wenigen Speichen werden irgendwann zu anfällig für den Alltagsverkehr. Außerdem: Je dünner die Felgenflanke, desto schneller bremst sie sich durch, wenn Felgenbremsen verbaut sind. Hier muss jeder seine Prioritäten selbst setzen, genau wie bei der Frage des Reifendrucks: Wer nah ans erlaubte Maximum geht (steht auf dem Mantel), der verliert Komfort, weil der Reifen weniger federt. Aber dafür läuft er leichter.

Übersetzung

Darüber lohnt es sich nachzudenken, wenn Kettenblätter, Zahnkranz oder Kette sowieso verschlissen sind und ausgetauscht werden müssen: Über die passende Wahl der Übersetzungen kann man die Charakteristik der Schaltung anpassen und manchmal auch ein bisschen Geschwindigkeit rausholen. So sind viele Mountainbikes sehr kurz übersetzt. Wer hier vorn am Tretlager ein größeres Kettenblatt montiert, der übersetzt das Rad insgesamt länger. Hinten geht bei einer Kettenschaltung auch etwas: Am Hinterrad, wo der Zahnkranz meist aus sieben bis elf Einzelzahnrädern besteht, kann man deren Größe an die Art der Nutzung anpassen - enger gestuft für den Stadtverkehr in der Ebene oder mit mehr Spreizung wenn es ab und zu in die Berge geht. Selbst bei den Gängen lässt sich Gewicht sparen: Filippek selbst hat an seinem Stadtrad von ursprünglich drei Kettenblättern vorn zwei weggelassen - in Berlin braucht man keine dreißig Gänge. Übrigens: Ob Antriebskomponenten verschlissen sind, das kann man mit einer Lehre selbst prüfen, die es für wenig Geld zu kaufen gibt.

Der menschliche Faktor

Über die Geschwindigkeit eines Fahrrads entscheidet letzten Endes der, der drauf sitzt. Aber damit der die Kraft der Beine auch auf die Straße bringen kann, muss das Rad richtig eingestellt sein. Ganz grob gilt: Zunächst den Sattel so stellen, dass man bei durchgestrecktem Bein mit der Ferse auf dem Pedal stehen kann, wenn es ganz unten steht. So bleibt das Knie immer leicht angewinkelt, wenn man mit dem Vorderfuß tritt. Außerdem gilt, wie Filippek beschreibt: „Der Winkel Oberkörper zu Oberarm sollte mindestens 90 Grad betragen, am Lenker sollte der Griff mindestens schulterbreit sein.“ Und: Wer die passende Einstellung partout nicht hinbekommt, der könnte auf einem Rad sitzen, das schlicht die falsche Größe hat.

Kai Kolwitz

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