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VBB-Tickets: Fahrpreise in Berlin und Brandenburg werden erhöht

Die Fahrpreise im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg werden nach Tagesspiegel-Informationen im nächsten Jahr erhöht - vor allem für Einzelfahrscheine. Die neue BVG-Chefin kann das Geld brauchen.

Die ausgeguckte neue BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta kann sich wahrscheinlich gleich nach ihrem Amtsantritt im November über steigende Einnahmen im folgenden Jahr freuen, weil die Fahrpreise steigen werden. Nach Tagesspiegel-Informationen wird die neue Tarifrunde in den kommenden Wochen vorbereitet, um 2011 wirksam zu werden. Zuletzt hatte es am 1. April 2008 eine Tarifänderung gegeben. Der noch amtierende BVG-Chef Andreas Sturmowski, dessen Vertrag nicht verlängert wurde, hatte sich seither mehrfach vergeblich für höhere Ticketpreise eingesetzt.

Teurer werden soll vor allem der Einzelfahrschein, der im Stadtgebiet derzeit 2,10 Euro kostet. Dieser Preis gilt sogar bereits seit August 2005. Er könnte jetzt um zehn oder auch 20 Cent steigen. Dafür kann man im Tarifgebiet AB etwa von Wannsee bis Wilhelmshagen bei Erkner fahren, was mehr als eine Stunde dauert. Zum Vergleich: In Hamburg kostet die knapp 50-minütige Fahrt vom Hauptbahnhof nach Stade 7,40 Euro, und wer mit der S-Bahn von Leipzig nach Halle will, was gut eine halbe Stunde dauert, muss sechs Euro zahlen. Weitgehend geschont werden sollen dagegen die Stammkunden in Berlin.

Die Weichen müssen jetzt gestellt werden, um die Preise Anfang 2011 erhöhen zu können, weil man etwa ein halbes Jahr für die Vorbereitung und die Abstimmungen benötigt. Da im Herbst 2011 Wahlen zum Abgeordnetenhaus stattfinden, sollen die Preise in zeitlich größtmöglichem Abstand zum Urnengang erhöht werden.

In die erwarteten Auseinandersetzungen um höhere Preise muss sich die neue BVG-Chefin daher nicht mehr einschalten; aber sie hat auch so genügend Probleme zu lösen, an denen schon mehrere Vorgänger gescheitert sind. Am schwierigsten wird es sein, das eigene Haus mit den rund 12.000 Mitarbeitern in den Griff zu bekommen. Die einzelnen Bereiche der BVG – für den Bus, die Tram und die U-Bahn – entwickeln oft ein Eigenleben. Erfolgreich könne aber nur ein integriertes Unternehmen sein, sagt der Vorsitzende des Gesamtpersonalrats, Uwe Nitzgen.

Teurer werden soll vor allem der Einzelfahrschein

Nikutta soll neben der Chefrolle auch die Zuständigkeit für den Betriebsbereich bei der BVG übernehmen. In der Vergangenheit waren für diese Aufgabe meist Ingenieure ausgewählt worden. Die 41-jährige Nikutta hat außer Wirtschaft und Pädagogik auch Psychologie studiert, was ihr zumindest im Umgang mit der komplizierten innerbetrieblichen Hierarchie helfen kann. Auch Sturmowski hatte als Betriebswirt keine Fachkenntnisse, als er den Betriebsbereich der BVG übernahm.

Nikutta muss sich aber nicht nur innerbetrieblich gegen eine Männerriege durchsetzen, sondern auch beim Senat Geld locker machen. Das Unternehmen braucht in den kommenden Jahren mindestens 104 neue U-Bahn-Wagen, um den Betrieb aufrechterhalten zu können. Finanziert ist dieses Millionenprojekt noch nicht. Was passieren könnte, falls das Geld nicht fließt, hat der bisherige Vorstand schon durchspielen lassen. Zu einem Szenario gehörte sogar die Einstellung der U-Bahn-Linien U 3 (Nollendorfplatz–Krumme Lanke) und U 4 (Nollendorfplatz–Innsbrucker Platz).

Nikutta übernimmt ein mit rund 730 Millionen Euro verschuldetes Unternehmen. Und die Verbindlichkeiten steigen in den nächsten Jahren weiter. Bisher gleicht der Senat das Defizit bei der BVG nicht aus. Hier wird sich zeigen, ob die neue Chefin bessere Bedingungen aushandeln kann. In diesem Jahr werden die im Verkehrsvertrag mit dem Senat festgelegten Zuschüsse überprüft.

Rationalisieren kann Nikutta nicht mehr viel. Schon heute gibt es kaum noch Reserven bei den Fahrzeugen, und nach großzügigen Abfindungsangeboten fehlen dem Unternehmen inzwischen sogar Fahrer. Nur die Verwaltung gilt weiter als überbesetzt.

Wenn die BVG nachweise, dass sie die Ziele, etwa im Sicherheitsbereich, nur umsetzen kann, wenn es mehr Geld gebe, werde man darüber reden können, sagte der Verkehrsexperte der SPD, Christian Gaebler. Ob die neue Chefin bei den jetzt anstehenden Gesprächen schon dabei sein wird, muss sich aber noch zeigen.

Und auch mit den Tarifen wird sie sich früher oder später intensiv beschäftigen müssen: Nach wie vor wartet die Politik auf ein Tarifkonzept, das zu mehr Einnahmen führt und die Zahl der Fahrgäste trotzdem steigen lässt. Nicht alle beneiden Nikutta um den mit knapp 400.000 Euro dotierten Job.

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