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Tunnel an der Friedrichstraße: Posse unter dem Spreedreieck

Der unterirdische Durchgang im Bahnhof Friedrichstraße, der nach seiner Renovierung umgehend wieder geschlossen wurde, ist nun wieder offen. Eine Genehmigung seitens der Bahn fehlt jedoch weiterhin.

Der kurze Weg ist illegal. Wenn Fahrgäste derzeit im Bahnhof Friedrichstraße durch den Tunnel gehen, der die Bahnsteige der S- und der U-Bahn miteinander verbindet, befinden sie sich auf verbotenem Terrain. Der Gang ist jetzt zwar erneut zugänglich gemacht worden – doch wie bereits kurz vor Silvester wiederum ohne Genehmigung. Nicht ausgeschlossen ist, dass die Bahn, wie damals, den Tunnel nun wieder schließen lässt. Jedenfalls behalte man sich rechtliche Schritte vor, sagte ein Sprecher. Weitere Angaben wollte er nicht machen. Damit setzt sich die unendliche Posse um den Verbindungsgang fort, der die Umsteigewege erheblich verkürzt.

Der in den 30er Jahren gebaute Gang war 2007 abgerissen worden, um auf dem Spreedreieck darüber ein Büro- und Geschäftshaus bauen zu können. Der Investor Harm Müller-Spreer musste zusichern, den Tunnel am nördlichen Ende der Bahnsteige anschließend neu zu bauen. Die Arbeiten waren Ende 2009 abgeschlossen, doch Bahn und das aufsichtsführende Eisenbahn-Bundesamt (EBA) lehnten es ab, den Gang zu öffnen, weil nicht alle planerischen Vorgaben umgesetzt worden waren. Brandschutztüren waren nicht vorschriftsmäßig ausgeführt; und auch die Tunnelhöhe wich von den Plänen ab. Ende Dezember ließ Müller-Spreer den Gang dann eigenmächtig öffnen – und die Bahn sperrte ihn einen Tag später wieder ab. Nach weiteren Gesprächen signalisierte dann das EBA, es dulde eine Öffnung, weil Müller-Spreer zugesichert habe, eine Extra-Brandwache zu installieren. Der Bahn genügte dies nicht. Eine Duldung sei keine Genehmigung, argumentierte sie. Der Gang bleibt dicht. Fahrgäste mussten auch beim Umsteigen wieder den südlichen Zugang zum U-Bahnhof nutzen, der aus zwei schmalen Treppen besteht, auf denen es häufig extremes Gedränge gibt. Die BVG ließ vor der Treppe sogar einen Fahrscheinautomaten versetzen, um Platz zu schaffen.

Jetzt ließ Müller-Spreer die Bauzäune wieder entfernen. Schließlich sollen auch die Geschäfte, die er neu einbauen ließ, vermietet werden. Die Brandwache habe ein Mitarbeiter in der Überwachungsleitstelle übernommen, der bei einem Feuer direkt die Feuerwehr informiere. Die BVG hat auf die Tunnelöffnung noch nicht reagiert. Bisher fehlen auf dem Bahnsteig Hinweise auf den kurzen Umsteigeweg. Noch bestehe ja die Gefahr, dass der Gang wieder geschlossen werde, sagte BVG-Sprecher Klaus Wazlak.

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